DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-01-2020 18:01
SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.01.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Meist ruhiges Wetter ohne markante Warnungen.

Lediglich in der Nacht zum Montag im Erzgebirge, in der Nacht zum Dienstag im
westlichen Bergland vereinzelt gefrierender Regen oder Nieselregen möglich. Erst
in der Nacht zum Mittwoch an der Nordsee exponiert stürmische Böen
wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... Ein breiter Höhenrücken hat mit seiner Achse Frankreich und
Südschweden erreicht, schwenkt langsam ostwärts und stützt das Bodenhoch über
Süddeutschland. Er wird von Warmluftadvektion überlaufen, die bis in den Norden
Bayerns hineinreicht. Die damit verbundene Warmfront eines Tiefs bei Island hat
den Norden Deutschlands erreicht und zieht weiter nach Osten. Die Kaltfront des
Tiefs schleift weit nördlich über Südnorwegen. So gelangt mit der Warmfront
tiefe Bewölkung nach Norddeutschland sowie ins mittlere Deutschland und die
tiefe Bewölkung zieht auch nach Ostdeutschland. Aus dieser fällt aktuell bereits
örtlich Sprühregen, in den östlichen Mittelgebirgen vereinzelt auch
Schneegriesel. In der Nacht greifen die Niederschläge auf das Erzgebirge über
und so muss dort sowie im Thüringer Wald als auch im Fichtelgebirge und im
nördlichen Bayerischen Wald mit gefrierendem Sprühregen gerechnet werden. Die
Niederschlagsmengen bewegen sich meist unter der 1-mm-Grenze.
Im Süden lockert sich die Bewölkung auf und ganz im Süden und Südwesten ist der
Himmel klar. Entsprechend gibt es im Süden häufig leichten Frost und im Südosten
Frost unter -5 Grad.
Der Wind weht an der Küste recht kräftig aus Südwest. An der Nordsee sind
exponiert steife Böen nicht ganz ausgeschlossen.

Montag ... schwenkt vom Nordatlantik ein Trog zu den Britischen Inseln, wodurch
der Höhenrücken nach Osten geschoben wird und mit seiner Achse über Deutschland
landet. Die Bodenhochdruckzone verschiebt ihren Schwerpunkt etwas nach Süden,
sie reicht dann von der Iberischen Halbinsel zum Balkan, bleibt aber für uns
wetterbestimmend.
An der Nordflanke setzt sich die Warmluftadvektion abgeschwächt fort und greift
nun auch stärker niedertroposphärisch durch, was sich in einem Anstieg der 850
hPa-Temperaturen bis Tagesende auf -1 Grad an der Odermündung und bis auf +7
Grad im Westen bemerkbar macht.
Dadurch verstärkt sich die Inversion weiter. Während sich Nebel und Hochnebel im
(teils) mäßigen Südwestwind an den Nordrändern der Mittelgebirge und in
Küstennähe lichten, bleiben sie vor allem in Flussniederungen in der Mitte und
im Süden hartnäckig. Vor allem in Leelagen und abseits der Nebelfelder im Süden
steht aber auch ein freundlicher Tag an.
Das Temperaturniveau mit 8 Grad bei Sonne und kaum 0 Grad im Dauernebel ändert
sich kaum.
Ganz im Norden weht der Wind teils mäßig aus Süd bis Südwest. Auf den
Nordfriesischen Inseln sind exponiert steife Böen nicht ganz ausgeschlossen.

In der Nacht zum Dienstag greift von Westen her der Trog über, nach ICON setzt
aber schon über Westdeutschland abtropfen ein, bei anderen Modellen etwas
später. Die zugehörige Okklusion, sowieso schon fast unter dem Trog
positioniert, schwächt sich dabei ab.
Auf den Westen greifen leichte Regenfälle über, die im Mittelgebirgsraum lokal
gefrierend sein können, da dort zuvor die Temperatur wieder unter 0 Grad sinken
kann. Im Laufe der Nacht kann mit Abkühlung knapp unter null Grad in 850 hPa
örtlich nasser Schnee bis in tiefere Lagen fallen. Hier kommt viel Konjunktiv
ins Spiel, da die Progression der Niederschläge, die Bewölkungsverhältnisse
zuvor etc. noch unsicher sind.

Der Wind lebt vor allem im Westen und in Hochlagen wieder auf, was an der
Nordsee 5er und 6er Böen nach sich zieht. Steife Windböen sind nicht sehr
wahrscheinlich. Auf den Berggipfeln sind dagegen steife bis stürmische Böen zu
erwarten.
Ansonsten sind vor allem über dem Süden und Osten, wo sich der Hochdruckeinfluss
am längsten hält, Nebel und Frost möglich; gebietsweise aber auch klarer Himmel.
Im Nordwesten bleibt es dagegen frostfrei.

Dienstag ... zieht das kleine Cut-Off-Tief rasch südsüdostwärts über die Alpen
zum Golf von Genua. Nördlich daran anschließend baut sich nach Abzug des
restlichen Troges über Deutschland, gestützt durch kräftige WLA wieder ein
zonaler Höhenkeil auf.
Vormittags fällt im Südwesten und Süden an der West- und Nordflanke des
Cut-Off-Tiefs noch etwas Regen, ab etwa 400 bis 800 m auch ein wenig Schnee; je
nach Ausweitung der Niederschläge in den Südosten kann es dort am Vormittag auf
kalten Böden stellenweise Glatteis geben. Die Niederschlagsmengen bleiben nach
aktuellem Stand aber sehr überschaubar, meist fallen wenn überhaupt nur 1 bis 2
mm. Die Entwicklung ist, eigentlich schon ab der Nacht, noch unsicher.
Beispielsweise berechnet EZMW das Höhentiefzentrum am Abend über den zentralen
Alpen und GFS über Südostbayern. Dabei wären über dem Allgäu über 5 cm Neuschnee
möglich.

Der o. e. Höhenkeil stützt weiterhin die langgestreckte, von der Iberischen
Halbinsel über Süddeutschland hinweg bis Südosteuropa reichende Hochdruckzone,
die sich über Mitteleuropa vorübergehend nach Norden ausweitet und wieder
kräftigt. Mit Annäherung der Warmfront eines Sturmtiefs bei Island setzt im
Westen und Norden Deutschlands im Tagesverlauf erneut Warmluftadvektion und
damit einhergehend Druckfall ein, verbunden mit einer Gradientzunahme über der
Nordsee und ersten steifen Böen dort am Abend aus Südwest.
Auch auf dem Brocken sind im Tagesverlauf wieder stürmische Böen nicht
ausgeschlossen.
Auflockerungen sind am ehesten im Osten und mit Auffrischen des Windes auch im
Westen zu erwarten.
Die Temperaturen bewegen sich zwischen 1 Grad im ostbayerischen Bergland und
nahe 10 Grad am Niederrhein.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Höhenkeil in die Landesmitte, während
sich nördlich daran anschließend eine kräftige westliche Strömung einstellt. Das
okkludierende Frontensystem greift auf Norddeutschland über mit Regen und
stürmischen Böen an der See sowie 7er Böen weiter landeinwärts. Da der Wind auch
über der Mitte auflebt und im Laufe der Nacht nach kurzen Auflockerungen wieder
Wolken aufziehen, nimmt dort die Frostgefahr ab und beschränkt sich
wahrscheinlich im Wesentlichen aufs Bergland. Nur im Süden hält die
zurückweichende Hochdruckzone die Stellung; mit teils geringer Bewölkung,
gebietsweise Nebel und Hochnebel, aber auch leichtem Frost.

Mittwoch ... schwenkt der Höhenrücken weiter südwärts und erreicht mit seiner
Achse abends das Alpenvorland. Dabei wird die Hochdruckzone über den Alpen und
dem nördlichen Balkan sowie über Südwesteuropa gestützt. Auf der Nordseite des
Höhenkeiles nimmt nach Norden hin die Höhenströmung aus West bis Südwest zu.
Über dem Norden legt sich das Frontensystem des Nordmeertiefs und kommt später
ins Schleifen. Dabei werden in der Nordhälfte Deutschlands meist leichte
Regenfälle ausgelöst (12stg. Mengen meist zwischen 0,5 und 4 mm). Im Süden ist
es dagegen im Randbereich der Hochdruckzone meist trocken. Dort ist vor allem
Richtung Alpen auch länger Sonnenschein möglich. Mit dem Frontensystem wird
milde Meeresluft in die Nordhälfte und in den Südwesten geführt mit Höchstwerten
zwischen 7 und 11 Grad mit den höchsten Werten im Rheinland. Im Südosten ist es
mit 2 bis 6 Grad bodennah kühler.
Der Südwestwind weht im Norden recht kräftig mit einzelnen steifen Böen an der
See. Auf den Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge sind 8er bis 9er, auf dem
Brocken auch 10er Böen zu erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag ist dank der milden Luftmasse und der Wolken wohl
nur noch im Südosten Frost möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Einige Modellunterschiede wurden oben diskutiert.
Ansonsten sind die Differenzen meist nicht warnrelevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden