DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-12-2019 18:30
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.12.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Alpen anfangs markanter Schneefall. Sonst in weiten Teilen Deutschlands
keine markanten Wettererscheinungen.
Ab der Nacht zum Freitag in den Alpen oberhalb 1000 m erneut markanter
Schneefall über 20 cm möglich.
Dann im Schwarzwald und in den Alpen auflebender Wind mit Sturmböen auf
exponierten Bergen.
Am Samstag wieder Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... Zwischen einem Höhentiefkomplex, der von Skandinavien über Polen bis
zum östlichen Balkan reicht und einem kräftigem Höhenrücken über Westfrankreich
und Großbritannien herrscht eine nordwestliche Höhenströmung. Der Rücken, der
langsam ostwärts wandert, stütz dabei ein Bodenhoch, das von Frankreich zum
nördlichen Alpenrand wandert mit einem Keil, der von Schottland zur Nordsee
zieht. So herrscht in der unteren Troposphäre ebenfalls eine Nordwestströmung,
mit der über der Nordsee erwärmte Polarluft zu uns kommt. Unterhalb einer
schwachen Absinkinversion in 800 hPa gibt es noch einzelne Schauer, die oberhalb
von etwa 800 bis 900 m in Schnee übergehen. In den Alpen stauen sich die Wolken
und hier können in der Nacht noch 3 bis 10 cm, in exponierten Staulagen
(besonders Berchtesgadener Land) auch bis 15 cm Neuschnee fallen. Auch im
Erzgebirge stauen sich die Wolken. Hier simulieren die Modelle aber maximal 5 cm
Neuschnee oberhalb 900 m. Vor allem im Südwesten kann der Himmel aufklaren und
bei Temperaturen zwischen 2 und -2 Grad gibt es verbreitet Bodenfrost. Dabei
kann punktuell Straßenglätte nicht ausgeschlossen werden, ähnlich wie in den
Mittelgebirgen oberhalb 600 bis 800 m. Häufig dürften die Straßen aber in der
Nacht abtrocknen. Besonders im Südwesten können sich Nebelfelder bilden.

Donnerstag ... Am 2. Weihnachtsfeiertag schwenkt der Rücken unter Abschwächung
nach Deutschland. Er wird nämlich durch einen neuen, von den Britischen Inseln
heranziehenden Randtrog, abgebaut. Damit nähert sich über Benelux auch die
Okklusion eines in den Raum Schottland ziehenden Tiefs. Der Hochdruckeinfluss
schwächt sich damit auch schon wieder ab, hält sich aber vor allem im Osten und
Norden sowie in der Mitte noch den ganzen Tag. Dort verläuft der Tag trocken und
ruhig, aber mit vielen Wolken und nur gelegentlichem Sonnenschein. Der Nebel aus
der Nacht sollte sich zögernd auflösen.
Im Westen bringt der Tiefausläufer tagsüber zunehmende Bewölkung und abends
fällt im äußersten Westen und Südwesten auch Regen. Die Höchstwerte liegen in
der gealterten Meeresluftmasse nur noch zwischen 4 Grad im mittleren Bergland
und 6 bis 7 Grad in den tiefen Lagen. Im Rheinland sind örtlich auch 8 Grad
möglich.
Der auf südliche Richtungen drehende Wind frischt nach Westen hin etwas auf,
bleibt aber auch im Bergland nicht warnwürdig.

In der Nacht zum Freitag schwenkt hinter dem Höhentrog erneut ein Keil unter
Intensivierung zu den Britischen Inseln und damit wird der Keil vom Vortag quasi
regeneriert und dehnt sich bis zur Norwegischen See aus. Dabei steigt auch über
Skandinavien der Druck und es baut sich dort ein Hochdruckgebiet auf mit mehr
als 1030 hPa. Der kurzwellige Trog wird nach Südosten gesteuert, während die
Okklusion, blockiert durch das Hoch im Norden, nur noch wenig nach Nordosten
vorankommt. Der Niederschlag breitet sich entsprechend nur bis zu einer Linie
Rheinland - Südostbayern aus. Bei einigen Modellen gibt es noch einen schwachen
Niederschlagsstreifen vom nordwestlichen NRW bis nach Ostbayern (besonders bei
EZMW). Man könnte dies dahingehend interpretieren, dass die Okklusion im Vorfeld
des neuen Frontensystems etwas Niederschlag bringt ehe von Westen eine
Warmfrontwelle in das alte Tiefdruckgebiet hineinläuft. Wie auch immer, im
Norden und Osten kommt davon kein Niederschlag an. Ganz im Nordosten ist auch
mal ein Schauer möglich. Am Ostrand des neuen Niederschlagsgebietes ist oberhalb
von ca. 500m etwas Schnee möglich, in den Alpen können oberhalb von ca. 1000 m 5
bis 15 cm Neuschnee fallen. Gebietsweise sind im Süden und Osten Temperaturen um
0 Grad zu erwarten, während im Westen und Nordwesten es mit 1 bis 4 Gad meist
frostfrei bleibt. Hier steigt die Schneefallgrenze weit über die Kammlagen.
Der Wind frischt im Südwesten etwas auf mit stürmischen Böen oder Sturmböen auf
einigen Gipfeln des Schwarzwaldes und der Alpen. Ansonsten weht er nur schwach
bis mäßig.

Freitag ... zieht der Trog vom westlichen Deutschlands über die Westalpen rasch
zum westlichen Mittelmeer ab. Somit flaut der Wind auch in den Hochlagen
Südwestdeutschlands ab und ist alsbald nicht mehr warnrelevant. Das
korrespondierende Bodentief zieht von Belgien nach Südosten und löst sich auf.
Nachfolgend stellt sich, ausgehend von einem kräftigen Bodenhoch über
Skandinavien, das sich bis zu den Pyrenäen ausdehnt, alsbald wieder
Hochdruckeinfluss ein. Das Bodenhoch wird durch einen von Südwesteuropa bis nach
Norwegen reichenden Höhenkeil gestützt. Die an dessen Ostflanke auf Nord
drehende Strömung bringt an den Alpen erneut eine Staulage zustande, bei der
sich die Restbewölkung aus dem absterbenden Tief stauen und Niederschläge
bringen. Die Schneefallgrenze liegt zunächst bei 1000 bis 1200 m und oberhalb
davon sind 8 bis 15 cm, in einigen Staulagen auch bis 20 cm Schnee (GFS) zu
erwarten. Zum Abend sinkt die Schneefallgrenze bis etwa 800 m. Auflockerungen
sind am ehesten im Nordwesten und im Norden Deutschlands vorstellbar. Ansonsten
hält sich teils aufgelockerte, teils stärkere, mehrschichtige Bewölkung. Während
sich im Westen und Südwesten die Temperaturen kaum ändern (6 bis 8 Grad), gibt
es im Norden und Osten Höchstwerte von nur noch 3 bis 5 Grad. Hier sickert mit
einem schwachen Nordostwind etwas kältere Luft ein.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhenkeil nach Südschweden und
Westfinnland. Dabei wird das wetterbestimmende Bodenhoch gestützt, das sich nach
Mitteleuropa ausweitet und über dem Osten einen weiteren Kern entwickelt. Somit
entsteht eine Hochdruckzone, die von Südfrankreich zum Weißen Meer reicht. Mit
dem Druckanstieg bei uns sollten die Schneefälle an den Alpen alsbald
nachlassen. Im Bereich des Hochs klart es verbreitet auf, wenn man mal vom
Alpenrand, vom äußersten Westen sowie Südwesten und von Teilen Sachsens absieht.
In der etwas kälteren und trockenen Luftmasse gibt es verbreitet Frost.
Lediglich in den bewölkten Gebieten im Westen und Südwesten sowie unmittelbar an
der See ist es frostfrei. Gebietsweise kann sich teils dichter Nebel bilden.
Streckenweise gibt es Reifglätte.

Samstag ... Der kräftige Höhenrücken schwenkt langsam nach Südosten und erreicht
mit seiner Achse den Norden Deutschlands. Damit schwächt sich auf der Rückseite
des Keils die Hochdruckzone ab, während sich der Hochkern über dem Südosten
Deutschlands verstärkt, so dass bei ICON und EZMW ein Hoch mit über 1040 hPa
über Bayern und Tschechien entsteht. Bei GFS reicht abends die 1040-hPa-Isobare
bis zur Ostsee. Nordwestlich des Höhenkeils und im Bereich der Kailachse kommt
Warmluftadvektion auf, so dass im Westen und Norden hohe und mittelhohe
Bewölkung zunimmt. Es bleibt aber trocken. Ansonsten ist es meist gering
bewölkt, wenn man von Hochnebelfeldern im Thüringer Becken und in den
Bayerischen Niederungen einmal absieht.
Mit der WLA über der Nordsee setzt dort Druckfall ein, wodurch an der Deutschen
Bucht und hier vor allem an der Nordfriesischen Küste der Wind zunimmt.
Wahrscheinlich bleibt es aber bei 5er und 6er Böen. Ansonsten weht der
Südostwind nur schwach.
Die Luft kühlt sich in unteren Schichten weiter aus, so dass sich die
Temperaturen nur noch zwischen 2 Grad im Osten und 7 Grad im Rheinland bewegen.
Bei andauerndem Nebel und Hochnebel sind auch Werte um 0 Grad möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die Entwicklung des kleinräumigen
Tiefdruckgebietes, das Freitagfrüh nach ICON über Belgien liegt, zwar leicht
unterschiedlich. Dies hat aber praktisch keine großen Auswirkungen auf das
Warnmanagement und daher wird auf die Differenzen hier nicht eingegangen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden