DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-01-2020 09:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.01.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Wa zu SWz

An der Nordsee ab dem Abend Böen Bft 8 bis 9, an der Ostsee nur exponiert
einzelne stürmische Böen.
Auf exponierten Bergen Böen Bft 9 bis 11, vereinzelt Bft 12 (Brocken).
In der Nacht zum Mittwoch an der Nordsee schwere Sturmböen gering wahrscheinlich
und Böen Bft 8 im Nordwesten auch landeinwärts möglich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Am Nordrand einer auch in der Höhe ausgeprägten Hochdruckzone, die von
der Iberischen Halbinsel über den Alpenraum bis zum nördlichen Balkan reicht,
liegt Deutschland in einer nach Norden zu gut ausgeprägten südwestlichen bis
westlichen Strömung. Dabei ist in 850 hPa etwas frischere Luft mit Temperaturen
zwischen 0 und -3 Grad eingeströmt mit den höchsten Werten im Süden. Im
Alpenraum liegen die Werte gar noch leicht über dem Gefrierpunkt. In der 2.
Tageshälfte wird aber mit einer Winddrehung auf Südwest bis Süd die
0-Grad-Isotherme wieder nach Norden geführt. Bei guter Durchmischung und viel
Bewölkung sind die bodennahen Temperaturen aktuell relativ hoch, wenn man vom
südöstlichen Deutschland absieht, wo sich eine kalte Grundschicht entwickelt
hat. Dabei befindet sich über der Mitte und dem nördlichen Süddeutschland noch
viel Bewölkung, die nachts durch eine maskierte Kaltfront nach Deutschland
geführt wurde. Es gibt aber nur vereinzelt etwas Regen oder Sprühregen. Ganz im
Norden ist die Wolkendecke teils aufgelockert und es fallen noch einzelne
Schauer. Im Alpenraum ist es heute in der Nähe der Hochachse meist sonnig. Mit
der einströmenden Meeresluftmasse wird es heute mit Temperaturen zwischen 5 Grad
in der Oberpfalz und 10 bis 11 Grad im Rheinland gebietsweise etwas milder. Nur
in Südostbayern ist es mit Werten um 3 Grad kälter. Der Wind spielt heute
zunächst keine große Rolle, wenn man vom Brockenplateau einmal absieht, wo es
Sturmböen gibt. Erst gegen Abend frischt der Wind im Nordwesten auf und bringt
an der Nordsee steife, später stürmische Böen.
In der Nacht zum Dienstag nähert sich von Westen her der Kurzwellentrog eines
neuen Zentraltiefs südlich von Island, das morgen früh einen Kerndruck von 940
hPa aufweisen soll. Dieser Trog erreicht dann mit seiner Achse die Nordsee und
den Westen Deutschlands. Der zugehörige teilokkludierte Tiefausläufer greift mit
Regen auf den Westen und Norden Deutschlands über. Damit ist eine weitere
Windzunahe verbunden. Vorübergehend gibt es an der Nordsee auch 9er Böen und an
der Ostsee einzelne 8er Böen.
Im Süden reißt von den Alpen her die Bewölkung auf und auch im Osten bekommt die
Wolkendecke gebietsweise Lücken. Entsprechend sinken die Temperaturen im
Südosten in den Frostbereich und von Ostbrandenburg bis nach Sachsen ist
Bodenfrost möglich.

Dienstag... schwenkt der Randtrog ostwärts ab, während der nächste markante
Trog vor Irland auftaucht. Die Strömung dreht auf südwestliche Richtungen mit
leicht antizyklonalem Einschlag im Süden.
Das Frontensystem schwenkt über dem Norden ostwärts, wobei die Kaltfront über
dem Norden Deutschlands in die Warmfront einer bis zum Abend nach Wales
ziehenden Frontalwelle übergeht. Dabei verstärkt sich die Zufuhr sehr milder
Meeresluft nach Mitteleuropa. Im Südwesten liegen die Temperaturen in 850 hPa am
Abend bei teils über 5 Grad.
Dabei fällt vom Norden bis in die Mitte und nach Südwesten hin bis zur Pfalz
zeitweise Regen. Die simulierten Regenmengen liegen dabei 24stg. Meist bei 2 bis
10 mm und örtlich bei bis zu 15 mm, in exponierten Staulagen (Bergisches Land,
Westerwald) auch bei über 20 mm. Bei ICON-Nest und Euro4 gibt es Spitzenwerte
bei 30 mm. Dauerregenmengen sind aber unwahrscheinlich (s. unten).
Der kräftige Südwestwind erreicht im Westen, Norden und an der Ostsee in Böen
Stärke 7, exponiert Bft 8. An der Nordsee und im Bergland sind Sturmböen möglich
und auf exponierten Gipfeln (Brocken, Fichtelberg) sind orkanartige Böen und
Orkanböen wahrscheinlich.
Die mit dem kräftigen Wind einhergehende gute Durchmischung hat verbreitet
zweistellige Temperaturen zur Folge, am Oberrhein vereinzelt bis +14 Grad. Nur
der Südosten ist etwas ausgespart davon. Hier ist es, am Rande der Hochdruckzone
weiter südöstlich, freundlicher, südlich der Donau teilweise auch leicht
föhnig/sonnig. Zum Teil (am ehesten an der unteren Donau) hält sich in der
Grundschicht aber auch die gealterte, kältere Luftmasse mit Höchstwerten um 5
Grad.

In der Nacht zum Mittwoch befindet sich Deutschland unter dem Warmsektor der
nach Südnorwegen ziehenden Frontalwelle mit einem nach Norden und Westen gut
ausgeprägten und sich mit Annäherung der Kaltfront noch verschärfenden
Druckgradienten. In der Nordwesthälfte treten Windböen auf, im Nordwesten auch
im Flachland stürmische Böen. An der Nordsee sind Sturmböen, exponiert schwere
Sturmböen nicht ausgeschlossen und auch auf den Berggipfeln bleibt es stürmisch.
Der Hauptregen zieht nach Norden ab, aus der starken Bewölkung kann es aber
weiter leicht regnen oder nieseln und es bleibt unter den Wolken mild; Minima im
Nordwesten bei 9 Grad.
Das Wetter bleibt aber auch zweitgeteilt, da sich im Südosten der leicht
antizyklonale Einfluss hält und sich gegenüber den Vornächten (Frost, vereinzelt
Nebel und Glätte) nicht viel ändert.

Mittwoch... wandert ein weiterer Randtrog von Irland und der westlichen Biskaya
bis zum Abend nach Holland und zum äußersten Westen Deutschlands. Die Strömung
dreht vor der Front wieder etwas zurück nach Südwest, während die Frontalwelle
zur nördlichen Ostsee zieht. Die Kaltfront des Tiefs erreicht um 12 UTC die
Deutsche Bucht und überquert bis zum Abend den Westen und Nordwesten
Deutschlands mit etwas Regen. Postfrontal fächert der Gradient dabei etwas auf.
Die Zufuhr der sehr milden maritimen Luftmasse verstärkt sich im Warmsektor noch
etwas und bei guter Durchmischung sind verbreitet mehr als 10 Grad, vielfach 13
bis 14 Grad zu erwarten. Ganz im Westen und Südwesten langt es eventuell für
Maxima von 15 Grad. Südostbayern bleibt nach wie vor kühler, denn diese Region
ist von der Windzunahme und der Durchmischung abgekoppelt. Hier hält sich noch
die kalte Grundschicht mit Werten um 5 Grad.
Vor der Front breiten sich Auflockerungen vom Süden in den Osten aus und es
bleibt trocken. In großen Teilen Süddeutschlands steht sogar ein heiterer oder
sonniger Tag an.
Bis zum frühen Nachmittag bleibt der Wind präfrontal vor allem im Westen und
Norden kräftig mit steifen Windböen, an der Nordsee und in höheren Lagen mit 8er
und 9er Böen. Auf exponierten Bergen sind Sturmböen und schwere Sturmböen, auf
dem Brocken auch Orkanböen zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Was den Dauerregen morgen angeht, so zeigen CosmoLEPS, EZMW-EPS und ICON-EPS
keine erhöhten Wahrscheinlichkeiten für Regenmengen über 30 mm


Die externen Modelle simulieren die synoptischen Basiskarten sehr ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden