DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-01-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.01.2020 um 10.30 UTC



Meist ruhiges und relativ mildes Winterwetter. Anfangs und ab dem Wochenende im
Norden und Nordosten leicht wechselhaft und windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 25.01.2020


Am Dienstag und Mittwoch liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der von einem
kräftigen Hoch westlich der Britischen Inseln ausgeht und der nach Südeuropa
gerichtet ist. Das korrespondierende Bodenhoch, das durch diesen Keil gestützt
ist, erstreckt sich, ausgehend vom Seegebiet westlich von Irland über
Deutschland hinweg zur Adria. In dessen Bereich hält sich ruhiges Winterwetter.
Über der Iberischen Halbinsel liegt dagegen ein ausgedehnter Höhentiefkomplex.
Zwar läuft am Mittwoch an der Vorderseite eines sich auf Osteuropa
übergreifenden Troges eine Kaltfront nach Süden ab, die auch den Norden und
Nordosten Deutschland streift, nennenswerte Niederschläge sind nicht in Sicht.
Bis Donnerstag wird die weit über dem Nordatlantik liegende Frontalzone durch
einen darin eingelagerten Trog etwas nach Süden gedrückt, wodurch von dem zuvor
westlich der Britischen Inseln liegenden Hoch nicht mehr viel übrigbleibt.
Vielmehr bildet sich ein neuer Schwerpunkt hohen Luftdrucks über dem
südöstlichen Mitteleuropa heraus, wobei die Lage über Deutschland weiterhin von
geringen Luftdruckgegensätzen geprägt ist.
Im Laufe des Freitags verlagert sich der Höhentiefkomplex von der Iberischen
Halbinsel nordwärts, dockt an die Frontalzone an und wandelt sich somit in einen
Trog um. Vorderseitiger Druckfall baut das bislang wetterbestimmende Bodenhoch
in seinem Westteil weiter ab, ohne aber dass über Deutschland der Gradient
nennenswert zunimmt. Am Samstag greift dann der Trog auf Mitteleuropa über.
Vielmehr handelt es sich dabei um eine zyklonale Westströmung, in welche
kurzwellige Troge eingelagert sind. Hierdurch kommen geringe Niederschläge auf.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird der Trog rasch nach Osten
geführt, so dass Deutschland wieder an die warme Seite der Frontalzone gelangt.
Ein sich den Britischen Inseln nähernder markanter Trog lässt dann die Strömung
auf Südwest drehen. Im Norden und in der Mitte Deutschlands legt der Gradient
merklich zu, so dass an der Küste und im höheren Bergland Sturmböen und
exponiert auch schwere Sturmböen auftreten können. Für den Süden und Südosten
ist hingegen keine Änderung in Sicht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht ableiten. Bis Sonntag ließen die beiden Modellläufe
einen breiten Trog auf Mitteleuropa übergreifen. Dieser Trog liegt nach der
aktuellsten Modellrechnung noch über dem mittleren Nordatlantik. Dies erklärt
die Verzögerung des Übergreifens frontaler Prozesse durch den aktuellsten Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag ergeben sich keine signifikanten Unterschiede
zwischen den verfügbaren Vorhersagemodellen. Allerdings betonen ICON und GFS am
Samstag den antizyklonalen Einfluss über dem Süden Deutschlands etwas stärker
als EZMW und auch das Modell des kanadischen Wetterdienstes. ICON lässt im
Gegensatz zu den anderen Modellen den Trog über der Iberischen Halbinsel erneut
austropfen, wodurch nach ICON die Strömung etwas steiler ist als nach den
anderen Modellen.
Der Trog, der im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum nach EZMW über
dem nahen Ostallantik liegt, greift nach GFS bereits auf die Nordsee über. Das
kanadische Vorhersagemodell lässt diesen Trog vor Südwesteuropa weit nach Süden
ausgreifen, so dass sich stromabwärts über West- und Mitteleuropa erneut ein
Rücken aufwölben könnte, wodurch sich im Gegensatz zu den anderen Modellen
zumindest im Westen und Süden Deutschlands wieder eine schwachgradientige Lage
einstellen dürfte.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS setzt eher auf eine verzögerte Version des Übergreifens des
Troges vom Atlantik und stützt somit die Variante des EZMW, nicht aber die des
hauseigenen deterministischen Modells. Der Spread nimmt erst zum Ende des
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes hin merklich zu. Dabei zeichnet
sich vor allem nach den jüngeren Modellläufen wieder eine Zunahme des
antizyklonalen Einflusses ab.
Das EPS des EZMW macht hingegen eine Entscheidung schwer. Die Hälfte der Member
stützt die Variante des Hauptlaufes sowie des Modells des kanadischen
Wetterdienstes, die andere Hälfte schlagen sich auf die Seite des GFS (mit der
raschen Trogpassage und der nachfolgenden Zonalisierung). Ganz gleich, welches
Szenario letztendlich zum Tragen kommt - ein Winter ist nicht in Sicht. Vielmehr
bleibt es mild bis sehr mild, wobei sich für den Norden und Nordosten ein eher
windiger Witterungsabschnitt abzeichnet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag und Mittwoch können an einigen Abschnitten der Ostseeküste noch
stürmische Böen auftreten. Danach sind keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann