DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-12-2019 18:30
SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.12.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Alpen oberhalb ca. 1000m nachts und am Freitag Schneefälle, in Staulagen
bis 30 cm Neuschnee. Sonst meist ruhiges, von Nordosten her aber kälteres
Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... Ein kleines, hoch reichendes Tief über England zieht abends und
nachts unter Abschwächung südostwärts, so dass in der Höhe Freitagfrüh nur noch
ein Randtrog übrig ist, dessen Achse über Ostfrankreich und Südwestdeutschland
liegt. Derweil erreicht das Bodentief den Raum Luxemburg mit einem Kerndruck von
etwa 1022 hPa. Das zugehörige Niederschlagsgebiet erfasst die die Eifel, die
Pfalz, Baden-Württemberg und den Süden Bayerns, wobei die stärksten
Niederschläge vom Schwarzwald bis zum Allgäu simuliert werden. Hier gibt es 5
bis 10 mm, in Staulagen vereinzelt rund 15 mm Niederschlag. Die Schneefallgrenze
liegt zunächst meist bei 600 bis 700 m und steigt dann nach Südwesten hin auf
örtlich über 1200 m. Das bedeutet aber für die Alpen, dass nasser Schnee bis
morgen früh bis in tiefe Lagen fallen kann. Oberhalb 1000 m muss mit 5 bis 10
cm, im Allgäu bis 15 cm Neuschnee gerechnet werden. Im Norden und Osten
Deutschlands ist es teils locker, teils stark bewölkt und es fallen bis in die
2. Nachthälfte noch örtlich Schauer. Ursache ist ein flacher Randtrog des
Osteuropa-Höhentief-Komplexes. Hier kommt morgens mit etwas auffrischendem
Nordostwind Skandinavische Kaltluft an, die aber über der Ostsee erwärmt wurde.
Die Wolken sorgen aber auch im Nordosten noch meist für positive
2-Meter-Temperaturen. Ansonsten gibt es am ehesten im östlichen
Mittelgebirgsraum und im Alpenraum Frost sowie in Höhenlagen von Schwarzwald und
Alb. Sonst liegen die Werte meist bei 1 bis 4 Grad. Der Wind frischt auf den
Gipfeln des Schwarzwaldes und der Alpen vorübergehend auf mit stürmischen Böen.

Freitag ... zieht der Trog vom westlichen Deutschland über die Westalpen zum
westlichen Mittelmeer ab. Dahinter baut sich - durch WLA gestützt - erneut ein
Höhenrücken auf, der abends bis nach Mittelnorwegen reicht. Damit dreht bei uns
die Höhenströmung auf Nord.
Mit dem Abzug des Troges schwächt sich der Wind auch in den Hochlagen
Südwestdeutschlands ab und ist alsbald nicht mehr warnrelevant. Das
korrespondierende Bodentief zieht von dort aus nach Süden und löst sich auf.
Nachfolgend verstärkt sich, ausgehend von einem kräftigen Bodenhoch über
Skandinavien, das sich bis zu den Pyrenäen ausdehnt, der Hochdruckeinfluss. Die
Strömung dreht bodennah auf nordöstliche Richtungen.
Das Bodenhoch wird durch den oben angesprochenen Höhenkeil gestützt. Die an
dessen Ostflanke auf Nord drehende Strömung lässt an den Alpen eine Staulage
aufkommen, bei der sich die Restbewölkung staut und Niederschläge ausgelöst
werden.

Die Schneefallgrenze liegt zunächst bei 800 im Osten und 1200 m im Westen und
oberhalb davon sind 8 bis 15 cm, in einigen Staulagen auch bis 25 cm Schnee zu
erwarten. Zum Abend sinkt die Schneefallgrenze am östlichen Alpenrand bis 600m,
also bis in die Täler. Auflockerungen sind am ehesten im Nordwesten und im
Norden Deutschlands zu erwarten, sie breiten sich aber teilweise auch bis in die
Landesmitte aus. Vor allem im Südwesten und Süden hält sich starke,
mehrschichtige Bewölkung. Während sich im Westen und Südwesten die Temperaturen
kaum ändern (6 bis 8 Grad), sickert im Norden und Osten etwas kältere Luft ein,
in der die Höchstwerte bei 2 bis 5 Grad liegen. Ganz im Osten sind weitere
leichte Niederschläge zu erwarten, die bei etwa -8 Grad in 850 hPa zunehmend
auch im Flachland in Schnee oder Graupel übergehen. Bei geringen Intensitäten
und positiven Belagstemperaturen gibt es tagsüber noch keine Glätte.

In der Nacht zum Samstag tropft über Südosteuropa der Langwellentrog in ein
umfangreiches Cut-Off-Tief ab, das den Rücken in seiner Progression blockiert,
so dass dessen Achse nur wenig nach Südosten schwenken kann und Samstag früh in
etwa vom Ärmelkanal bis Nordfinnland reicht. Die Höhenströmung dreht leicht nach
Nordost, während das wetterbestimmende Bodenhoch sich nach Mitteleuropa
ausweitet (mit über 1040 hPa). Mit dem Druckanstieg sollten die Schneefälle an
den Alpen langsam nachlassen. Im Bereich des Hochs klart es verbreitet auf, wenn
man mal vom Alpenrand, vom äußersten Westen sowie Südwesten und von Teilen
Sachsens, Ostbayerns und Brandenburgs absieht, wo sich starke Bewölkung hält,
die im Osten auch geringen Schneefall bringen kann. Dort sickert nach wie vor an
der Ostflanke von der Ostsee her leicht erwärmte Kaltluft ein und die leichten
lokalen Schnee- oder Schneeregenfälle sind auch mal für Glätte gut.
In der kälteren und trockenen Luftmasse gibt es verbreitet Frost. Lediglich in
den bewölkten Gebieten im Westen und Südwesten sowie unmittelbar an der See ist
es frostfrei. Gebietsweise kann sich teils dichter Nebel bilden.
Streckenweise gibt es auch Reifglätte.

Samstag ... schwenkt der kräftige Höhenrücken nur langsam nach Südosten und
erreicht mit seiner Achse den Norden Deutschlands. Es stützt ein kräftiges
Bodenhochdruckgebiet mit mehr als 1040 hPa über Deutschland.
Um den Höhenkeil herum kommt Warmluftadvektion auf, so dass im Westen und Norden
hohe und mittelhohe Bewölkung aufzieht. Es bleibt niederschlagsfrei. Ansonsten
ist es meist gering bewölkt, wenn man von Hochnebelfeldern im Thüringer Becken
und in den Bayerischen Niederungen sowie tiefer Restbewölkung ganz im Osten und
Südosten mal absieht. Hier kann es im Bergland auch ein paar Schneeflocken
geben.

Mit der WLA setzt über der Nordsee Druckfall ein, wodurch an der Deutschen Bucht
und hier vor allem an der Nordfriesischen Küste der Wind etwas zunimmt.
Wahrscheinlich bleibt es aber nur bei 5er und 6er Böen aus südlichen Richtungen.
Ansonsten weht schwacher Wind aus unterschiedlichen Richtungen. Die Luft kühlt
sich in unteren Schichten weiter aus, so dass sich die Temperaturen nur noch
zwischen 1 Grad örtlich im Osten und 6 Grad im Rheinland bewegen. In
Nebelgebieten ist leichter Frost möglich.

In der Nacht zum Sonntag verlagert das Hoch seinen Schwerpunkt etwas nach
Südosten nach Tschechien und Niederösterreich. Während in den Norden hohe und
mittelhohe, später ganz im Norden und Nordwesten auch tiefe Bewölkung aufzieht,
gibt es ansonsten teils Nebel/Hochnebel, teils häufiger auch klaren Himmel.
Durch Reifansatz ist Glätte möglich und verbreitet gibt es leichten bis mäßigen,
örtlich im Bergland und über Schnee auch strengen Frost. Etwas milder bei
Temperaturen um 0 Grad ist es an der See. Ganz im Norden lebt der Süd bis
Südwestwind etwas auf. Es bleibt aber noch meist bei 5er und 6er Böen.

Sonntag ... schwenkt der Höhenrücken langsam weiter südostwärts und erreicht zum
Tagesende das zentrale Deutschland und nach Osten hin das Grenzgebiet
Weißrussland-Ukraine. Bei Irland baut sich ein weiterer (flacher) Höhenkeil auf,
der dort einen Keil des zum nördlichen Balkans wandernden Hochs stützt. Damit
dreht die niedertroposphärische Strömung auf West bis Südwest. So dauert in der
Mitte und im Norden die WLA an, die man dort an der hohen und mittelhohen
Bewölkung erkennt, es bleibt aber insgesamt trocken. Nach Süden hin scheint
abseits der Nebel- und Hochnebelfelder meist die Sonne. Die Temperaturen in 850
hPa steigen bis Tagesende auf 3 Grad im Südosten und 9 Grad im Emsland. Die
Grenzschicht ist aber weiter recht kalt bei Höchstwerten zwischen -1 Grad bei
Hochnebel an der Donau und 4 Grad im Raum Hannover. Nach Westen hin und an der
Nordsee ist es bereits milder mit Werten zwischen 5 und 7 Grad. Auch im
Hochschwarzwald sind solch hohe Temperaturen möglich.
Mit Annäherung der Frontalzone frischt der Wind an der See auf und bringt
besonders an den West- und Südwestküstenabschnitten steife Windböen. Zum Abend
hin sind an der Nordfriesischen Küste auch exponiert stürmische Böen möglich.
In der Nacht zum Montag ist es dank Bewölkung und Wind vom Emsland bis nach
Mecklenburg bereits meist frostfrei. Ansonsten gibt es erneut leichten, im Süden
mäßigen Frost. In Alpentälern ist Frost unter -10 Grad möglich.
An der Küste bleibt es bei steifen, exponiert bei stürmischen Böen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren allesamt den zunehmenden Hochdruckeinfluss und
zum Sonntag die Milderung in der Höhe.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden