DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-01-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.01.2020 um 10.30 UTC



Meist ruhige Hochdruckrandlage. Sturmböen allenfalls an der Küste und auf
höheren Berggipfeln. Dabei mild bis sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 17.01.2020


Am Montag und Dienstag liegt Deutschland an der Nordflanke eines Keils, der sich
von der Iberischen Halbinsel über Oberitalien hinweg zur Balkanhalbinsel
erstreckt. Die Frontalzone verläuft leicht mäandrierend vom mittleren
Nordatlantik über Südskandinavien hinweg nach Nordwestrussland, wodurch
eingelagerte Frontenzüge den Nordwesten und Norden Deutschlands streifen, so
dass in diesen Gebieten am Montag vereinzelt, am Dienstag etwas häufiger Regen
fällt. Im Süden und Südosten hält sich schwacher Hochdruckeinfluss, was dort
eine Inversionslage mit teils Nebel oder Hochnebel in Tallagen und sonnigen
Abschnitten im Bergland zur Folge hat. Sturmböen sind vor allem am Dienstag an
der Nordsee sowie auf höheren Berggipfeln möglich.
Am Mittwoch gelangt Deutschland unter den breiten Warmsektor eines über
Mittelskandinavien hinweg ostwärts ziehenden Tiefs, wodurch sich ungewöhnlich
mildes Wetter einstellt. Bis zum Abend greift die schwache Kaltfront dieses
Tiefs auf den Nordwesten über, die aber durch eine Tiefentwicklung über dem
nahen Ostatlantik über dem nördlichen Mittelgebirgsraum rasch rückläufig wird,
so dass, bedingt durch eine süd-südwestliche Strömung, am Donnerstag das sehr
milde Wetter andauert. Allerdings können in einigen Tallagen zähe Nebel- oder
Hochnebelfelder den Temperaturanstieg ausbremsen.
Am Freitag gelangt Deutschland unter die Vorderseite eines breiten Troges über
dem Nordatlantik, so dass sich eine leicht mäandrierende südwestliche Strömung
ergibt. Eine darin eingelagerte schwache Kaltfront kann allenfalls den
Nordwesten erfassen. Ansonsten zeichnet sich gegenüber den Vortagen keine
Änderung ab.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum tropft der über dem nahen
Ostatlantik liegende Trog in Richtung Iberischer Halbinsel aus. Der Resttrog
schwenkt über Deutschland hinweg südostwärts. Hierdurch wird die zunächst über
dem Nordwesten Deutschlands schleifende Kaltfront nach Südosten gedrückt und ab
Sonntag ein leichter Temperaturrückgang eingeleitet, so dass tagsüber die 10
Grad-Marke nicht mehr erreicht wird. Im höheren Bergland kann es dann ein paar
Zentimeter Schnee geben.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht ableiten. Am Donnerstag ließ der 00 UTC-Lauf des
Vortages einen markanten Trog auf die Britischen Inseln übergreifen, der am
Freitag auch Deutschland erfasst. Nach der aktuellsten Modellrechnung liegt
dieser Trog um ca. 1000 km und am Freitag etwa 2000 km weiter westlich, so dass
Niederschläge des Frontensystems des korrespondierenden Bodentiefs das
Vorhersagegebiet wahrscheinlich noch nicht erfassen. Dort, wo der aktuellste
Modelllauf am Freitag einen Trog erwartet, hatte der 00 UTC-Lauf des Vortages
einen flachen Rücken gezeigt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lassen der heutige 00 UTC-Lauf
wie auch der gestrige 12 UTC-Lauf einen Trog auf Mitteleuropa übergreifen,
wogegen beim 00 UTC-Lauf des Vortages am Sonntag ein Keil über Mitteleuropa zu
sehen war.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Mittwoch zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Allerdings kann nach den beiden amerikanischen Modellen
dann bereits schleifend eine schwache Kaltfront den Nordwesten Deutschlands
erfassen. Am Donnerstag dominiert noch der antizyklonale Einfluss, wogegen GFS
eine südwestliche und relativ straffe Strömung favorisiert.
Deutlichere Unterschiede ergeben sich am Freitag. Während ICON den Resttrog
eines vorherigen Austropfprozesses auf Deutschland übergreifen lässt, bringt GFS
einen breiten Trog über Westeuropa in Stellung. EZMW und auch das Modell des
kanadischen Wetterdienstes belassen diesen Trog noch über dem Nordatlantik.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum würde sich nach GFS über
Mitteleuropa eine Troglage ergeben, was im Bergland einen winterlichen
Witterungsabschnitt zur Folge hätte. Das kanadische Modell ist dabei, eine
Blockierung zu entwickeln, lässt aber vorerst noch keine Kaltluft nach
Mitteleuropa vorstoßen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt weitgehend die Entwicklung des hauseigenen
deterministischen Modells, lässt aber im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum wie EZMW einen Kurzwellentrog über Deutschland hinweg nach
Südosten ablaufen. Der aktuellste Lauf zeigt vermehrt Lösungen, die im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum auf eine Troglage über
Mitteleuropa mit hochreichender Kaltluft hindeuten. Allerdings ist der
deterministische Lauf des GFS am kalten Rand der Temperaturverteilung zu finden
und zeigt somit ein eher extremes Szenario.
Das EPS des EZMW zeigt in der übergroßen Mehrzahl der Lösungen die Version des
Hauptlaufes (mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Trogpassage im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum). Eine Troglage über Mitteleuropa, wie sie
das GFS erwartet, wird nur von 7 Membern gestützt und ist daher als wenig
wahrscheinlich anzusehen. Zwar ergibt sich ab Freitag kommender Woche ein
gesamttroposphärischer leichter Temperaturrückgang mit ein paar schwachen
Niederschlagssignalen an den Alpen, aber Indizien für einen Wintereinbruch
lassen sich nicht einmal anhand von Einzelmembern finden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Meist hält sich schwacher Hochdruckeinfluss oder es ergibt sich eine
Hochdruckrandlage, so dass markant zu bewarnende Wetterereignisse eher die
Ausnahme darstellen dürften und sich allenfalls auf die Windentwicklung
beschränken.
So frischt in der Nacht zum Dienstag der Südwestwind auf, wodurch zunächst in
Nordfriesland und auf exponierten Berggipfeln(Brocken), im Laufe des Dienstags
dann auf höheren Gipfeln der nördlichen und zentralen Mittelgebirge sowie an
einigen Küstenabschnitten an der Ostsee stürmische und exponiert Sturmböen
aufkommen können, wobei auch am Mittwoch mit derartigen Böen zu rechnen ist.
In der Nacht zum Donnerstag wird der Gradient auseinandergezogen, der Wind flaut
ab, wodurch am Donnerstag tagsüber keine markant zu bewarnenden Böen auftreten.
Am Freitag kann es mit geringer Wahrscheinlichkeit auf dem brocken und an der
Nordfriesischen Küste einzelne stürmische Böen geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann