DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-01-2020 19:01
SXEU31 DWAV 141800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.01.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
An der See und im Bergland Sturmböen. In tiefen Lagen des Westens und
Nordwestens in der Nacht zum Mittwoch vorübergehend stürmische Böen. Ab
Mittwochabend ruhiges Wetter, aber Donnerstagfrüh in Niederbayern lokal
gefrierender Regen gering wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt am Nordrand eines kräftigen Höhenkeiles über den
Alpen in einer kräftigen südwestlichen Strömung. Am Boden zieht eine
Frontalwelle von Nordengland nach Mittelschweden und wir liegen im breiten
Warmsektor des Tiefs mit einem nach Nordwesten hin gut ausgeprägten Gradienten.
Die Kaltfront des Tiefs erreicht dabei um 06 UTC den Südosten Englands. Zuvor
geht gegen Mitternacht das stärkste Windfeld durch, wobei im Westen und
Nordwesten 8er Böen simuliert werden. An der Nordsee sind Sturmböen und
exponiert schwere Sturmböen zu erwarten. An der Ostsee sind leicht zeitverzögert
einzelne 8er Böen möglich. Auf exponierten Bergen gibt es Sturmböen und schwere
Sturmböen sowie auf dem Brocken Orkanböen.
Dabei gibt es im Westen und Norden und später teils bis nach Nordhessen im
Warmsektor etwas Regen oder Sprühregen. Dagegen ist es im Südosten klar oder
gering bewölkt mit Tiefstwerten zwischen 0 und -5 Grad und ganz im Südosten ist
auch mäßiger Frost möglich. Vereinzelte kann es Reifglätte geben.
Nördlich von Odenwald und Erzgebirgsvorland ist es meist frostfrei bei 3 bis 10
Grad mit den höchsten Werten im Emsland.

Mittwoch ... wandert ein Trog des Zentraltiefs südöstlich von Island von Irland
und der westlichen Biskaya bis zum Abend mit seiner Achse nach Holland und
Mittelfrankreich. Die Frontalwelle zieht gleichzeitig nach Nordfinnland. Die
Kaltfront des Tiefs erreicht um 12 UTC die Deutsche Bucht und überquert bis zum
Abend den Westen und Nordwesten Deutschlands mit etwas Regen. Postfrontal
fächert der Gradient dabei etwas auf.
Die Zufuhr der sehr milden maritimen Luftmasse verstärkt sich im Warmsektor noch
etwas und bei guter Durchmischung sind verbreitet mehr als 10 Grad, vielfach 13
bis 14 Grad zu erwarten. Ganz im Westen und Südwesten langt es eventuell für
Maxima von 15 Grad. Südostbayern bleibt nach wie vor kühler, denn diese Region
ist von der Windzunahme und der Durchmischung abgekoppelt. Hier hält sich noch
die kalte Grundschicht mit Werten um 5 Grad. Vor der Front breiten sich
Auflockerungen vom Süden in den Osten aus und es bleibt trocken. In großen
Teilen Süddeutschlands steht sogar ein heiterer oder sonniger Tag an.
Bis zum frühen Nachmittag bleibt der Wind präfrontal vor allem im Westen und
Norden kräftig mit steifen Windböen, an der Nordsee und in höheren Lagen mit 8er
und 9er Böen. Auf exponierten Bergen sind Sturmböen und schwere Sturmböen, auf
dem Brocken auch Orkanböen zu erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Trog über Skandinavien und unter
Abschwächung auch über Norddeutschland hinweg ostwärts. Dahinter folgt ein
Rücken, der auf die westliche Nordsee übergreift. Die dem Trog vorgelagerte
Kaltfront dringt unter Auflösung bis Süddeutschland vor, wobei es nur noch
geringfügige Niederschläge gibt. Allerdings besteht dann vor allem im Osten
Bayerns örtlich Glatteisgefahr, da der Boden ausreichend ausgekühlt ist. Dies
deutet vor allem Euro4 an. Im gesamten Südostbayern ist geringer Frost zu
erwarten.
Gestützt durch den Höhenrücken wird ein Hochkeil gestützt, der von Frankreich
nach Deutschland schwenkt. Dadurch fächert der Gradient deutschlandweit weiter
auf. Während in der ersten Nachthälfte an einigen Küstenabschnitten noch
Windböen und auf höheren Berggipfeln Sturmböen auftreten, sollte nach
Mitternacht der Wind kaum noch warnrelevant sein.

Aufgrund der geringen Luftdruckgegensätze kann sich im Süden und mit geringerer
Wahrscheinlichkeit auch in der Mitte, örtlich Nebel bilden.

Donnerstag ... hat sich über dem Atlantik der Langwellentrog regeneriert und
nähert sich dem Kontinent. Der vorgelagerte Rücken greift derweil von der
Nordsee kommend auf Mitteleuropa über. Das damit korrespondierende Bodenhoch
wandert nach Südosteuropa. Mit der Passage des Hochkeils dreht die Strömung im
Bodendruckfeld auf südliche, über Süddeutschland auf südöstliche Richtungen.
Eine leichte Gradientzunahme im Tagesverlauf macht sich nur in westlichen
Berglagen in Form von Windböen bemerkbar, auf dem Brocken abends in Form von
stürmischen Böen. Bei schwachem Gradienten werden Nebel- und Hochnebelfelder im
Süden teilweise sich nur zögernd auflösen. Dies dämpft die
Temperaturentwicklung. Die Luftmasse ist ansonsten, auch postfrontal als mild zu
bezeichnen. In Leegebieten der Gebirge sowie im Alpenvorland (wo es leicht
föhnig werden kann) sind längere sonnige Abschnitte möglich. Anfangs hält sich
ein Streifen mit frontaler Restbewölkung von Rheinland-Pfalz bis nach Ostbayern,
die sich aber nachmittags stärker auflockert.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 7 und 12, vereinzelt auch 13 Grad bleibt es
sehr mild, auch wenn die Werte des Vortages nicht mehr ganz erreicht werden.
In der Nacht zum Freitag zieht der Höhenkeil nach Osten ab und wir gelangen auf
die Vorderseite des bis Irland und in die Biskaya vorankommenden Troges. Eine
vorgelagerte, leicht wellende Kaltfront greift auf Benelux und Frankreich über,
erreicht uns aber noch nicht, so dass der Zwischenhocheinfluss (leichtes
Absinken) anhält und die Nacht ruhig bei teils aufgelockerter oder geringer
Bewölkung verläuft. Die Regionen mit leichtem Frost im Süden und Osten werden
wieder größer, Bodenfrost ist auch über der Mitte und im Nordosten zu erwarten.
Stellenweise bildet sich Nebel, vor allem über dem Süden, regional auch über der
Landesmitte.
Im Westen zieht präfrontal mehrschichtige Bewölkung auf, regnen sollte es noch
nicht.

Freitag ... Die Achse des kräftigen Höhentroges erreicht Mittelfrankreich und
die vorgelagerte Kaltfront erreicht im Tagesverlauf das mittlere Deutschland.
Entsprechend breiten sich leichte bis mäßige Regenfälle bis Osthessen, Holstein
und bis zur Alb aus. Viel mehr als 5 mm sollten dabei in 12 Stunden nicht
zusammenkommen. In der Osthälfte Deutschlands bleibt es aber noch trocken und
abseits von Nebelfeldern scheint auch noch längere Zeit die Sonne. Durch
Alterung der Luftmasse und durch mehr Bewölkung im Westen ist es gebietsweise um
1 bis 2 Grad kälter als am Vortag, so dass die Temperaturspanne von 5 Grad in
Ostbayern bis 12 Grad am Oberrhein reicht. Bei Nebel kann es in Bayern auch
Werte um 3 Grad geben. Mit dem Übergreifen der Front frischt der Wind etwas auf
und erreicht an der Nordsee allenfalls Bft 7. Auf exponierten Bergen kann es
später 8er bis 9er Böen geben aus Süd bis Südwest.
In der Nacht zum Samstag kommt die Bewölkung auch in den Osten voran und dadurch
wird die Frostgefahr wieder eingedämmt. Lediglich in Südostbayern und in den
Kammlagen ist geringer Frost zu erwarten. Sonst liegen die Werte zwischen 2 und
5 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ohne größere Differenzen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden