DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-01-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.01.2020 um 10.30 UTC



An der Küste und auf den Berggipfeln windig, nach Süden zu ruhiges Wetter, dabei
mild bis sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.01.2020


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums liegt Deutschland auf der
Vorderseite eines sehr spitzen Troges, an dem es im Tagesverlauf über dem
südlichen Frankreich zu einem Abtropfprozess kommt. Der verbleibende nördlich
Resttrog überquert Deutschland rasch ostwärts. Auf seiner Rückseite stößt der
Keil des ostatlantischen Höhenhochs in Richtung Nordosten vor und somit steigt
von Westen am Boden der Druck an, sodass sich ein Hochkeil in Richtung
Süddeutschland ausweiten kann. Dadurch verliert die dort noch liegende
Luftmassengrenze zunehmend an Wetterwirksamkeit.
Am Samstag stößt der Hochkeil weiter nach Osten vor und liegt somit mit seiner
Achse über Deutschland. Dies stützt das Hochdruckgebiet über Süddeutschland und
dem Alpenraum und sorgt über dem Süden und der Mitte für recht ruhiges Wetter.
Den Norden erreichen noch die Ausläufer eines Frontensystems mit etwas Regen und
starken bis stürmischen Wind im Bereich der Nord- und Ostsee.
Auch am Sonntag verbleibt der Süden unter Hochdruckeinfluss, während nach Norden
zu die weitgehend okkludierte Front eines Tiefs über Skandinavien für etwas
Regen sorgt. Die Front erreicht auch die Mitte, verliert aber aufgrund des
überlagernden Hochdruckeinflusses zunehmend an Wetteraktivität.
Am Montag dreht die Höhenströmung von Südwest zunehmend in Richtung West. In der
Frontalzone nähert sich erneut ein Keil, der das Bodentief über Süddeutschland
und dem Alpenraum stützt. Im Bereich der sich auflösenden Front kann es vor
allem über den Mittelgebirgen noch etwas Regen geben. Schnee ist bei Höhe der
Nullgrad-Grenze von etwa 1900 m kein Thema. Am Dienstag steilt sich die Strömung
als Folge einer Austrogung über dem mittleren Atlantik wieder etwas auf. Die in
der der Frontalzone ablaufenden kleinen Tröge sorgen aber allenfalls an der
Küste und in Schleswig-Holstein für Regen, sonst bleibt es trocken.
Das Temperaturniveau bleibt über den ganzen Zeitraum hinweg im milden bis sehr
milden Bereich.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch nächster Woche verbleibt Deutschland
in der südwestlichen Strömung, sodass sich an der ruhigen und sehr milden
Witterung nichts Wesentliches ändert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf befindet mit seinen Vorläufen bis Sonntag in recht guter
Übereinstimmung. Danach verbleibt nach dem gestrigen 12UTC-Lauf die Front
deutlich länger über der Mitte liegen, während sie sich nach dem aktuellen Lauf
schon am Sonntag rasch auflöst. Signifikante Niederschlagsmengen werden daran
allerdings auch nicht simuliert. Im weiteren Verlauf zeigen sich dann keine
signifikanten Unterschiede mehr.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle liefern zunächst keine signifikant anderen
Lösungen als das IFS. Erst die Tiefdruckentwicklung vor den britischen Inseln am
Dienstag wird vom GFS kräftig zum Sturmtief entwickelt und in Richtung Nordosten
geführt. Dafür gibt beim IFS keine Entsprechung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Cluster Szenario für Freitag und Samstag zeigt 4 Cluster, wobei der aktuelle
Lauf des IFS dem Cluster 2 zugeordnet wird. Die Cluster unterscheiden sich bei
uns kaum. Im anschließenden Zeitraum von Sonntag bis Dienstag werden 5 Cluster
gerechnet, wobei sich der aktuelle Lauf in Cluster 4 befindet. Die Cluster
unterscheiden sich im Wesentlichen in der unterschiedlichen Konturierung der
Austrogung über dem mittleren Atlantik. Dabei ist diese Austrogung im 3 und 5.
Cluster am stärksten während sich die Cluster 1, 2 und 4 bei uns nur wenig
unterscheiden. Für die erweiterte Mittelfrist ab nächster Woche Mittwoch bis
Freitag wird nur ein Cluster bestimmt, der die Einschätzung der aktuellen
deterministischen Vorhersage bestätigt.
Die Rauchfahne eines Punktes aus der Mitte von Deutschland zeigt lediglich für
Sonntag auf Montag schwache Signale für Niederschlag. Die T850 liegt dabei meist
um oder über 0°C.
Die EPSgramme von GEFS eigen bei den 2m-Temperaturen einen für die Jahreszeit
deutlich zu milden Verlauf. Erst in der letzten Januardekade nähern sich die
Ensemblemittel wieder der Kurve des modellklimatologischen Mittels 1981 bis 2010
an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index (EFI) gibt für Freitag Signale für einen deutlich zu
warmen Witterungsabschnitt (Indexwert > 0,75). Weiterhin wird für den Norden ein
Niederschlagsereignis simuliert, das jedoch von den Ensemble Vorhersagen nicht
gestützt wird. Im weiteren Verlauf wird bis Samstag lediglich ein zu warmer
Witterungsabschnitt prognostiziert.

Hinweise auf weitere mögliche Niederschlagsereignisse gibt es von den Ensembles
nicht.

Wind:
Die Ensembles geben für die Küstenregion immer wieder Signale für Böen > Bft 8.
Besonders bei Annäherung einer Front erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für
zumindest stürmische Böen an der Küste (und in exponierten Gipfellagen). Die
Wahrscheinlichkeit, dass es bis ins Binnenland zu Sturmböen (BFT 9) kommen kann
ist dagegen eher gering.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich