DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-12-2019 17:01
SXEU31 DWAV 271800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.12.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdrucklage. An den Alpen anfangs teils kräftige Schneefälle, bis
Samstagmittag andauernd. In den Nächten im Bergland über Schnee Gefahr von
strengem Frost. Sonst meist keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland zwischen einem von der Biskaya ins Nordmeer
gerichteten Keil und einem osteuropäischen Langwellentrog und somit unter einer
nördlichen Strömung. Diese sorgt am Alpenrand noch für zeitweise Schneefall,
wobei in Staulagen bis Samstagmittag 10 bis etwa 30 cm Schnee fallen können.
Diese Schneefälle sind zunächst durch die Reste eines flachen Tiefs, das
mittlerweile nicht mehr analysierbar ist, verstärkt. Entsprechende Warnungen
sind bereits aktiv. Geringe Schneefälle sind auch im Stau des Erzgebirges zu
erwarten, die aus Feuchtefeldern resultieren, die über die Ostsee hinweg
eingesteuert werden. Im Erzgebirge reicht es jedoch nur für wenige Zentimeter
Schnee, sonst aber im Nordosten für örtliche Glätte.
Das mit dem Keil korrespondierende Bodenhoch mit Schwerpunkt über Südnorwegen
weist einen Keil auf, der zur Iberischen Halbinsel gerichtet ist. Bis
Samstagfrüh kräftigt sich dieses Hoch noch; über Mitteleuropa ist eine
schwachgradientige Lage die Folge. In einem Streifen, der vom Nordwesten
Deutschlands südostwärts gerichtet ist, sorgt das Absinken im Bereich des Hochs
für Aufklaren. Hierdurch dürften nahezu flächendeckend die Temperaturen in den
Bereich leichten Frostes zurückgehen; im Bergland ist mäßiger Frost vorstellbar.
Aufgrund der noch reichlich vorhandenen Feuchte in der Grundschicht bildet sich
nachfolgend rasch teils dichter Nebel. Zudem muss, sowohl in Gebieten mit
dichtem Nebel durch Reif, als auch aufgrund vorheriger Niederschläge
streckenweise mit Glätte gerechnet werden.

Samstag ... schwenkt der nördliche Teil der Keilachse nach Karelien.
Warmluftadvektion, die vom Raum Island bis nach Skandinavien übergreift, sorgt
über dem nahen Nordostatlantik und der Norwegischen See für Geopotentialgewinn,
was den Keil auf eine breitere Basis stellt. Das mit dem Keil korrespondierende
Bodenhoch verlagert sich mit seinem Schwerpunkt nach Deutschland und weitet sich
bis zu den Alpen aus. Die Schneefälle sollten daher auch am östlichen Alpenrand
gegen Mittag nachlassen. Da nach wie vor kaum Luftdruckgegensätze vorhanden
sind, dürften sich Nebel und Hochnebel nur sehr zögernd oder auch nicht mehr
auflösen. Auflockerungen kommen am ehesten in den Leegebieten der Mittelgebirge
zustande. Auch die Kamm- und Gipfellagen der meisten Mittelgebirge dürften die
feuchtkalte Grundschicht überragen. Allerdings kann der Nordwesten von
mehrschichtigen Wolkenfeldern gestreift werden, die aus schwacher
Warmluftadvektion resultieren.
Je nach Auflösung von Nebel und Hochnebel sind Temperaturmaxima zwischen 1 und 5
Grad zu erwarten. Bleibt es den ganzen Tag trüb, stellt sich leichter Dauerfrost
ein. Am wahrscheinlichsten ist dies in Teilen der Mitte.
In der Nacht zum Sonntag setzt sich die Frontalzone über das Weiße Meer hinweg
nach Nordwestsibirien durch. Das wetterbestimmende Bodenhoch ändert seine Lage
nur wenig. Leichte Warmluftadvektion lässt im Norden und Nordosten
mehrschichtige Wolkenfelder aufziehen, ohne dass Niederschlag fällt. Ansonsten
dauert das Absinken an, wodurch sich Nebel bildet oder sich noch vorhandene
Nebel- oder Hochnebelfelder verdichten. Flächendeckend ist leichter bis mäßiger,
im Bergland über Schnee strenger Frost zu erwarten.

Sonntag ... verbleibt die Achse des wetterbestimmenden Höhenkeils nördlich von
Deutschland. Die über Mittelskandinavien hinweg zum nördlichen Ural gerichtete
Frontalzone beginnt ein wenig zu mäandrieren, wodurch zeitweise schwache
Warmluftadvektion den Norden Deutschlands erfasst, was mit teils mehrschichtiger
Bewölkung einhergeht. Die Frontalzone rückt dabei ein wenig nach Süden vor, was
sich an der Küste in Form von Windböen bemerkbar macht. Das Bodenhoch verlagert
sich dann mit seinem Schwerpunkt zu den Ostalpen. Im weitaus größten Teil
Deutschlands bleibt die schwachgradientige Lage bestehen, so dass sich, wie
bereits am Vortag, Nebel und Hochnebel nur sehr zögernd oder nicht auflösen.
Auflockerungen sind in den Leegebieten der Mittelgebirge am wahrscheinlichsten;
mittlere und höhere Lagen gelangen in die durch Absinken ausgetrocknete und
klare Luft. Die Temperaturen ändern sich gegenüber Samstag nur unwesentlich.
Allerdings dürften die Regionen, in denen auch tagsüber leichter Frost herrscht,
größer werden.
In der Nacht zum Montag läuft ein flacher Trog über Mittelskandinavien hinweg
nach Osten ab. Hierdurch wird die Achse des Keils ein wenig nach Süden gedrückt
und erstreckt sich dann vom Westen Deutschlands ost-nordost gerichtet nach
Weißrussland. Bedingt durch die Nähe zur Frontalzone sind an der Küste weiterhin
Windböen zu erwarten. Warmluftadvektion greift dann über die Keilachse hinweg
südwärts über, so dass mehrschichtige Bewölkung auch den Norden und Nordosten
Deutschlands erfasst.
Im Mittelgebirgsraum und nach Süden hin erfolgt dagegen keine Änderung. Die
bodennahe Inversion schrumpft etwas, unterhalb davon bildet sich erneut Nebel
oder noch vorhandene Nebel- oder Hochnebelfelder verdichten sich. Während es im
Küstenbereich unter Wolken weitgehend frostfrei bleibt, ist ansonsten leichter
bis mäßiger, im Bergland über Schnee strenger Frost zu erwarten.

Montag ... schwenkt die Achse des Keils weiter nach Süden, so dass sich für den
größten Teil Deutschlands eine schwache, nordwestliche, aber noch antizyklonal
gekrümmte Strömung ergibt. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich unter
weiterer Abschwächung nach Südosteuropa. Die Frontalzone rückt noch ein wenig
nach Südosten vor, wodurch an der Küste Windböen, in exponierten Küstenlagen an
der Ostsee (vor allem Vorpommern) einzelne stürmische Böen auftreten. Die
Gradientzunahme macht sich dann auch im nördlichen und östlichen
Mittelgebirgsraum bemerkbar. Dort kann in Gipfellagen der Wind in Böen
Sturmstärke erreichen.
Südlich der Mittelgebirge ergibt sich gegenüber den Vortagen keine wesentliche
Änderung. Vielmehr sinkt die Inversion noch etwas ab, so dass die Regionen, in
denen sich Nebel und Hochnebel den Tag über halten, kleiner werden. Am ehesten
ist dies noch in Teilen von Niederbayern, rund um den Bodensee sowie in
Oberschwaben vorstellbar. In diesen Gebieten wird der Gefrierpunkt kaum
überschritten, wogegen sich ansonsten, bedingt durch die leichte
Gradientzunahme, ein Temperaturanstieg abzeichnet. In den Leegebieten der
Mittelgebirge sind Maxima um 10 Grad möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann