DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-12-2019 08:30
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.12.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Nz Übergang zu H M

An den Alpen oberhalb ca. 1000m nachts Schneefälle, Freitag wieder nachlassend.
Sonst ruhiges, von Nordosten her aber kälteres Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... schwenkt ein Höhenrücken unter Abschwächung von Westeuropa nach
Deutschland, allerdings wird er rasch durch einen neuen, sich vor dem großen
Langwellentrog über dem Nordostatlantik erneut aufwölbenden Rücken ersetzt. Dem
ersten Rücken folgt ein kurzwelliger Trog, der dabei in zwei Teile zerfällt, so
dass sich heute im Tagesverlauf zwei Tröge, bzw. Höhentiefs ergeben; einer über
Benelux, der zweite nahe Schottland/Irische See. Vorgelagert nähert sich über
Benelux und Frankreich eine Okklusion, die zu einem Bodentiefdruckgebiet
westlich Irlands gehört. Es zieht nach Osten, löst sich im Tagesverlauf aber
auf. Nicht so der Tiefausläufer, der im Tagesverlauf den Westen mit zunehmender
Bewölkung erfasst und abends im äußersten Westen und Südwesten auch erste
geringe Niederschläge bringen kann. Die Schneefallgrenze steigt im Schwarzwald
rasch wieder über 1000m.
Ansonsten stützt der eingangs erwähnte Höhenrücken ein Bodenhochdruckgebiet über
Süddeutschland, dass sich zum Alpenraum zurückzieht. Allerdings steigt
unterdessen der Druck über Südwesteuropa und über Skandinavien an.

Bei uns schwächt sich aber wie erwähnt der Hochdruckeinfluss schon wieder ab,
prägt aber noch das Geschehen tagsüber in weiten Landesteilen. Der Tag geht
trocken und ruhig, aber mit vielen Wolken und nur gelegentlichem Sonnenschein
über die Bühne. Am ehesten setzt sie sich im Süden, vor allem am Alpenrand, in
Leelagen der Mittelgebirge und ganz im Norden in Szene. Der Nebel aus der Nacht
sollte sich zögernd lichten, oder auflösen. Der Wind spielt bei geringem
Gradienten keine große Rolle, er dreht nach Westen hin auf südliche bis
südöstliche Richtungen und frischt zum Abend hin vor allem in Hochlagen des
Südens etwas auf, ohne Warnrelevanz.
Im Osten und Nordosten treten bedingt durch die Nähe zu einem Trog weiter
östlich noch leichte Schauer auf, Obergrenze ca. 800 bis 750 hPa, die aber
lediglich im Erzgebirge etwas Glätte durch geringen Schneefall (oberhalb 400 bis
600 m) nach sich ziehen. Im Tagesverlauf wird aber auch das immer weniger.
Die Höchstwerte liegen in der inzwischen etwas gealterten Meeresluftmasse
zwischen 4 Grad im Bergland und 6 bis 7 Grad in den tiefen Lagen. Im Rheinland
sind örtlich auch 8 Grad möglich.

In der Nacht zum Freitag schwenkt hinter dem Höhentrog der Keil (siehe oben)
unter Intensivierung zu den Britischen Inseln und dehnt sich bis zur
Norwegischen See aus. Dabei steigt auch über Skandinavien der Druck und es baut
sich dort ein Hochdruckgebiet auf mit mehr als 1030 hPa. Der kurzwellige Trog
wird nach Südosten gesteuert, während die Okklusion, blockiert durch das Hoch im
Norden, kaum nach Nordosten vorankommt und irgendwo knapp südwestlich von uns
verkümmert. Der Niederschlag breitet sich nur bis zu einer Linie Eifel -
Südostbayern aus und geht im Wesentlichen auf die Höhentröge mit ihren
PVA-Feldern über dem Westen und Südwesten Deutschlands und leichte
Warmluftadvektion im Südwesten zurück.
Wie dem aber sei ... im Norden und Osten, wahrscheinlich auch über der Mitte
kommt kein Niederschlag an. Ganz im Nordosten ist vielleicht noch mal ein
schwacher Schauer möglich.
Am Ostrand des neuen Niederschlagsgebietes schneit es oberhalb von ca. 500m
leicht, in den Alpen können oberhalb von ca. 1000 m 5 bis 15 cm Neuschnee
fallen, in Staulagen mehr. Im Südwesten (Schwarzwald) steigt die
Schneefallgrenze in der milderen Luft dagegen bis 1200 m.
Vor allem in einem Streifen von der Nordsee nach Südosten kühlt es sich bei
längere Zeit aufgelockerter Bewölkung stärker mit leichtem Frost bis -2 Grad,
sonst bleibt es meist frostfrei (NE um +1 Grad, SW und W +1 bis +4 Grad),
freilich abgesehen von den höheren Lagen, wo dann doch wieder Frost auftritt.
Bei Auflockerungen ist Nebel wahrscheinlich, bei leichtem Frost Glätte durch
Reif oder gefrierende Restnässe nicht ausgeschlossen.
Der Wind frischt im Südwesten etwas auf mit steifen bis stürmischen Böen,
exponiert Sturmböen auf einigen Gipfeln des Schwarzwaldes und der Alpen.
Ansonsten weht er nur schwach bis mäßig.

Freitag... zieht der Trog vom westlichen Deutschland über die Westalpen zum
westlichen Mittelmeer ab. Somit flaut der Wind auch in den Hochlagen
Südwestdeutschlands ab und ist alsbald nicht mehr warnrelevant. Das
korrespondierende Bodentief, dass nachts bis nach Belgien vorangekommen ist,
zieht von dort aus nach Süden und löst sich auf.
Nachfolgend verstärkt sich, ausgehend von einem kräftigen Bodenhoch über
Skandinavien, das sich bis zu den Pyrenäen ausdehnt, wieder Hochdruckeinfluss.
Die Strömung dreht bodennah auf nördliche bis östliche Richtungen.
Das Bodenhoch wird durch einen von Südwesteuropa bis nach Nordskandinavien
reichenden Höhenkeil gestützt. Die an dessen Ostflanke auf Nord drehende
Strömung lässt an den Alpen eine Staulage aufkommen, bei der sich die
Restbewölkung staut und Niederschläge ausgelöst werden.

Die Schneefallgrenze liegt zunächst bei 800 bis 1200 m und oberhalb davon sind 8
bis 15 cm, in einigen Staulagen auch bis 20 cm Schnee zu erwarten. Zum Abend
sinkt die Schneefallgrenze am östlichen Alpenrand bis 600m, also bis in die
Täler. Auflockerungen sind am ehesten im Nordwesten und im Norden Deutschlands
zu erwarten, sie breiten sich aber teilweise auch bis in die Landesmitte aus.
Vor allem im Südwesten und Süden hält sich starke, mehrschichtige Bewölkung.
Während sich im Westen und Südwesten die Temperaturen kaum ändern (6 bis 8
Grad), sickert im Norden und Osten etwas kältere Luft ein, in der die
Höchstwerte bei 2 bis 5 Grad liegen. Ganz im Osten sind weitere leichte
Niederschläge zu erwarten, die bei nahe -10 Grad in 850 hPa zunehmend auch im
Flachland in fester Phase fallen. Bei geringen Intensitäten und positiven
Belagstemperaturen spielt das tagsüber aber nur eine untergeordnete Rolle.

In der Nacht zum Samstag formiert sich über Südosteuropa immer deutlicher ein
großer Langwellentrog, der den Rücken in seiner Progression blockiert, so dass
dessen Achse nur wenig nach Südosten schwenken kann und Samstag früh in etwa vom
Ärmelkanal bis Finnland reicht. Die Höhenströmung dreht noch nach Nordost,
während das wetterbestimmende Bodenhoch sich nach Mitteleuropa ausweitet. Mit
dem Druckanstieg sollten die Schneefälle an den Alpen alsbald nachlassen. Im
Bereich des Hochs klart es verbreitet auf, wenn man mal vom Alpenrand, vom
äußersten Westen sowie Südwesten und von Teilen Sachsens, Ostbayerns und
Brandenburgs absieht, wo sich starke Bewölkung hält, die im Osten auch geringen
Schneefall bringen kann. Dort sickert nach wie vor an der Ostflanke des Hochs
kältere Luft ein, und die eventuellen Niederschläge sind auch mal für Glätte
gut, im Bergland durch etwas Schnee, sonst eher Glättewarnungen, da die Mengen
sehr gering sein dürften.
In der kälteren und trockenen Luftmasse gibt es verbreitet Frost. Lediglich in
den bewölkten Gebieten im Westen und Südwesten sowie unmittelbar an der See ist
es frostfrei. Gebietsweise kann sich teils dichter Nebel bilden.
Streckenweise gibt es auch Reifglätte.

Samstag... schwenkt der kräftige Höhenrücken nur langsam nach Südosten und
erreicht mit seiner Achse den Norden Deutschlands. Es stützt ein kräftiges
Bodenhochdruckgebiet mit mehr als 1040 hPa über Deutschland.
Um den Höhenkeil herum kommt Warmluftadvektion auf, so dass im Westen und Norden
hohe und mittelhohe Bewölkung aufzieht. Es bleibt niederschlagsfrei. Ansonsten
ist es meist gering bewölkt, wenn man von Hochnebelfeldern im Thüringer Becken
und in den Bayerischen Niederungen sowie tiefer Restbewölkung ganz im Osten und
Südosten mal absieht. Hier kann es im Bergland auch ein paar Schneeflocken
geben, mit höchstens marginalen Mengen.

Mit der WLA setzt über der Nordsee Druckfall ein, wodurch an der Deutschen Bucht
und hier vor allem an der Nordfriesischen Küste der Wind etwas zunimmt.
Wahrscheinlich bleibt es aber nur bei 5er und 6er Böen aus südlichen Richtungen.
Ansonsten weht schwacher Wind aus unterschiedlichen Richtungen. Die Luft kühlt
sich in unteren Schichten weiter aus, so dass sich die Temperaturen nur noch
zwischen 1 Grad im Osten und 6 Grad im Rheinland bewegen.
Bei andauerndem Nebel und Hochnebel ist leichter Frost möglich.

In der Nacht zum Sonntag verlagert das Hoch seinen Schwerpunkt etwas nach Süden,
bleibt aber für uns wetterbestimmend. Während in den Norden hohe und mittelhohe,
später ganz im Norden und Nordwesten auch tiefe Bewölkung aufzieht, gibt es
ansonsten "Grenzschichtwetter" mit Nebel/Hochnebel sowie häufiger auch klarem
Himmel. Durch Reifansatz ist Glätte möglich und verbreitet gibt es leichten bis
mäßigen, örtlich im Bergland und über Schnee auch strengen Frost. Etwas milder
bei Temperaturen um 0 Grad ist es an der See. Ganz im Norden lebt der Süd bis
Südwestwind etwas auf, ob es an der Nordsee mal zu steifen Böen reicht, bleibt
fraglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Einige Unsicherheiten gibt es noch im
Hinblick auf die Niederschläge im Südwesten und Süden sowie die Windentwicklung
auf den Bergen. In beiden Punkten bietet sich eine defensive Variante an. Die
Böen betreffen nur Gipfellagen Einzelfallentscheidung. Die Niederschläge wurden
in den letzten Läufen immer mehr zurückgerechnet.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner