DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-12-2019 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.12.2019 um 10.30 UTC



Anfangs insgesamt ruhig, am Freitag im Süden und Südwesten Dauerregen möglich.
Zum Wochenende wieder zunehmender Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 30.12.2019


Am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem Beginn des mittelfristigen
Vorhersagezeitraumes, liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Höhenrückens
in 500 hPa, dessen Struktur von 2 Achsen dominiert wird. Die erste der Achsen
erstreckt sich am Vormittag nach dem aktuellsten deterministischen EZMW-Lauf von
Zentralfrankreich zur Nordsee, die zweite Achse liegt noch über dem
Nordatlantik. Dazwischen zeigt sich ein markanter kurzwelliger Trog, der im
Tagesverlauf auf der Vorderseite des Rückens über Frankreich nach Südosten
abläuft. Dadurch wird die östlichere der beiden Rückenachsen allmählich abgebaut
und die atlantische, die in der Nacht zum Freitag auf Irland übergreift, wird
mehr und mehr dominierend. Im Bodendruckfeld stützt die erste Rückenachse eine
Hochdruckzone, die sich mit dem Rücken allmählich ostwärts verlagert. Der
Kurzwellentrog korrespondiert mit einer Tiefdruckrinne, die über Frankreich sehr
zögerlich nach Osten ausgreift und in die eine Warmfront eingebettet ist, an der
es leichte Niederschläge gibt. Diese können in der Nacht zum Freitag auf den
Westen übergreifen, fallen allerdings bei allmählich auf Werte über null Grad
ansteigenden 850er-Temperaturen und entsprechenden Schneefallgrenzen von
deutlich über 1000m durchweg als Regen. Da der Kern des zugehörigen Tiefs zum
Abend vor der Nordwestküste Schottlands liegt, zieht der Druckgradient über der
Nordsee etwas an, warnwürdige Windstärken werden aber, wenn überhaupt,
voraussichtlich nur lokal erreicht (Küste, Bergland). Abgesehen von den
Warmfrontniederschlägen kommt es insbesondere am Vormittag noch im Nordweststau
der östlichen Mittelgebirge zu etwas Niederschlag, da diese Gebiete an der
Ostflanke des Bodenhochs unter einer nordwestlichen Strömung liegen. Bei
Schneefallgrenzen um 500m muss dabei in höheren Lagen mit der festen Phase
gerechnet werden, in der Summe sind die Niederschläge aber schwach. Während, wie
oben schon angedeutet, die 850er Temperaturen im Westen zum Morgen auf positive
Werte ansteigen, bleiben sie im der Mitte und im Osten bei negativen Werten
zwischen null und -5 Grad.

Am Freitag überquert die zweite Achse des Höhenrückens (wobei die erste de facto
nicht mehr existent ist) die Britischen Inseln und erreicht in ihrem Nordteil
die Nordsee, im Südlichen kommt sie bis zum Abend bis nach Zentralfrankreich
voran. In der Nacht zum Samstag sind weitere nennenswerte Verlagerungsimpulse
kaum noch auszumachen. Vorderseitig bzw. im Bereich des Rückens steigt über
Frankreich der Druck, so dass sich die Tiefdruckrinne mit der eingelagerten
Warmfront nach Deutschland vorschiebt. Dabei greifen die entsprechenden
Niederschläge vom Westen in die Mitte und später in den Süden aus, im Nordosten
bleibt es bis zum Morgen wohl trocken. Mit der Warmfront und den Regenfällen
setzt im 850er Niveau auch in der Mitte und im Süden, wie am Vortag schon im
Westen, eine deutliche Milderung ein. Am Samstagmorgen sollen die 850er Werte im
Westen teils über 5 Grad liegen, nur östlich einer Linie Lübecker Bucht -
Berchtesgadener Land sollen sie weiterhin im negativen Bereich verharren. Da
sich auf der Vorderseite des Höhenrückens eine nord-nordwestliche Höhenströmung
einstellt und im Bereich der Tiefdruckrinne die Strömung auch zunehmend auf
Nordwest dreht, bildet sich insbesondere An den Alpen eine Stausituation aus.
Der EZWM-Hauptlauf simuliert dort in der Nacht zu Samstag bis zu 20 mm Regen,
lokal auch mehr, die Schneefallgrenze sollte dabei um 1500 m liegen. Die
schwachgradientige Konfiguration am Boden lässt insgesamt Windschwache
Gegebenheiten erwarten.

Am Samstag greift der Rücken weiter nach Norden bzw. Nordosten aus, er verlagert
sich dabei aber nur wenig nach Osten. Auf seiner Vorderseite herrscht durch
Absinken Druckanstieg vor, wodurch auch die über Deutschland liegende
Tiefdruckrinne allmählich aufgefüllt wird und sich bis zum Sonntagmorgen eine
großräumige Hochdruckzone ausbildet, die von Spanien bis nach Polen reicht. In
Summe lassen dadurch auch die Regenfälle an der sich abschwächenden Warmfront
nach, in einem Streifen vom Nordwesten in den Südosten kann es aber noch etwas
regnen, im Südosten sogar bis in die Nacht zum Sonntag, wobei die Mengen
insgesamt gering sind und sich die Schneefallgrenze in den Alpen kaum ändert.
Trotz lausiger vertikaler Durchmischung sind einzelne steife Böen in exponierten
Lagen nicht ausgeschlossen. Die Verlagerung des Rückens und der Rinne/Warnfront
ist zwar gering, sie reicht aber aus, um auch im Osten die 850er Temperaturen
bis zum Sonntagmorgen auf Werte um null Grad ansteigen zu lassen.

Am Sonntag liegt Deutschland im Einflussbereich hohen Luftdrucks und des
Höhenrückens, der sich von den Kanarischen Inseln bis zur nördlichen Ostsee
erstreckt. Dabei bleibt es meist trocken. Durch ein Tief über dem Nordatlantik
wird die Hochdruckzone über Norddeutschland zwar etwas Abgebaut, so dass dort
der Gradient etwas anzieht, allerdings ohne dass warnwürdige Böen zu erwarten
wären.

Am Montag kippt der Höhenrücken nach Südosten, dabei überquert seine Achse
Deutschland von Nordwest nach Südost. Insbesondere der Norden gelangt auf seine
Rückseite, auf der in 500 hPa ein leicht zyklonales Strömungsmuster vorherrscht.
Dabei greift eine Kaltfront mit Regen (Schnee sollte selbst in den
Mittelgebirgen kein Thema sein) von Norden her auf Deutschland über, die in der
Nacht zum Dienstag die Mitte erreicht. Mit ihr sinken im Norden auch die 850er
Temperaturen wieder in den negativen Bereich, im Süden bleiben sie dagegen
positiv.

Bis Mittwoch ist dann Trogeinfluss vorherrschend, der EZNMW-Hauptlauf simuliert
dabei deutlich zurückgehende Temperaturen und zeit- und gebietsweise
Niederschläge, die mehr und mehr in Schnee übergehen, wobei durch Stau an den
Alpen auch größere Neuschneemengen zusammenkommen können.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Hauptlaufs mit seinen Vorläufen muss als mäßig bis
schlecht bezeichnet werden. Schon am Mittwoch zeigen sich erste Unterschiede
zwischen dem heutigen 00-UTC-Lauf und dem gestrigen 12-UTC-Lauf, insbesondere
bezüglich der Struktur des Atlantiktiefs vor der irischen Küste. Der gestrige
00-UTC-Lauf zeigt am Mittwoch sogar eklatante Unterschiede zum aktuellen Lauf,
ebenfalls speziell bezüglich der Konfiguration des atlantischen Tiefs.

Am Donnerstag driften der aktuelle Lauf und der gestrige 12-UTC-Lauf dann auch
sehr weit auseinander. Laut gestrigem 12-UTC-Lauf soll der Tiefkern zentral auf
Irland übergreifen, der jüngste Lauf sieht den Tiefkern am Donnerstag um 12 UTC
jedoch 500 km weiter nördlich. Auch die vom gestrigen 12-UTC-Lauf vorhergesagte
500-hPa-Konfiguration mit einem abgeschlossenen Höhentief über der irischen
Westküste ist im aktuellen Lauf deutlich abgewandelt, auch das Höhentief soll
deutlich weiter nördlich liegen als bisher angenommen. Dazu kommen Änderungen
und der Verlagerungsgeschwindigkeit der Tröge und der damit verknüpften Fronten
sowie in der Achselage und -ausrichtung, was sich wiederum auch in den
Feuchtefeldern widerspiegelt.

Da alle Modellläufe für das Wochenende in der Tendenz auf hohen Luftdruck
setzen, nähern sich die Lösungen wieder etwas an. Am Samstag haben der aktuelle
Lauf und seine Vorläufe einen von Südwesteuropa nach Nordosten ausgreifenden,
sehr kräftigen Höhenrücken simuliert, gepaart mit einer Hochdruckzone, die große
Teile Frankreichs und Deutschlands überdeckt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Mittwoch zeigen die globalen Modelle ein recht einheitliches Druckmuster
(Tiefdruck über dem Atlantik und Osteuropa, dazwischen eine Hochdruckzone über
Frankreich und den Britischen Inseln). Das Tiefdruckgebiet über dem Atlantik
wird allerdings in Form und Lage durchaus unterschiedlich abgeschätzt.

Am Donnerstag zeigen z.B. LFPW, GFS oder auch ICON eine recht weit südliche
Zugbahn des Atlantiktiefs über Irland hinweg nach Osten, wogegen EZMW eine
deutlich weiter nördliche Zugbahn präferiert (zumindest im aktuellen Lauf, nicht
jedoch im Vorlauf). Die ähnliche Zugbahn bei den drei erstgenannten Modellen
heißt aber nicht, dass sich diese nicht im den Geopotentialmustern
unterscheiden, wobei die Unterschiede, insbesondere bei der Achsenlage, weniger
dagegen bei der Positionierung der entsprechenden Höhentiefs, durchaus markant
ist.

Am Freitag (12 UTC) zeigen EZMW und ICON einen von Nordwesten nach Deutschland
gerichteten Bodentrog, GFS dagegen ein abgeschlossenes Tief über
Westdeutschland. Die GFS- und ICON-Lösungen beruhen dabei darauf, dass auf der
Vorderseite eines Rückens ein kurzwelliger Trog abläuft - so wie der
EZMW-Hauptlauf das am Vortag simuliert hat. Somit zeigt sich hier eine
Phasenverschiebung von 12 bis 18 Stunden.

Zum Wochenende tendieren die Modelle wieder unisono zum Hochdruck und die
Modellunterschiede nivellieren sich entsprechend.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen der EZMW-Ensembles für Offenbach zeigen bis Mittwoch nur eine
geringe Streuung beim Geopotential und der 850er Temperatur, ab Donnerstag nimmt
für beide Größen die Streuung deutlich zu. Dabei deuten sowohl der Haupt- als
auch der Kontrolllauf eine steigende 850er Temperatur an, die aber nicht alle
Ensemblemitglieder aufweisen (wohl aber eine deutliche Mehrheit).

Die steigende Unsicherheit, erkennbar an der zunehmenden Streuung, zeigen auch
die Ensembles des GFS ab dem Donnerstag. Allerdings deuten hier alle Läufe auf
eine steigende 850er Temperatur hin, während bei EZMW einzelne
Ensemblemitglieder auf sinkende 850er Temperaturen setzen (s.o.).

Im Zeitraum +72 bis +96 Stunden werden die Ensembles in 5 Cluster eingeteilt,
die aber alle über den gesamten Zeitraum eine Blockierungslage anzeigen. Diese
Lage bleibt auch bei allen Clustern über das gesamte Zeitfenster +120 bis +168
Stunden erhalten, wobei dann nur noch 4 Cluster errechnet werden. Im ersten
Zeitfenster liegen dabei der Haupt- und der Kontrolllauf im Cluster 1, im
zweiten Zeitfenster liegt der Hauptlauf in Cluster 3, der Kontrolllauf dagegen
in Cluster 1.

Trotz der einheitlichen Wetterlagenkategorie der Ensembles deutet die hohe Zahl
an Clustern eine hohe Unsicherheit in den Prognosen an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt im Mittelfristzeitraum keine Signale für signifikante
Wettererscheinungen.

COSMO-LEPS liefert am Freitag im Süden in Staulagen schwache Signale (bis max.
20%) für Dauerregen von mehr als 25 mm in 12 Stunden und bis zu 40%
Wahrscheinlichkeit für Dauerregen von mehr als 30 mm in 24 Stunden.

Trotz hoher Schneefallgrenze an den Alpen liefert COSMO-LEPS auch Signale bis
etwa 50% für mehr als 5 cm Neuschnee in 6 Stunden im Laufe des Freitags.

Von Donnerstag bis Samstag zeigt COSMO-LEPS ferner sehr geringe
Wahrscheinlichkeiten (um 10%) für lokale stürmische Böen und exponiert deutlich
erhöhte Wahrscheinlichkeiten (bis zu 50%) für Windböen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas