DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-12-2019 09:30
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.12.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von TrM auf Wz

Auf den Bergen Sturm- und schwere Sturmböen. In höher gelegenen Alpenstaulagen
bis Dienstagfrüh teils markante Schneefälle.
An Heiligen Abend In der Südhälfte stürmische Böen und einzelne Sturmböen!
Im Harz, Thüringer Wald, Erzgebirge und Bayerischer Wald oberhalb 600 bis 800 m
markanter Neuschnee um 10 cm möglich (bis Mittwochfrüh). In der Nacht zum ersten
Feiertag auch in den übrigen Mittelgebirgen ab 700 m Schneeschauer und Glätte.
In den Alpen oberhalb 1000 m Neuschneemengen zwischen 5 und 15 cm.
Am 1. Weihnachtsfeiertag bei wechselnder Bewölkung oberhalb von 500 bis 700 m
weitere Schneeschauer. Auf exponierten Bergen stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Ein Höhentrog über Deutschland schwenkt heute langsam zum
nordöstlichen Deutschland und im Randbereich des sich zu den Alpen
vorschiebenden Azorenhochkeils strömt von Westen und Nordwesten subpolare
Meeresluft zu uns mit 850-hPa-Temperaturen zwischen -1 und -3 Grad (18 UTC) und
Werten um -28 Grad in 500 hPa. So fallen bei im Tagesverlauf lebhaftem Westwind
bei wechselnder bis starker Bewölkung örtlich Schauer, die oberhalb von 800 m in
Schnee übergehen. Meist liegen die Niederschlagsraten aber nur bei 1 bis 4 mm.
Nach Südwesten hin sind die Niederschlagsmengen höher mit Werten zwischen 5 und
10 mm, in Staulagen des Schwarzwaldes und des Allgäus mit 10 bis 15 mm,
exponiert auch mit rund 25 mm. Oberhalb 1000 m kommt gibt es im Alpenraum somit
bis zum Abend nochmals örtlich 10 bis 30 cm Neuschnee.
Der Wind ist in den Niederungen meist nicht warnwürdig. Lediglich an der Nordsee
und im Alpenvorland sind steife Böen möglich. Oberhalb von 1000 m gibt es auf
den Bergen 8er und 9er Böen, im Hochschwarzwald auch schwere Sturmböen.

In der Nacht zum Dienstag überquert ein flacher Höhenrücken Deutschland
ostsüdostwärts. Daran gekoppelt ist ein Bodenhoch, das über die Alpen ostwärts
wandert. Anfangs sind aber im Alpenraum oberhalb von 800 m noch Schneeschauer zu
erwarten, die in der 2. Nachthälfte aber schwächer werden. Bei immer noch
spürbarem, auf Südwest drehendem Wind bleibt der Wolkennachschub erhalten, so
dass die Temperaturen meist im Plus-Bereich verbleiben. Nur in Lagen über 800 m
ist bei Temperaturen um 0 Grad Glätte möglich. Auf exponierten Bergen ist mit
Böen Bft 8 bis 9 zu rechnen.
In der zweiten Nachhälfte wird der Höhenrücken von Westen von WLA überlaufen,
sodass nachfolgend im Südwesten und Westen sich die Bewölkung verdichtet und von
der Pfalz bis nach Südbaden Regen aufkommt. Im Schwarzwald kann es oberhalb von
800 bis 1000 m anfangs schneien.

Dienstag... An Heiligabend schwenkt der flache Höhenrücken unter Abschwächung
nach Osten und Südosten und es folgt von Westen ein flacher Randtrog. An der
Okklusion des bis 18 UTC nach Irland ziehenden Tiefs bildet sich nach ICON ein
Randtief, das um 06 UTC über Südostengland, um 12 UTC über Holland und um 18 UTC
über Thüringen simuliert wird. Die Okklusion trennt dabei sehr milde Luft
südlich des Tiefs von etwas kälterer Luft im Norden. Zudem verschärft sich der
Gradient auf der Südseite und außerdem wird die Troposphäre am Nachmittag und
Abend durch Einströmen von Kaltluft in der Höhe labilisiert. Dabei sinkt in 500
hPa am Abend die Temperatur auf knapp unter -28 Grad und in 850 hPa liegen die
Werte noch bei knapp über null Grad. Entsprechend sind gegen Abend im Süden
einzelne kurze Gewitter nicht ausgeschlossen. Da der Mittelwind im Süden örtlich
auf 35 bis 50 kt ansteigt in 950 hPa, sind durchaus Sturmböen um 85 km/h
möglich. Die Schneefallgrenze sinkt knapp nördlich des Tiefs vorübergehend teils
unter 400 m (CosmoD2). Die 12stg Niederschlagsraten liegen im Bereich der
Zugbahn des Tiefs bei 6 bis 10 mm, so dass im Harz oberhalb von 800 m durchaus
rund 10 cm Neuschnee zusammenkommen könnten. Und auch im Erzgebirge sind in der
2. Tageshälfte entsprechende Neuschneemengen möglich. Allerdings simulieren die
externen Modelle die Zugbahn immer noch unterschiedlich: GFS zeigt das Tief um
18 UTC an der Elbmündung und EZMW im östlichen Niedersachsen. Euro4 stützt die
Version von ICON, wenn auch mit einer langsameren Verlagerung. So wird's morgen
doch fast überall nass in Deutschland. Ausgenommen vom Regen wäre bis 18 UTC nur
der Nordosten.

In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich über Westeuropa ein breitet
Höhenrücken, an dessen Ostflanke aber noch ein Kurzwellentrog zur Nordsee zieht.
Nicht nur in der oberen Troposphäre, sondern auch in unteren Schichten dreht der
Wind nach Abzug des Randtiefs mehr auf Nordwest. Damit wird erwärmte Polarluft
zu uns geführt, wobei die Temperatur in 850 hPa wieder auf -1 bis -4 Grad sinkt.
Der Wind schwächt sich nach ICON langsam ab. Ausgangs der Nacht gibt es wohl nur
noch in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen Böen Bft 8 bis
10 aus West, eventuell treten im Alpenvorland noch längere Zeit steife Böen auf.
Die wäre vor allem nach GFS der Fall, da hier das Tief nur langsam abzieht und
mit 1005 hPa um 06 UTC noch über Westpolen zu finden ist.
Die schauerartigen Niederschläge klingen im Norden und Nordwesten weitgehend ab.
Sonst gibt es weitere Schauer, wobei die Schneefallgrenze allmählich auf 700 bis
600 m, im Osten auf 500 m sinkt. Vor allem in den höher gelegenen Staulagen von
Schwarzwald, Bayerischem Wald, der Alpen und dem Westerzgebirge kommen dabei
eventuell markante Neuschneemengen zusammen. Im Norden lockern die Wolken zwar
gebietsweise auf, bei spürbarem Wind dürfte es aber kaum für leichten Frost
reichen. Dafür aber in den höheren Mittelgebirgslagen (Glättebildung).

Mittwoch... am ersten Weihnachtsfeiertag schwenkt der o. e. Höhenrücken zu den
Britischen Inseln, wodurch die nordwestliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet weiter aufsteilt. Darin eingebettet zieht ein flacher
Kurzwellentrog über den Norden und Osten Deutschlands hinweg südostwärts. Somit
bleibt die Zufuhr erwärmter Polarluft ins Vorhersagegebiet bestehen
850-hPa-Temperaturen zwischen -1 Grad im Südwesten und -3 Grad im Osten (Raum
Erzgebirge -4 Grad (GFS).
Im Bodenfeld setzt zwar mit Annäherung eines Hochs über Frankreich Druckanstieg
ein, dennoch entwickeln sich in der leicht labil geschichteten Luftmasse
nochmals einzelne Schauer. Vor allem in den Alpenstaulagen fallen gebietsweise
mehr als 10 mm (EZMW, GFS), nach ICON-EU dagegen meist unter 5 mm. Oberhalb von
etwa 600 bis 700 m fallen die Niederschläge meist als Schnee.
Der Wind weht weiterhin lebhaft aus West bis Nordwest mit stürmischen Böen bzw.
Sturmböen in den Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen. Die Sonne zeigt sich
vor allem im Nordwesten, am Hochrhein sowie in der Vorderpfalz ab und zu mal und
die Höchstwerte liegen meist zwischen 5 und 10 Grad, in den Alpentälern um 3
Grad.
In der Nacht wandert das Hoch zum Alpenrand und die Bewölkung kann örtlich
aufreißen. Damit sinken die Temperaturen verbreitet auf 4 bis 0 Grad mit
Bodenfrost vor allem in der Mitte und im Süden. Örtlich kann es auch geringen
Luftfrost geben. Die Schauer lassen dabei in den meisten gebieten nach.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Zugbahn des Randtiefs morgen noch unterschiedlich (s.
o.). Am Mittwoch gleichen sich die Modelle aber wieder an.
Was die Windentwicklung an Heilig Abend angeht so zeigt CD2-EPS deutlich erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen bis 85 km/h im Süden. 10er Böen sind
allerdings danach unwahrscheinlich.
Nach CosmoLEPS sind allerdings nur 8er Böen wahrscheinlich (am Abend).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden