DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-01-2020 17:01
SXEU31 DWAV 131800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.01.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zeitweise Sturmböen an der See und in höheren Berglagen, auf exponierten Gipfeln
(Brocken) Böen bis Orkanstärke. Mild bis sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland am warmen Rand der Frontalzone, die vom mittleren
Nordatlantik über das südliche Skandinavien leicht mäandrierend nach
Westrussland gerichtet ist. Ein Orkantief südlich von Island macht sich mit
Warmluftadvektion bemerkbar, die nahezu ganz Deutschland erfasst. Dies hat zur
Folge, dass von dem über Südosteuropa liegenden Bodenhoch nicht viel zu spüren
ist. Vielmehr sorgt Hebung für mehrschichtige Bewölkung, die geringe
Niederschläge liefert. Diese fallen aber auch im Süden; bei nachfolgendem
Aufklaren und Abkühlung in den Bereich leichten Frostes besteht Glättegefahr.
Mit einem übergreifenden Frontensystem legt der Gradient zu, so dass ab dem
Abend an der Nordsee und im küstennahen Binnenland Windböen und vor allem an der
Nordfriesischen Küste sowie in höheren Berglagen stürmische Böen und auf
exponierten Gipfeln Sturmböen aufkommen. Bis Dienstagfrüh muss im nordwestlichen
Binnenland sowie in Teilen der Mitte mit Windböen gerechnet werden; an der
Ostsee kommen stürmische Böen, an der Nordsee einzelne Sturmböen Bft 9 auf.
Aufgrund der stabilen Schichtung sind dann auf exponierten Gipfeln (Brocken)
teils schwere Sturm- und orkanartige Böen zu erwarten.
Im Süden und Südosten klart es gebietsweise auf, so dass leichter, in
Alpentälern durchaus auch mäßiger Frost zu erwarten ist.

Dienstag ... wird in der Frontalzone eine weit geöffnete Welle vom mittleren
Nordatlantik kommend nach Nordengland gesteuert. Dies lässt die Kaltfront des
o.g. Frontensystems, die nur bis in den Norden Deutschlands vordringt,
rückläufig werden. Trotz des Schleifens bleibt die Niederschlagstätigkeit
gering, so dass meist weniger als 5, in Staulagen 10 bis 15 mm innerhalb von 12
Stunden zusammenkommen. Dabei wird mit Passage der Kaltfront der Gradient im
Norden auseinandergezogen, so dass zunächst an der Nordsee und im Tagesverlauf
auch an der Ostsee der Wind abflaut und nicht mehr warnrelevant ist. Vor allem
in den mittleren Gebieten, die durch die rückläufige Front unter einen breiten
Warmsektor gelangen, ändert sich der Gradient kaum. Somit ist im Bergland
weiterhin mit Sturmböen Bft 8/9 und auf exponierten Gipfeln mit teils schweren
Sturmböen zu rechnen. In den Leegebieten der Mittelgebirge sowie in der Lausitz
durch "Böhmischen Wind" treten Windböen auf, auch sonst sind in freien Lagen
einzelne Windböen Bft 7 nicht auszuschließen.
Nebel- oder Hochnebelfelder im Süden und Südosten sollten sich alsbald auflösen.
Aufgrund der Nähe zum Hoch sind in diesen Gebieten längere sonnige Abschnitte
vorstellbar.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen in der gut durchmischten Luftmasse 7 bis
13 Grad. In einigen Tallagen Südostdeutschlands sowie in den östlichen
Mittelgebirgen bewegen sich die Temperaturen um 3 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch wird die Welle ohne Intensivierung in den Skagerrak
gesteuert. Hierdurch nimmt der Gradient im Nordwesten, Norden und in Teilen der
Mitte leicht zu, so dass verbreitet Windböen, im küstennahen Binnenland sowie im
Lee der Mittelgebirge stürmische Böen auftreten und im Bergland mit Sturmböen zu
rechnen ist. Auf exponierten Gipfeln gibt es dann schwere Sturm- und orkanartige
Böen. Geringe Niederschläge sind allenfalls ganz im Nordwesten zu erwarten.
Im Süden und Südosten klart es aufgrund der Nähe zum Hoch auf, wodurch
südöstlich einer Linie Bodenseeregion - Oberpfalz erneut leichter, in
windgeschützten Tallagen teils mäßiger Frost auftritt. Im weitaus größten Teil
Deutschlands bleibt es jedoch frostfrei.

Mittwoch ... greift auf die Britischen Inseln ein breiter Trog über, das die
Strömung über Mitteleuropa aufsteilen lässt. Die diesem Trog vorgelagerte
schwache Kaltfront erreicht in der zweiten Tageshälfte schleifend den Nordwesten
Deutschlands. Da Kaltluftadvektion präfrontal übergreift, ist die
Wetterwirksamkeit der Front gering. Mit der Front kommen im Nordwesten und ganz
im Westen Niederschläge auf, mehr als 5 mm innerhalb von 12 Stunden sind jedoch
unwahrscheinlich. Präfrontal bleibt noch ein kräftiger Gradient bestehen, so
dass bis in die Mittagsstunden hinein im Norden, Westen und in Teilen der Mitte
noch Windböen und an der See einzelne stürmische Böen auftreten. Im Bergland
muss weiterhin mit Sturmböen Bft 8/9, auf exponierten Gipfeln mit schweren
Sturmböen Bft 10 gerechnet werden. Mit dem Übergreifen der Front fächert der
Gradient auf, so dass im Frontbereich und auch postfrontal nur im Bergland
warnrelevante Böen (auf höheren Gipfeln bis Sturmstärke) auftreten.
Im Süden, aber auch im Lee der östlichen Mittelgebirge sorgt Absinken für
längere sonnige Abschnitte. Abgesehen vom Nordwesten, wo aufgrund der schleifend
übergreifenden Front mehrschichtige Bewölkung überwiegt, sind auch in den
anderen Gebieten größere Auflockerungen vorstellbar. Mit Tageshöchsttemperaturen
zwischen 8 und 14 Grad bleibt es sehr mild. Lediglich in Teilen Niederbayerns
kann sich die milde Luft noch nicht so recht durchsetzen, so dass dort nur
niedrige einstellige Temperaturmaxima zu erwarten sind.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Trog über Skandinavien hinweg
ostwärts, gefolgt von einem flachen Rücken, der auf die Nordsee übergreift. Die
dem Trog vorgelagerte Kaltfront dringt unter Auflösung bis in den
Mittelgebirgsraum vor, ohne dass nennenswerte Niederschläge fallen. Bis
Donnerstagfrüh beginnt diese Kaltfront (oder was davon übrig ist) alsbald wieder
rückläufig zu werden.
Durch den auf die Nordsee übergreifenden Rücken wird ein schwaches Zwischenhoch
gestützt, wodurch der Gradient deutschlandweit abflacht. Während in der ersten
Nachthälfte an einigen Küstenabschnitten noch Windböen und auf höheren
Berggipfeln Sturmböen auftreten, sollte nach Mitternacht der Wind generell nicht
mehr warnrelevant sein. Aufgrund der geringen Luftdruckgegensätze kann sich im
Süden und in Teilen der Mitte, d.h. in den Gebieten, die nicht von der Kaltfront
überquert wurden, streckenweise Nebel bilden. Leichter Frost sollte nur wie in
den Nächten zuvor im Südosten Deutschlands auftreten.

Donnerstag ... nähert sich vom nahen Ostatlantik kommend ein breiter Trog. Der
Rücken greift derweil von der Nordsee kommend auf Mitteleuropa über. Das
korrespondierende Bodenhoch verabschiedet sich nach Südosteuropa. Mit der
Passage des Rückens dreht die Strömung auf Südwest, im Bodendruckfeld auf
Süd-Südwest. Eine Gradientzunahme macht sich jedoch nur in höheren Berglagen in
Form von Wind- und stürmischen Böen bemerkbar. Da es sonst relativ windschwach
bleibt, werden sich Nebel- und Hochnebelfelder zögernd auflösen. Dies dämpft die
Temperaturentwicklung. In den Leegebieten der Gebirge sowie im Alpenvorland (wo
es leicht föhnig werden kann) sind längere sonnige Abschnitte möglich, aber auch
sonst zeichnen sich zur wenige Regionen ab, in denen sich mehrschichtige
Bewölkung hält. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 6 und 12 Grad wird es nicht
mehr ganz so mild wie bisher.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann