DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-07-2016 09:00
SXEU31 DWAV 160800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.07.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... lag um 00 UTC in 300 hPa ein Langwellentrog über Skandinavien und dem
östlichen Mitteleuropa, der seine Fortsetzung in einem mehrkernigen Cut-Off-Tief
über Italien und der Adria fand. Ein Rücken erstreckte sich von Portugal über
Nordwestfrankreich nach Dänemark und Südnorwegen. Dieser schwenkt im weiteren
Tagesverlauf südostwärts und reicht mittags vom Saarland zur Uckermark. Zum
Tagesende liegt seine Achse im wesentlichen über der Südosthälfte Deutschlands.

Das Frontensystem des Zentraltiefs südöstlich von Island dringt heute in den
Norden unseres Landes ein, wobei es zunächst infolge WLA zu meist nur leichten
stratiformen Regenfällen kommt, während mit dem Übergreifen der Kaltfront
nachmittags auch mit einigen Schauern zu rechnen ist. Im Bereich östliches
Niedersachsen, Hamburg, südliches Schleswig-Holstein und Mecklenburg ist auch
eventuell ein Gewitter möglich.
COSMO-EU berechnet maximale Niederschlagsmengen (00 bis 24 UTC) von unter 2 mm,
wovon nur die Nordhälfte Deutschlands betroffen ist. ICON6_NEST simuliert
immerhin bis 7 mm im nördlichen Brandenburg und C-DE von 00 UTC sogar bis 11 mm
südlich von Berlin.

Der westsüdwestliche Wind frischt vor allem im Nordseeumfeld in Böen stark bis
steif auf, mit Drehung auf West am Nachmittag lässt er wieder nach.


Sonntag... schwächt sich der Rücken über Süd- bzw. Südostdeutschland ab und der
äußerste Norden Deutschlands gerät vorübergehend in die Frontalzone am Südrand
des Höhentiefs vor der norwegischen Küste.

Die Kaltfront dringt bis in die mittleren Teile Deutschlands vor, kommt dann
aber nicht mehr weiter südwärts voran, da die Front über England und Irland als
Warmfront vor einer Welle rückläufig wird.
Im Bereich der schleifenden Front findet eine Intensivierung der
Niederschlagsprozesse statt, die mit einer Labilisierung der Schichtung
einhergeht, womit vor allem mittags und nachmittags in der Umgebung der Front
und präfrontal mit Schauern und Gewittern gerechnet werden muss. CAPE ML liegt
zunächst meist unter 250 J/kg, in der Nordosthälfte Bayerns sind um 15 und 18
UTC auch Werte knapp über 500 J/kg vertreten.

Von 00 bis 24 UTC erwartet C-EU bis zu 25 mm (im Stau des Rothaargebirges); in
der Nordosthälfte Bayerns und im westlichen Sachsen ergeben die konvektiven
Prozesse auch mehr als 10 mm, während im südwestlichen Niedersachsen in der
ersten Tageshälfte stratiformer Regen mit ebenfalls über 10 mm niedergeht. GFS
simuliert im südöstlichen Bayern verbreitet über 10 mm, maximal 24 mm. ECMF16
lässt in den mittleren Teilen und zum Vogtland hin 10 bis 16 mm fallen. EURO4
erwartet im südwestlichen Sachsen bis 78 mm, wovon das meiste zwischen 15 und 18
UTC innerhalb intensiver Konvektionsprozesse fallen soll. Auch WRF 4 km
prognostiziert von etwa 12 bis 22 UTC im Raum
Thüringen/Südwestsachsen/Nordostbayern intensivere konvektive Aktivitäten, die
in einem Stundenwert von über 20 mm südlich von Leipzig um 13 UTC gipfeln, was
angesichts der ppw-Werte von 30 bis 35 mm nicht unrealistisch erscheint.
Der 03 UTC-Lauf vom COSMO-DE EPS 28 km hat im Raum Passau um 18 UTC eine
Wahrscheinlichkeit von knapp 20% für Niederschlag >25 mm/h errechnet, zeigt aber
keine Signale weiter nördlich wie die eben erwähnten externen Modelle.

Höchsttemperaturen über 25 Grad sind besonders im Südwesten zu erwarten, an
Ober- und Hochrhein kann die 30 Grad-Marke ganz knapp angekratzt werden.


Montag... intensiviert sich der zunächst bei etwa 10° West befindliche Rücken
und kommt bis zum Greenwich-Meridian voran. Die Höhenströmung krümmt sich damit
zum Ende des Tages über Deutschland antizyklonal und dreht auf nordwestliche
Richtungen.

Am Montag ist die Front über Deutschland dank zunehmenden Absinkens aus der
verstärkt antizyklonalen Konfiguration des Bodendruckfeldes über Deutschland
kaum noch hydrotechnisch wirksam. Lediglich an den Alpen und über Ostbayern
werden vom C-EU noch Niederschläge bis 3 mm prognostiziert. Das genestete ICON
liefert auch im äußersten Norden ein paar Tropfen. GFS rechnet im äußersten
Süden immerhin mit bis zu 9 mm. ECMF16 sieht lediglich im südöstlichen Bayern
mehr als 2 mm. Im Feld der pseudopotentiellen Temperatur am Boden kann man um 12
UTC die Front quasi noch erkennen, die dann vom Münsterland über Südhessen bis
zur Oberpfalz reichen dürfte.

Während MOS-MIX nördlich einer Linie Osnabrück-Cottbus keinen "Sommertag"
simuliert, sind vor allem um den Oberrhein herum Werte um oder über 30 Grad zu
erwarten (bis 32 Grad).

Etwas mehr Labilität wird vom C-EU insbesondere über Bayern berechnet (primär
über dem Südostteil), wo um 18 UTC über Niederbayern auch mal die 1000 J/kg CAPE
ML überschritten werden. Am Nachmittag können die Auslösetemperaturen dort knapp
erreicht werden, womit in Niederbayern am ehesten die Möglichkeit von Gewittern
(mit Starkregen) gegeben ist. In Südbayern und im südlichen Baden-Württemberg
erreicht CAPE ML zwar auch teilweise über 1000 J/kg, dort ist aber eine
Deckelung vorhanden, dass eine Auslösung unwahrscheinlich erscheint.




Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle verfolgen kurzfristig die gleiche Linie wie die deutsche
Modellkette.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.