DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-01-2020 17:30
SXEU31 DWAV 101800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.01.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Wochenende an den Küsten und in höheren Berglagen Sturmböen. Dabei von Norden
zunehmend wechselhaft. Im Süden weitgehend antizyklonal dominiert, aber mit
Nebel und Hochnebel.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... überquert ein Höhentrog Deutschland. Im Bodenfeld ist daran eine
Konvergenz gekoppelt, die sich in Form eines Niederschlagsbandes bemerkbar macht
und in den Abendstunden weiter ostwärts wandert. Der Trog wird bereits von
Druckanstieg überlaufen, sodass auch die Wetteraktivität der Konvergenzlinie
weiter abnimmt.

Derzeit zeichnet sich die Bodenkonvergenz durch einen rückseitigen stärkeren
Druckanstieg und eine Winddrehung von Südwest auf West bis Nordwest ab. Zudem
geht rückseitig die Temperatur deutlich zurück. Auch lebt die Böigkeit des
Windes nochmal deutlich auf. COSMO-D2 folgend ist damit in den Abendstunden eine
hohe Wahrscheinlichkeit für Windböen im Osten des Landes verbunden. Allerdings
ist fraglich, ob nicht CD2 wie so üblich bei konvergenten Erscheinungen
übertreibt. Immerhin, die Windgeschwindigkeiten in 925 hPa liegen bei den
hochaufgelösten Modellen bei 30 bis 35 kn. Sollte es eine ausreichende
konvektive Durchmischung geben, könnte dies entsprechend tatsächlich für 7er
Böen reichen. Dies bleibt also weiter zu beobachten.

Rückseitig der Konvergenz, die in der ersten Nachthälfte ostwärts abzieht, setzt
sich verstärkt Hochdruckeinfluss durch. So drückt in der Höhe ein zonal
ausgerichteter Höhenkeil vom Ärmelkanal bis nach Deutschland. Damit kann sich
auch am Boden eine Hochdruckbrücke vom nahen Ostatlantik bis in den
Vorhersageraum erstrecken.

Nach Osten und Süden halten sich noch feuchte Luftmassen, sodass dort die
Wolkendecke oft dicht bleibt und noch gelegentlich etwas Regen oder einzelne
Schauer fallen. Am Alpenrand kommt noch eine gewisse Staukomponente hinzu,
sodass dort bei sinkendender Schneefallgrenze ein paar Zentimeter an Neuschnee
zu erwarten sind. Auch im Erzgebirge ist ein klein wenig Neuschnee möglich.

Weiter in Richtung Westen und Nordwesten lockert die Wolkendecke zeitweise auf,
sodass die Temperatur gebietsweise in den Frostbereich sinken kann. Dort wo es
nicht für Frost reicht, ist aber zumindest Bodenfrost in Erwägung zu ziehen. Mit
den Schauern vom Tage kann es also streckenweise durchaus auch einmal glatt
werden (infolge überfrierender Nässe). Wie verbreitet dies auftritt hängt stark
daran, wie schnell schlussendlich der Wind einschläft (sollte spätestens in der
zweiten Nachthälfte der Fall sein) und wie groß die Wolkenlücken werden.
Abgesehen von den bereits ausgegebenen Glättewarnungen muss entsprechend in den
Nachtstunden gemonitort werden, ob diese noch ausgedehnt werden müssen.

Neben der Glätte kann es bevorzugt nach Südwesten auch das ein oder andere
Nebelfeld geben.

Samstag ... befindet sich die Achse des Höhenrückens zonal orientiert direkt
über der Mitte Deutschlands. Bis zum Abend kommt diese ein wenig weiter nach
Süden voran. Infolgedessen kann sich an der Nordflanke WLA durchsetzen, sodass
sich dort in der zweiten Tageshälfte zunehmend mehrschichtige Bewölkung
bemerkbar macht. Regen wird aber wohl noch nicht fallen.

Mit der allmählichen Verschiebung der Hochdruckbrücke nach Süden, nimmt im
Tagesverlauf an der Nordflanke der Luftdruckgradient zu. Damit nimmt auch der
Wind zu, sodass am Nachmittag an der See mit Windböen, auf den Nordseeinseln
auch mit stürmischen Böen zu rechnen ist. Auch auf dem Brocken kann es am Abend
erste Sturmböen geben.

Davon abgesehen ist tagsüber kein warnrelevantes Wetter zu erwarten. Zwar
dominiert über der Mitte und dem Süden der Hochdruckeinfluss. Allerdings
bedeutet das nicht zwangsläufig, dass auch überall freundliches Wetter zu
erwarten ist. In einigen Regionen halten sich noch zähe Feuchtefelder in Form
von hochnebelartiger Bewölkung. Wenn man langanhaltenden Sonnenschein sucht,
sollte man sich also in das höhere Bergland begeben.

Beim Dauergrau werden wohl kaum 3 Grad erreicht, mit Sonne sind durchaus bis 9
Grad drin.

In der Nacht auf Sonntag verschiebt sich die Achse des Hochkeils weiter nach
Süden, sodass die Höhenströmung über Deutschland vollends zonalisiert und
kräftiger wird. Die dichteren Wolkenfelder breiten sich über den gesamten Norden
aus und nachfolgend kann zum Morgen im nördlichen Schleswig-Holstein auch ein
wenig Regen fallen.

Im Rest des Landes bleibt es trocken. Teils gibt es größere Auflockerungen,
teils breiten sich Nebel- und Hochnebelfelder wieder aus. In den Regionen wo es
länger klar bleibt gehen die Tiefstwerte auf -2 bis -5, am Alpenrand bis -8 Grad
zurück. Streckenweise kann sich Reifglätte bilden.

Im Norden sinken die Werte auf 6 bis 0 Grad.

Zu erwähnen ist noch der Wind, der vor allem im Küstenbereich weiter zulegt.
Dann sind in exponierten Lagen der Ostsee auch einzelne stürmische Böen möglich,
über der Nordsee und im angrenzenden Schleswig auch Sturmböen. Auf dem Brocken
muss mit schweren Sturmböen, vereinzelt auch orkanartigen Böen gerechnet werden.


Sonntag ... setzt sich der Zonalisierungsprozess fort. Im Tagesverlauf liegt nur
noch der Süden im antiyzklonal geprägten Bereich. Vor allem über dem Norden gibt
es dann keinen Sonnenschein mehr. Und auch in den westlichen Landesteilen ist es
zunehmend stark bewölkt.

Die Feuchtefelder gehören zu einer Front, die sich schleifend nach Deutschland
hinein bewegt hat und vor allem den Norden und Nordwesten zeitweiligen Regen
bringt.

Weiter nach Süden und Osten dominiert zunächst noch freundliches Wetter.
Allerdings bleibt es in den Nebellöschern zum Teil ganztags grau. Viel Sonne ist
hingegen in den Bergen und an deren Nordflanke (z.B. Erzgebirgsvorland,
Alpenvorland) zu erwarten. Der Wind hat eine gewisse Südkomponente.

Im Norden steigen die Werte auf 6 bis 9 Grad. Sonst werden in den sonnigen
Gebieten bis 8 Grad und im Dauernebel um 2 Grad erwartet.

Als Warnkriterium steht der Wind im Fokus. Dieser weht im Norden teils stark
böig, an der See muss mit stürmischen Böen und einzelnen Sturmböen gerechnet
werden, auf dem Brocken schweren Sturmböen. Im Süden bleibt es unter dem noch
verbleibenden Hochdruckeinfluss im Tiefland nur schwachwindig.

In der Nacht auf Montag bleibt die zonale Grundströmung zwar insgesamt bestehen.
Durch eine sich amplifizierende Austrogung westlich der Britischen Inseln,
bekommt der Verlauf der Isohypsen in der zweiten Nachhälfte allerdings einen
zunehmend antizyklonalen Touch und die Isohypsen werden etwas
auseinandergezogen.

Abgesehen von den Gebieten südlich der Donau gibt es vielfach dichte Bewölkung
und es regnet auch noch gelegentlich ein wenig. Allerdings sind die Mengen nur
gering und in der zweiten Nachthälfte gibt es durch den steigenden
antizyklonalen Einfluss kaum noch Niederschlag.

Der Wind nimmt auch deutlich ab. Nur auf einzelnen Berggipfeln und exponierten
Küstenabschnitten sind noch warnwürdige Böen zu erwarten.

Im Süden ist der Himmel abseits der Nebelfelder vielfach klar und die
Tiefstwerte fallen in den Frostbereich bis -4 Grad, in den Alpen ist mäßiger
Frost zu erwarten. Im Rest des Landes sinkt das Quecksilber auf 7 bis 1 Grad.

Montag ... setzt sich der Prozess aus der Nacht fort. Der Trog bei den
Britischen Inseln amplifiziert sich weiter und damit nimmt auch der
antizyklonale Touch der zonalen Höhenströmung über Deutschland stärker Kontur
an. Zudem bekommt die zuvor westliche Strömung eine stärkere Südwestkomponente.

Am grundlegenden Wettercharakter ändert sich damit noch nicht viel. Die feuchte
Luft in der unteren Troposphäre wird kaum ausgeräumt, sodass der graue Eindruck
vielerorts dominiert. Einzig im Bergland und in ihren Leegebieten kann es
sonnige Abschnitte geben. Dazu fällt gelegentlich auch etwas Sprühregen,
vornehmlich in der Nordhälfte

Wind ist tagsüber allgemein kein Thema, vielleicht am ehesten noch auf dem
Brocken mit Sturmböen.

Mit der südwestlichen Windkomponente kommt auch wieder ein wenig wärmere Luft
heran, sodass die Höchstwerte in den westlichen Landesteilen vereinzelt wieder
die 10Grad Marke erreichen. Sonst werden 6 bis 9 Grad erwartet. Dort wo im Süden
weiter Nebel und Hochnebel dominieren geht es wohl kaum über 2 Grad hinaus.

Die meiste Sonne ist abermals in den Alpen und knapp nördlich ins Alpenvorland
hineinreichend, zu erwarten. Schaut man sich die Prognosesoundings an, so liegt
die Untergrenze der Inversion im Süden etwa bei 600 bis 650 m. In den
Höhenbereich darüber gibt es also viel Sonne, während es darunter wohl schwierig
wird. Damit kann man auch vorhersagen, wie weit das freundliche Wetter in das
Alpenvorland ausgreift.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die kurzfristige Wetterentwicklung wird von den unterschiedlichen
Vorhersagemodellen ziemlich einheitlich prognostiziert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer