DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-01-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.01.2020 um 10.30 UTC



Leicht wechselhaft, teilweise viel zu mild für die Jahreszeit.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 13.01.2020


Die Atmosphäre ist aktuell mit deutlich positivem NAO-Index so gar nicht auf
Winter bei uns eingestellt und daran wird sich wahrscheinlich mittelfristig
zunächst auch nichts Grundlegendes ändern.

Am Donnerstag liegen wir an der Nordflanke eines Höhenkeils, der von der
Iberischen Halbinsel über den Alpenraum nach Osteuropa reicht, in einer
westsüdwestlichen Strömung. Dabei zieht ein Tief über Norddeutschland nach Osten
und führt in seinem Warmsektor einen Schwall sehr milder Meeresluft nach
Deutschland. Außer südlich der Donau fällt zeitweise Regen, teilweise, am
ehesten im Bergland, wird es windig und die Temperaturen erreichen verbreitet
zweistellige Werte. Im Westen und am Oberrhein sind Maxima nahe 15 Grad nicht
ausgeschlossen.
Am Freitag könnte der nächste Kurzwellentrog folgen; allerdings über
Westdeutschland abtropfen, wobei das zugehörige Bodentief erneut über dem Norden
mit Ostkurs unterwegs sein soll und sich dabei rasch abschwächt. Hier sind aber
erhebliche Schwierigkeiten bei der Simulation dieser Lage erkennbar
(Inkonsistenz, Modellunterschiede). Sollte es so kommen, wie der operationelle
Lauf sagt, wäre ein ähnliches Szenario wie am Vortag zu erwarten.
Recht sicher sind für diesen Tag aber die weiter viel zu milden Temperaturen,
vom Wind und den Wetterverhältnissen kann man das natürlich nicht sagen.
Am Samstag baut sich infolge starker WLA wieder hohes Geopotential über
Mitteleuropa auf, in Form eines Höhenrückens von der Biskaya bis ins Baltikum,
die Bodenhochdruckzone liegt leicht südlich versetzt. In der daran
anschließenden Frontalzone ziehen Tiefausläufer über Nordeuropa nach Osten, die
höchstens den äußersten Norden streifen, sonst herrscht antizyklonales Wetter.
Am Sonntag schwenkt ein markanter Trog vom Nordatlantik rasch ostwärts und
drängt den Höhenkeil nach Süden. Die zonale Bodenhochdruckzone verläuft dann
schwerpunktmäßig über dem Alpenraum. Sie behält aber ihren Einfluss auf große
Landesteile, während der Norden in den Bereich des Warmsektors eines über
Skandinavien nach Osten ziehenden Tiefs gelangt. Der Wind frischt dort auf und
auf den Nordwesten kann im Tagesverlauf die Kaltfront mit Regen übergreifen.
Am Montag regenriert sich der Trog über dem Nordatlantik und induziert eine
starke Zyklogenese südwestlich Islands. Davor nimmt die Strömung bei uns wieder
etwas antizyklonalere Züge an und es baut sich ein Hochschwerpunkt über dem
östlichen Mitteleuropa auf. Damit verstärkt sich auch über Norddeutschland der
antizklonale Einfluss wieder.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die zonale Lage fort, die vor allem im
Süden antizyklonal, im Norden zyklonaler geprägt ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Das IFS Modell simulierte in den letzten Läufen vor allem eingangs der
Mittelfrist inkonsistent. Hier spielt wohl vor allem der Abtropfvorgang am
kommenden Freitag eine Rolle, den das Modell nur schwer erfasst. Die Vorläufe
zeigten jedenfalls kein Tief über dem Norden und simulierten antizyklonaler.
Danach gleichen sich die Läufe wieder an und tendieren in Richtung einer
antizyklonalen West- bis Südwestlage.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Für den Modellvergleich gilt ähnliches wie im Vorabschnitt. Am Donnerstag zieht
ein Tief über Norddeutschland ostwärts, hier gibt es leichte Timing- und
Intensitätsunterschiede, die für den Prognosezeitraum aber überschaubar sind. Am
Freitag findet im ICON und bei GFS der Abtropfvorgang früher, sprich: weiter
westlich statt und der Resttrog könnte vor allem den Norden beeinflussen; ein
Bodentief über Norddeutschland findet sich in diesen beiden Modellen aber nicht
und deutlich schneller verstärkt sich die Hochdruckzone über uns wieder.
Hinter der im operationellen Lauf des IFS skizzierten Entwicklung mit dem Tief
über Norddeutschland wäre demnach ein großes Fragzeichen zu setzen (siehe
Konsistenz). Danach ähneln sich die Modelle wieder mehr.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Wesentlichen stützen die Ensembles die Aussagen des operationellen Laufes.
Die Verläufe der Kurven für die Temperatur in 850 hPa und Geopotential 500 hPa
folgen weitgehend den Kurven von Haupt- und Kontrolllauf. Auch das Minimum
(Temperatur und Geopotential) am Freitag lässt sich in den Ensembles finden, was
aber natürlich nicht die Unsicherheiten für diesen Tag tilgt. Der Spread in den
Kurven ist schon zu Beginn der Mittelfrist recht hoch, er wird aber auch im
weiteren Verlauf dann nicht mehr viel größer. Niederschlagssignale sind vor
allem eingangs der Mittelfrist vorhanden, ab Samstag sind sie nur noch spärlich
vorhanden.

Die Clusterung liefert bis +168 fast ausschließlich Cluster des Typs positive
NAO, allerdings mit positiver Geopotentialanomalie bei uns. Entsprechend den
Großwetterlagen des Typs W a, oder SW a. Danach gibt es nur noch ein Cluster,
welches den Übergang zu einem Blocking zeigt, was der operationelle Lauf jetzt
aber nicht unbedingt so schön zeigt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Wind dürfte mittelfristig zwar warntechnisch eine Rolle spielen, große
Ausschläge in Richtung einer markanten Sturmlage sind aber nicht zu erkennen.
Stärkere, warnrelevante Böen beschränken sich im Wesentlichen aufs Bergland und
vielleicht noch auf die Küsten. Die Niederschläge zu Beginn der Mittelfrist
halten sich in Grenzen und von winterlichen Wettererscheinungen kann ohnehin
nicht die Rede sein.
Was wirklich hervorsticht, ist die positive Temperaturanomalie, die sich z.B. im
EFI von Mittwoch bis Freitag dieser Woche zeigt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner