DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-01-2020 08:01
SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.01.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W a
Ruhige Hochdrucklage. Heute und morgen kaum markante Wettergefahren. In der
Nacht zum Freitag sowie auch tagsüber an der See und im nördlichen Bergland
stürmische Böen, exponiert Sturmböen Bft 9. In der Nacht zum Samstag im Süden in
Tallagen gefrierender Regen nicht ganz auszuschließen. Außerdem an der Küste und
im nördlichen Bergland erneut auffrischender Wind mit Sturmböen Bft 9, exponiert
schwere Sturmböen Bft 10.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland unter einem Bodenhoch, das durch einen breiten
Rücken gestützt wird, der von der Iberischen Halbinsel bis zur Ostsee reicht.
Großräumiges Absinken sorgt Neujahr für eine ausgewachsene Inversionslage, wobei
die kalte Grundschicht, bis in Höhen zwischen 900 und 925 hPa hinaufreicht. Zum
einen durch eine zuvor erfolgte Frontpassage, zum anderen durch bodennahen
Aerosoleintrag (Knallerei) konnte sich verbreitet teils dichter Nebel bilden,
der sich aufgrund der schwachgradientigen Lage nur sehr zögernd und zum Teil
auch nicht mehr auflösen dürfte. Abhängig hiervon steigt die Temperatur auf 1
bis 6 Grad, im Rheinland auch etwas darüber. Bei ganztägig zähem Nebel hält sich
leichter Dauerfrost. Der Wind ist, abgesehen von exponierten Küstenlagen, die
man als Einzelfall behandeln könnte, nicht warnrelevant.
In der Nacht zum Donnerstag nähert sich von Frankreich her ein schwacher
Kaltlufttropfen, wodurch mit geringer Wahrscheinlichkeit auf den äußersten
Westen geringe Niederschläge (in Form von Sprühregen) übergreifen können.
Aufgrund der Temperaturen im leichten Frostbereich ist dann die gefrierende
Phase nicht ganz auszuschließen. Fraglich ist, was davon am Erdboden aufgrund
der zuvor erfolgten Austrocknung noch ankommt. Ansonsten bildet sich vorrangig
im Westen und Süden (aufgrund der dort noch vorhandenen Grundschicht-Feuchte)
Nebel oder Hochnebel bzw. es werden noch vorhandene Nebelfelder wieder dichter.
Glätte sollte nicht mehr so verbreitet auftreten wie in der vergangenen Nacht.

Donnerstag... weitet sich der Rücken noch ein wenig in Richtung Baltikum aus.
Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich unter beginnender Abschwächung
zur Balkanhalbinsel, wodurch im Norden und Westen eine leichte Gradientzunahme
erfolgt. Für warnrelevante Böen reicht es jedoch nur an der Küste, auf dem
Brocken und später auch an der Nordsee können stürmische Böen aufkommen.
Da nach wie vor die Luftdruckgegensätze gering bleiben, werden sich Nebel und
Hochnebel im Westen, Süden und in Teilen der Mitte nur sehr zögernd und zum Teil
nicht mehr auflösen. Hier leistet auch der Kaltlufttropfen einen Beitrag. Durch
diesen wird die kalte Grundschicht im Westen etwas gehoben, geringe
Niederschläge können auftreten, die durchaus in gefrierender Phase fallen. Am
wahrscheinlichsten ist dies im Westen in windgeschützten Tallagen. Dabei ändern
sich die Temperaturen gegenüber heute nur unwesentlich.
In der Nacht zum Freitag wird der Kaltlufttropfen unter Abschwächung über
Deutschland hinweg ost- nordostwärts gesteuert. Mit der rückseitigen
Warmluftadvektion greifen von Nordwesten her Niederschläge auf Deutschland über.
Im Grenzbereich, d.h. in Teilen der Mitte sowie der "südlichen" Mitte, können in
windgeschützten Tallagen diese Niederschläge in gefrierender Phase auftreten.
Diesem Kaltlufttropfen folgt ein Kurzwellentrog, der bis Freitagfrüh die
Bretagne erreicht. Generell sollte sich aber die Gradientzunahme soweit
bemerkbar machen, als dass an der Küste sowie in höheren Berglagen der
nördlichen und westlichen Mittelgebirge Wind- und stürmische Böen Bft 7/8 und
exponiert einzelne Sturmböen Bft 9 auftreten.

Freitag... führt ein Vorstoß arktischer Polarluft aus dem ostgrönländischen Raum
über dem Nordmeer zur Bildung eines breiten Troges. Dieser bringt Mitteleuropa
eine zyklonale Westströmung, mit welcher der Kurzwellentrog, der zuvor über der
Bretagne lag, nach Deutschland gesteuert wird. Von dem zuvor wetterbestimmenden
Hoch sind nur noch Reste über dem Alpenraum übrig.
Eine in der zyklonalen Westströmung eingelagerte schwache Kaltfront wird
schleifend südostwärts gesteuert und erreicht bis zum Abend den Norden und
Nordwesten Deutschlands. Im Frontbereich können einige, in Staulagen auch um 10
mm Niederschlag zusammenkommen. Zudem frischt präfrontal auch im Süden und Osten
der Wind noch etwas auf, was neben der Küste auch im höheren Bergland generell
Wind- und stürmische Böen Bft 7/8 und exponiert Sturmböen Bft 9 aufkommen lässt.
Die Gradientzunahme sorgt für eine bessere Durchmischung und einen
deutschlandweiten Temperaturanstieg auf 3 bis 9, im Alpenvorland und im Westen
auf Werte um oder etwas über 10 Grad.
In der Nacht zum Samstag weitet sich der auf Skandinavien übergreifende Trog
zusehends nach Süden aus, wodurch die Kaltfront nach Süddeutschland bis in den
Donauraum hinein gedrückt wird. Die im Frontbereich auftretenden Niederschläge
können im äußersten Südosten (Niederbayern) sowie in windgeschützten Alpentälern
mit geringer Wahrscheinlichkeit vorübergehend noch einmal in gefrierender Phase
fallen. Allerdings setzt sich auch dort mit zunehmendem Gradienten alsbald die
mildere Luft durch.
Während weiter im Binnenland warnrelevante Böen auf höhere Berglagen (dort
exponiert bis Sturmstärke) beschränkt bleiben, legt im Norden der Gradient zu.
Windböen können bis ins Norddeutsche Tiefland ausgreifen, an der Küste treten
verbreitet stürmische Böen, vor allem in Verbindung mit Schauern auch Sturmböen
bis Bft 9 auf.
Abgesehen von den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge sowie einigen
Alpentälern sollte es dann frostfrei bleiben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann