DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-01-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 11.01.2020 um 10.30 UTC



Für die Jahreszeit weiterhin zu mild. Besonders im der Nordhälfte zeitweise
Regen, im Süden überwiegend trocken. In der Nordwesthälfte zeitweise starke bis
stürmische Böen. Zum Ende der Woche möglicherweise etwas kälter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 18.01.2020


Dienstag ... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines
Langwellentroges über dem Nordatlantik, der über Mitteleuropa zunehmend den
Wechsel von westliche auf südwestliche Strömungsverhältnisse auslöst. Damit
einhergehend schiebt sich der Rücken über Südwesteuropa etwas nach Mitteleuropa
vor und beeinflusst vor allem den Süden des Bundesgebiets. Das zum
Langwellentrog korrespondierende Bodentief verlagert sich tagsüber vom Süden
Irlands mit schneller Zuggeschwindigkeit an die Küste Südnorwegens. Die nach
Deutschland gesteuerte Luftmasse bleibt weiterhin mild (T 850 hPa zwischen 0
Grad im Norden und mehr als 5 Grad im Süden). Besonders im Norden fällt im
Bereich der Frontalzone etwas Regen, nach Süden zu bleibt es meist trocken.
Erwähnenswert ist außerdem der sich verstärkende Gradient, im Westen und Norden
sowie besonders an der Küste sind starke bis stürmische Böen möglich. Ausgangs
der Nacht zum Mittwoch erreicht das Bodentief unter Abschwächung und
Verringerung der Verlagerungsgeschwindigkeit die Grenze zu Südschweden. Die
dazugehörige Kaltfront nähert sich dabei Norddeutschland langsam an
(strömungsparallel) und sorgt dort weiterhin für leichten bis mäßigen Regen.
Außerdem bleibt in der Nordwesthälfte der Wind weiterhin ein Thema mit starken
bis stürmischen Böen. Der Süden befindet sich ungebrochen unter dem vorhin
erwähnten Rücken, wobei sich die T 850 hPa weiter erhöht. Der Fokus liegt daher
in den windgeschützten Lagen südlich der zentralen Mittelgebirgen bei möglicher
Nebel- und Hochnebelentwicklung.

Mittwoch ... ist der südeuropäische Rücken vom westlichen Mittelmeer über
Italien bis nach Ungarn und Rumänien orientiert. Dadurch bleibt es im Süden
Deutschlands weiterhin bei ruhigen Wettervorgängen mit eventuellen zähen Nebel-
und Hochnebelfeldern. Die Luftmassencharakteristik muss weiterhin mit den
Begriffen "mild" oder "sehr mild" beschrieben werden, denn die T 850 hPa
erreicht in Südostbayern Werte von fast 10 Grad. Im Norden ist das
Wettergeschehen etwas interessanter, denn dort greift zunehmend ein schwach
ausgeprägter (nach Lesart EZMW) Randtrog von Großbritannien her auf den
Nordwesten Deutschlands über. Bodennah nimmt dadurch die im Norden liegende
Kaltfront etwas Schwung auf und erreicht in der Nacht zum Donnerstag die
mittleren Gebiete. Einhergehend damit fällt in der Nordhälfte immer wieder etwas
Regen, wobei in der zweiten Nachthälfte ein sich von Süden her aufbäumendes
Bodenhoch für zunehmendes Abtrocken sorgt. Der Wind ist primär in der
Nordwesthälfte noch ein Thema, nimmt aber vor allem in der Nacht tendenziell ab.
Die stürmischen Böen konzentrieren sich dann zunehmend auf die unmittelbare
Nordseeküste und die höheren Mittelgebirgslagen.

Donnerstag ... ist bestimmt durch das vorhin erwähnte Bodenhoch über
Mitteleuropa, das in weiterer Folge langsam nach Osteuropa abgedrängt wird.
Gestützt wird dieses in geringem Maße durch den weiterhin vom westlichen
Mittelmeerraum nach Rumänien orientierten Rücken. Die Luftmassentemperatur nimmt
vorübergehend etwas ab, die T 850 hPa liegt im Norden bei knapp unter 0 Grad und
ganz im Süden bei knapp über 5 Grad. Bereits in der Nacht zum Freitag gelangt
Mitteleuropa aber bereits wieder auf die Vorderseite eines sich neu
generierenden Langwellentroges über dem Nordatlantik. Das Bodentief befindet
sich ausgangs der Nacht im Bereich der Färöer. Das okkludierende Frontensystem
bringt aber nur im äußersten Westen des Landes etwas Regen.

Freitag ... greift der Langwellentrog zunehmend auf West- und Teile
Mitteleuropas über. Die Okklusion erreicht dadurch auch die östlichen
Landesteile und sorgt dort für leichten Regen. Postfrontal geht die T 850 hPa
auf Werte von etwas unter 0 Grad zurück. In der Nacht zum Samstag überdeckt der
Langwellentrog Nordeuropa und weite Teile des nördlichen Mitteleuropas.
Höhenkalte Luft sorgt für die Ausbildung von Schauern, die bei weiter leicht
zurückgehender T 850 hPa im Bergland als Schnee niedergehen können.

Samstag ... bleibt vor allem der Norden Deutschlands weiterhin im Griff des
Langwellentroges mit einzelnen Schauern. Im Süden zeigt sich besonders bodennah
leichter antizyklonaler Einfluss, sodass dort die Niederschlagsausbeute relativ
gering sein wird. Jedenfalls könnte es aber sein, dass wir uns zumindest
vorübergehend den für die Jahreszeit typischen Temperaturen etwas annähern.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuell vorliegende Lauf von EZMW (00 UTC) weicht zu Beginn des
Mittelfristzeitraums kaum von den Vorläufen ab. Zunächst verbleibt Deutschland
im Zustrom sehr milder Meeresluft, mit der gebietsweise etwas Regen verbunden
ist. In der Nacht zum Donnerstag strömt vorübergehend etwas kühlere Luft heran,
wobei es aber kaum zu Niederschlagsprozessen kommt. Am Donnerstag tagsüber wird
die Luft schon wieder deutlich milder. Zum Ende des Mittelfristzeitraums zeigt
sich nun etwas deutlicher, dass es - zumindest vorübergehend - zum Zustrom
Meeresluft polaren Ursprungs kommen kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Zugbahn und das Timing des sich am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch
von Irland nach Südskandinavien verlagernden Randtiefs wird von den
verschiedenen Modellen mittlerweile sehr ähnlich simuliert. Nachfolgend gibt es
Diskrepanzen bei dem am Mittwoch erwarteten Randtrog, der vor allem den Norden
beeinflussen soll. Dieser wird von ICON sowohl etwas stärker ausgeprägt, als
auch zeitlich progressiver berechnet. GFS nimmt eine Zwischenlösung zwischen
EZMW und ICON ein. In den Feinheiten hat dies vor allem Auswirkungen auf die
Tageshöchstwerte und die Stärke des Niederschlags, der folgerichtig von ICON
mehr betont wird. Beim am Donnerstag nachfolgenden Sturmtief über dem
Nordatlantik vergrößern sich die Prognoseunsicherheiten. ICON simuliert dies
wesentlich stärker und lässt dadurch auch die Warmluftadvektion über
Mitteleuropa ausgeprägter ausfallen. Ab Freitag wird die Vorhersage unsicher,
denn ICON stützt den Trogvorstoß nach Mitteleuropa nicht unmittelbar, sondern
lässt den Höhenrücken beständig über Osteuropa liegen. Hinter dem von EZMW
simulierten Zustrom von polarer Meeresluft müssen also noch ein paar
Fragezeichen gesetzt werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland verdeutlichen den im
vorhergehenden Text beschriebenen Ablauf. Bedingt durch die Nähe zur Frontalzone
zeigen sich im Norden immer wieder Niederschläge, die aber aufgrund der hohen
Temperaturen als Regen fallen werden. In der Mitte nehmen die
Niederschlagssignale schon etwas ab, ganz im Süden sind erst ab Freitag
Regenfälle zu erwarten. Dabei zeigt sich im Norden und der Mitte ein
wellenartiger Verlauf der T 850 hPa, während in Richtung Alpen die Werte auf
konstant hohem Niveau liegen. Die mögliche Wetterumstellung ab Freitag/Samstag
zu etwas kühleren Temperaturen steht auch bei der EZMW-Probabilistik auf
tönernen Beinen.

CLUSTER:
+120 ... +168: Es liegen 3 Cluster vor, wobei sich sowohl der deterministische
Lauf, als auch der Kontrolllauf in Cluster 1 befinden mit insgesamt 20 Membern.
Dieser Cluster beschreibt eine "positive NAO" und wird durch Cluster 2 mit
weiteren 19 Membern gestützt. Der unterrepräsentierte dritte Cluster lässt zum
Ende des Vorhersagezeitraums ein "Blocking" über Osteuropa zu.

+192 ... +240: Die Cluster sehen zunehmend einen Übergang in ein "Blocking",
wobei die genaue Situierung des Blockings noch sehr unsicher ist. Dies
verdeutlicht auch die Anzahl von 5 Clustern mit ähnlich verteilten Membern.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
An der Nordseeküste sowie in höheren Lagen der Nordwesthälfte am Dienstag und in
der Nacht zum Mittwoch einzelne stürmische Böen (Bft 8). In exponierten
Mittelgebirgslagen schwere Sturmböen (Bft 10). Am Mittwoch tagsüber langsam
abnehmende Böenstärke. EZ-EPS-Wahrscheinlichkeiten für mehr als Bft 8 sind vor
allem an der Nordseeküste vorhanden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW (det. und prob.), zum Ende MosMix
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri