DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-07-2016 23:00
SXEU31 DWAV 161800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.07.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunehmend sommerlich warm, ab Dienstag auch verstärkte Wärmebelastung. Sonntag
einzelne Gewitter, danach Gewitterneigung vor allem auf den Alpenrand
beschränkt.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland am Rande der Frontalzone, in welche ein breiter
Trog von Skandinavien her vordringt und diese noch etwas nach Süden verschiebt.
Diesem Trog ist eine schwache wellende Kaltfront vorgelagert, die bei stabiler
Schichtung im Norden für geringe Niederschläge sorgt, die meist als Sprühregen
fallen. Im Laufe der Nacht zum Sonntag können aber diese Niederschläge, die zum
Teil auf die mittleren Gebiete und den östlichen Mittelgebirgsraum übergreifen,
leicht schauerartig verstärkt auftreten. Dies ergibt sich durch die zunehmende
Feuchte, die von Westen eingesteuert wird. Der Gehalt an niederschlagbarem
Wasser steigt dabei auf 35 bis 40 mm. Für Gewitter sollte die Schichtung noch zu
stabil sein. Daher ist es nicht so ohne weiteres zu erklären, warum die Modelle
(allen voran GFS) auf einer bereits in der Nacht zum Sonntag einsetzenden
verbreiteten Gewittertätigkeit beharren.
In den anderen Gebieten hält sich antizyklonaler Einfluss, der im Bodendruckfeld
durch einen sich von Frankreich ausweitenden Hochkeil zustande kommt. Dieser
wird durch einen bis nach Polen reichenden Höhenkeil gestützt. Vor allem nach
Südwesten hin kann es daher längere Zeit aufklaren.

Sonntag ... weitet sich der über Skandinavien liegende Trog in Richtung Polen
aus, was an der Vorderseite eines breiten, über Westeuropa liegenden Rückens
über Deutschland eine nordwestliche Strömung zur Folge hat. Hierdurch kann die
Kaltfront schleifend und unter leichter Wellenbildung noch bis in den nördlichen
und nordöstlichen Mittelgebirgsraum vordringen. Die Schichtung ist zwar im
Frontbereich und südlich davon leicht labil, allerdings ist aus den dynamischen
Bedingungen nichts erkennbar, was Hebung erzeugen könnte. Vielmehr müsste
hierfür die Orografie herhalten, d.h. vom westlichen über den zentralen bis in
den östlichen Mittelgebirgsraum und vielleicht noch am östlichen Alpenrand
können sich einzelne Gewitter entwickeln oder, besser gesagt, die schauerartigen
Niederschläge, die im Frontbereich ohnehin zu erwarten sind, können von
einzelnen Gewittern durchsetzt sein. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist jedoch
nicht allzu hoch.
Auflockerungen sind eher zum Achsenbereich des Bodenhochkeils hin, d.h. über dem
Südwesten Deutschlands, möglich. Dort steigt die Temperatur auf 24 bis 28 Grad,
wogegen in den anderen Gebieten 18 bis 24 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Montag wölbt sich der Höhenrücken von der Iberischen Halbinsel
her in Richtung Britischer Inseln noch etwas auf. Die darin eingelagerte
wellende Front ist nicht mehr klar definiert und beginnt durch eine
Tiefentwicklung südwestlich von Island rückläufig zu werden. Ohnehin sind an
diese Front keine nennenswerten Niederschläge mehr gekoppelt.

Montag ... kräftigt sich der über Westeuropa liegende Höhenrücken noch etwas,
was auch dem über Mitteleuropa liegendem Bodenhoch zugutekommt. Dies drückt die
Warmfront nach Nordosten. Zwar werden die nördlichen und nordöstlichen Regionen
Deutschlands zunächst noch von mehrschichtiger Bewölkung gestreift, die anfangs
auch noch für geringe Niederschläge sorgen kann. Im Tagesverlauf lässt Absinken
diese Wolkendecke jedoch zusehends aufreißen.
Im Westen und Süden und zum Teil auch in den mittleren Gebieten kommt durch
Absinken keine nennenswerte Wolkenbildung mehr in Gang, wenn man von ein paar
flachen Cumuli oder Sc-Feldern absieht. Somit sollte einer weiteren Erwärmung im
Westen und Süden und auch in den mittleren Gebieten nichts mehr im Wege stehen.
Dabei steigt die Temperatur auf 25 bis 30 Grad, wogegen nach Norden und
Nordosten hin, an den Küsten sowie im Bergland 19 bis 24 Grad erreicht werden.
Allerdings wird durch die fortschreitende Erwärmung die Luft zusehends labiler,
hinreichend Feuchte ist zuvor bereits eingespeist worden (siehe weiter oben).
Dabei kann ein in der nordwestlichen Strömung ablaufender schwacher Trog an den
Alpen, zum Bayerischen Wald hin und vielleicht auch über dem Schwarzwald
einzelne Gewitter auslösen, die durchaus bereits mit Starkregen einhergehen
können. Die Auslösetemperatur sollte vor allem an den Alpen und über dem
Bayerischen Wald erreichbar sein. In den anderen Gebieten bleibt es jedoch
trocken.
In der Nacht zum Dienstag kommt der o.g. Höhenrücken etwas nach Osten voran und
flacht jedoch durch einen ins Nordmeer vorstoßenden Trog etwas ab. Da sich an
der nordwestlichen Strömung nicht allzu viel ändert, liegen die nordöstlichen
Regionen Deutschlands weiterhin in Frontnähe, so dass dort noch geringe
Niederschläge auftreten können.

Dienstag ... verlagert sich der Höhenrücken noch ein wenig nach Osten, wobei
dessen Achse die westliche Nordsee erreicht. Der antizyklonale Einfluss kann
sich daher noch etwas kräftigen. Zwar gelangt in den Südwesten und Westen
labilere Luft, die mit einem Gehalt an niederschlagbarem Wasser auch hinreichend
feucht ist, aber Absinken im Bereich des ausgedehnten Bodenhochs dürfte keine
nennenswerte Konvektion zustande kommen.
Das Bodenhoch verlagert sich mit seinem Schwerpunkt nach Nord- und
Nordostdeutschland, wodurch sich auch dort die Bewölkung mehr und mehr auflöst.
Meist stellt sich daher eine nördliche bis östliche bodennahe Windkomponente
ein, wodurch eher trockenere Luft advehiert wird, Dies wirkt einer weiteren
Labilisierung entgegen. Die Auslösetemperatur liegt in den Gebieten, in welchen
die Luft am labilsten ist, zwischen 32 und 36 Grad, d.h. konvektive Umlagerungen
und Überentwicklungen sollten auf die höheren Mittelgebirge (Schwarzwald) und
den Alpenrand beschränkt bleiben.
Einem weiteren Temperaturanstieg steht daher nichts mehr im Wege. Am Nachmittag
werden 25 bis 30, in den Tälern und Niederungen Südwest- und Westdeutschlands
bis 33 Grad erreicht. In Nordseenähe, ganz im Nordosten sowie im höheren
Bergland sind 19 bis 24 Grad zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Allerdings erscheint die Wetterinterpretation des GFS in Bezug auf
Gewitter für Sonntag und Montag doch etwas übertrieben, was wohl aus den
wesentlich höheren Werten für CAPE, die zum Teil mehr als 1000 J/kg erreichen,
resultiert. Hier liefern die deutsche Modellkette wie auch EZMW realistischere
Werte.
Probabilistische Verfahren stützen die oben getroffenen Aussagen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann