DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-12-2019 08:01
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.12.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
H M
Ruhige Hochdruckrandlage.
An der Küste und im nördlichen und östlichen Bergland zeitweise stürmische Böen,
auf exponierten Gipfeln Sturm- und schwere Sturmböen. Dienstagfrüh im nördlichen
und östlichen Mittelgebirgsraum mit geringer Wahrscheinlichkeit örtlich
gefrierender Sprühregen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der von der Iberischen
Halbinsel nach Weißrussland gerichtet ist und der mit seinem östlichen Teil
allmählich südwärts schwenkt. Das korrespondierende Bodenhoch, dessen
Schwerpunkt aktuell über dem Ostalpenraum liegt, verlagert sich zum Dinarischen
Gebirge, ohne dass sich dies südlich der Mittelgebirge in Form einer
Gradientzunahme bemerkbar macht. Somit dauert in der Südhälfte das ruhige
Hochdruckwetter mit einer markanten Absinkinversion, die oberhalb der
Grundschicht teils mehr als 10 K höhere Temperaturen aufweist, an. Da sich die
Austrocknung vielfach bis in Bodennähe durchsetzen konnte, sind Nebel und Glätte
vorerst warntechnisch kaum ein Thema.
Die Frontalzone ist zunächst über Mittelskandinavien hinweg nach
Nordwestrussland gerichtet. Mit dem Übergreifen eines breiten Troges auf
Skandinavien wird die Frontalzone jedoch nach Süden gedrückt, was sich im Norden
und in der Mitte Deutschlands als Gradientzunahme bemerkbar macht. An der Küste
sowie in den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen sind Wind- und stürmische
Böen, auf exponierten Gipfeln Sturmböen zu erwarten. Zudem wird der Norden und
Nordosten von mehrschichtiger Bewölkung gestreift, ohne dass Niederschlag fällt.
Nördlich der Mittelgebirge sowie in höheren Lagen Süddeutschlands steigt die
Temperatur auf 7 bis 12 Grad. Ansonsten werden im Süden 0 bis 6 Grad erreicht,
in einigen Tallagen Süddeutschlands hält sich leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Dienstag weitet sich der o.g. Trog über Skandinavien noch etwas
nach Süden aus. Eine diesem Trog vorgelagerte Kaltfront greift dann auf den
Norden Deutschlands über; allenfalls geringe Niederschläge, d.h. weniger als 1
mm / 12 h, sind zu erwarten. In windgeschützten Tallagen im nördlichen,
östlichen und zentralen Mittelgebirgsraum kann örtlich die gefrierende Phase
nicht ganz ausgeschlossen werden. Mit dem Übergreifen der Kaltfront legt der
Gradient im Norden noch etwas zu, so dass bis ins nordöstliche Binnenland hinein
Windböen und an der Ostseeküste Sturmböen auftreten können.
Während es im Norden und Nordosten frostfrei bleibt, ist im Süden gebietsweise
mäßiger Frost zu erwarten.

Dienstag... schwenkt der Trog über Polen hinweg südostwärts, während sich über
Westeuropa erneut ein breiter Rücken bis nach Island hinauf aufwölbt. Das
korrespondierende Bodenhoch greift auf Deutschland über, folglich wird der
Gradient wieder auseinandergezogen. Bis gegen Mittag können an der Ostsee noch
stürmische Böen, an der Nordsee und bis ins nordöstliche Binnenland hinein
Windböen auftreten. In höheren Berglagen der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge muss noch mit Böen bis Sturmstärke gerechnet werden. Bis zum Abend
flaut aber auch dort der Wind ab und ist dann mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht
mehr warnrelevant.
Die Kaltfront des o.g. Troges arbeitet sich bis in den Mittelgebirgsraum vor,
gelangt aber unter antizyklonalen Einfluss und verliert an Wetterwirksamkeit.
Dennoch kann es in den Staulagen vor allem des Erzgebirges für ein paar
Millimeter Niederschlag reichen. Ab dem Vormittag sind dabei Niederschläge in
gefrierender Phase unwahrscheinlich.
Der Süden kommt hingegen aus der schwachgradientigen Situation nicht mehr
heraus; vielmehr erfolgt auch im Westen eine markante Gradientabnahme.
Großräumiges Absinken dürfte daher eher zu einer Verschärfung der Inversionslage
führen. Die Temperaturen ändern sich gegenüber heute nur unwesentlich.
In der Silvesternacht bewirkt Warmluftadvektion über dem Nordostatlantik und
Skandinavien eine Ausweitung des Rückens nach Nordosten. Das korrespondierende
Bodenhoch verlagert sich mit seinem Schwerpunkt in den östlichen
Mittelgebirgsraum. Abgesehen vom Nordosten sind die Luftdruckgegensätze gering.
Aufgrund des zuvor erfolgten Feuchteeintrags von der Nordsee her und der
Aerololanreicherung der Grundschicht dürfte sich verbreitet sehr dichter Nebel
bilden.

Mittwoch... Neujahr - weitet sich der wetterbestimmende Höhenrücken mehr nach
Osten als nach Norden aus, wodurch Skandinavien erneut unter die Frontalzone
gelangt. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich ein wenig südostwärts,
ohne dass hierdurch der Gradient nennenswert zunimmt. Warnrelevante Böen sind
allenfalls in exponierten Lagen an der Ostsee vorstellbar. Somit dürften sich
Nebel und Hochnebel nur sehr zögernd und in einigen Tallagen auch nicht
auflösen. In diesen Gebieten bewegen sich die Temperaturmaxima um den
Gefrierpunkt, teils hält sich auch leichter Dauerfrost. Ansonsten werden 3 bis 9
Grad erreicht, wobei sich die höchsten Temperaturen aufgrund der Inversionslage
im Bergland abzeichnen.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich ein schwacher Kaltlufttropfen zu den
Benelux-Staaten. Dessen Wetterwirksamkeit beschränkt sich jedoch auf
Wolkenfelder, die auf den Westen Deutschlands übergreifen, Niederschlag fällt
sehr wahrscheinlich nicht. Generell bleiben im Süden und in Teilen der Mitte die
Luftdruckgegensätze schwach, so dass erneut relativ großflächig Nebel entstehen
kann oder sich noch vorhandene Nebelfelder verdichten. Lediglich im Nordwesten
und Norden ist aufgrund des dort vorhandenen schwachen Gradienten die
Nebelneigung geringer. Frostfrei bleibt es wahrscheinlich nur im Küstenbereich.
Ansonsten ist erneut relativ großflächig mit leichtem, im Süden und in Teilen
der Mitte gebietsweise auch mit mäßigem Frost zu rechnen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Unterschiede ergeben sich lediglich in Bezug auf den kaltlufttropfen,
den GFS auf Südfrankreich übergreifen lässt, wogegen EZMW und UKOM mit ICON
vergleichbar sind. Auf die zu erwartende Wetterentwicklung haben diese
Modellunterschiede jedoch keine Auswirkungen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann