DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-12-2019 17:30
SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.12.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Wieder auffrischender Wind, vor allem im Bergland des Südens Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... greift ein Trog von Westeuropa ostwärts aus und im Laufe der Nacht
zum Sonntag auf den Westen Deutschlands über. Das korrespondierende Bodentief
erreicht unter beginnender Auffüllung, es liegt genau unter dem trog, zum Morgen
die holländische Küste. Gleichzeitig weitet sich der Trog auch nach Süden in
Richtung Oberitalien aus, was südlich der Alpen eine Zyklogenese auslöst. Daran
schließt sich nach Süden hin die Frontalzone an, die vom Nordatlantik recht
glatt ins zentrale Mittelmeer verläuft.

Die Entwicklung des Tiefs südlich der Alpen schwächt (kompensatorisch) die
Entwicklung weiter nördlich; das Frontensystem löst sich mehr und mehr auf und
lässt sich in den thermischen Feldern dann auch kaum noch finden. Die
Hebungsprozesse werden gedämpft. Es greifen zwar Niederschläge vom Südwesten bis
auf Teile der Mitte über, aber selbst in Staulagen sollten kaum 10 mm in 12
Stunden zusammenkommen.

Der Wind frischt aus südöstlichen bis südlichen Richtungen auf; Windböen bleiben
jedoch im Wesentlichen auf das Bergland und einige Leelagen im Westen und Böen
bis Sturmstärke auf exponierte Gipfellagen beschränkt.

Auflockerungen halten sich am längsten im Südosten und Osten, wo die
Temperaturen teilweise unter die 0 Grad-Marke fallen. Vereinzelt ist dort Glätte
durch Reif oder gefrierende Restnässe nicht ausgeschlossen. Auch das ein oder
andere Nebel/Hochnebelfeld kann sich bilden.

Sonntag ... liegt Deutschland unter dem Langwellentrog, der in seiner
Ostverlagerung durch einen breiten, über Russland liegenden Höhenrücken
blockiert wird. Das Bodentief verlagert sich über die südöstliche Nordsee
Richtung Jütland.

An seiner Südflanke nimmt der Gradient, nachdem er zum Morgen und am Vormittag
vorübergehend aufgefächert ist, wieder zu und im Westen und
Süden in freien Lagen können Windböen, exponiert stürmische Böen; im Bergland
und im Alpenvorland häufiger stürmische Böen auftreten. Diese werden wohl im
Wesentlich einem Bodentrog, bzw. dessen Rückseite zuzuordnen ein, der von Westen
durchschwenkt.
In exponierten Gipfellagen muss mit Sturmböen Bft 9 gerechnet werden. Auf den
Gipfeln des Hochschwarzwaldes sind schwere Sturmböen und orkanartige Böen nicht
auszuschließen. In den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen bleiben Sturmböen
auf exponierte Berggipfel beschränkt.

Im Bereich des Troges werden die Niederschläge konvektiver, ohne dass es für
Gewitter reicht. Die Niederschläge breiten sich nach Osten aus, wobei es
zwischen Sachsen und Ostsee nach wie vor meist niederschlagsfrei bleiben dürfte.
Dort sowie im Lee der östlichen Mittelgebirge sind Wolkenlücken am
wahrscheinlichsten. In einigen Staulagen im Südwesten und Süden (Schwarzwald,
Allgäu) sind durch wiederholte Schauer auch größere Niederschlagsmengen
wahrscheinlich, die akkumuliert bis in den Montag hinein an die Warnschwellen
heranreichen oder diese etwas überschreiten.
Dabei setzt rückseitig des Troges die Zufuhr etwas kälterer Meeresluft ein, in
der die Temperaturen in 850 hPa etwas unter 0 Grad zurückgehen und die
Schneefallgrenze bis zum Abend im Westen und Südwesten auf 800 bis 1000m sinkt.
In hohen Staulagen kommt damit auch die feste Phase ins Spiel, weshalb sich
Dauerregenwarnungen nicht eben aufdrängen. In der gut durchmischten Luftmasse
werden 6 bis 11 Grad erreicht.

In der Nacht zum Montag stößt der Trog in Richtung östliches Mittelmeer vor. Bei
uns ergibt sich eine zyklonale Westnordwestströmung, in der die Temperatur in
der unteren Troposphäre leicht, nach Nordwesten hin in 500 hPa etwas deutlicher
zurückgeht. Kurzwellige Tröge liefern Hebungsimpulse, wodurch die schauerartigen
Niederschläge anhalten.

In den Staulagen des Schwarzwaldes und im Allgäu können die Niederschläge länger
andauern und kräftiger ausfallen, bei insgesamt noch geringfügig sinkender
Schneefallgrenze ist in hohen Lagen Schnee zu erwarten.

Der Gradient bleibt erhöht und lässt auf höheren Berggipfeln vor allem im Süden
Böen bis Sturmstärke andauern. Auch im Südwesten und am Alpenrand sind, dort
bedingt u.a. durch den Leitplankeneffekt, Windböen zu erwarten. Im Laufe der
Nacht lässt der Wind wenigstens in tiefen Lagen etwas nach.
Nebelneigung, Frost- und Glättegefahr sind gering.

Montag ... nähert sich über Westeuropa ein Höhenrücken, wodurch der
Trog etwas nach Osten abgedrängt wird und die Höhenströmung mehr auf
Nordwest dreht. Dabei verstärkt sich die Zufuhr der relativ kalten und
instabilen Meeresluft noch und die Temperatur geht in 850 hPa auf
-1 bis -3 Grad zurück, in 500 hPa auf Werte um -30 Grad. Auch im
Bodendruckfeld nähert sich von Westen her ein Keil, der aber bei uns
wohl noch keine Akzente setzen kann.

Vielmehr kommt es in der leicht instabilen Luftmasse zu Schauern, bzw.
schauerartigen Niederschlägen, die im Süden bis etwa 900 m hinab als
Schnee fallen können, in den nördlichen Mittelgebirgen bis 700 m. Bei
kräftigen Schauern liegt die Schneefallgrenze etwas darunter. Im
Stau der Alpen können die Niederschläge länger anhalten, während in
Leelagen und im Norden die Niederschlagsneigung geringer ist und
Auflockerungen wahrscheinlicher sind.

Der Gradient ist gut ausgeprägt mit Windböen in freien Lagen der Mitte und des
Südens sowie Sturmböen im Bergland. Auch an der Nordsee sind steife Böen aus
westlicher Richtung möglich.
Die Temperaturen liegen tagsüber zwischen 6 und 10 Grad, damit kaum
niedriger als an den Vortagen und über den durchschnittlichen Werten.

In der Nacht auf Dienstag greift der flache Höhenrücken auf Deutschland über.
Daran gekoppelt ist ein Bodenhoch mit Zentrum über Süddeutschland. Dabei gibt es
viele Wolken und nach Südosten und Osten vor allem im Stau der Berge weitere
schauerartig verstärkte Niederschläge, wobei die Schneefallgrenze bei rund 800 m
liegt. Dementsprechend kann es im Bergland auch glatt werden, während Glätte in
tiefen Lagen bei positiven Minima kein Thema ist.
Der Wind bleibt wie vor allem im Bergland lebhaft.
In der zweiten Nachhälfte wird der Höhenrücken von Westen von WLA überlaufen,
sodass nachfolgend zum Morgen mehrschichtige Bewölkung mit Niederschlägen und
steigender Schneefall- und Nullgradgrenze auf den Südwesten und Westen
übergreift.

Dienstag ... Heiligabend setzt sich das unbeständige und für die Jahreszeit
milde Wetter fort. Ein Tief zieht in der westnordwestlichen Höhenströmung von
Südengland nach Norddeutschland, wobei dessen Zugbahn und Tempo unterschiedlich
eingeschätzt werden. An dessen Südflanke wird wieder etwas mildere Meeresluft in
die Südhälfte gelenkt.
Auf jeden Fall breiten sich die Niederschläge über weite Landesteile aus und die
Schneefallgrenze steigt von Südwesten her über die Gipfellagen der meisten
Mittelgebirge hinaus an. Trocken bleibt es am ehesten im Nordosten und ganz im
Norden.
Anfangs sind im Südosten, am längsten noch im Nordosten Auflockerungen möglich,
sonst bleibt es wohl weitgehend trüb und die Temperaturen steigen meist auf +6
bis +10, im Südwesten stellenweise bis +13 Grad.

Der kräftigste Gradient sollte dabei über dem Südwesten und Süden zu finden
sein; dort sind steife Böen auch in tiefen Lagen nicht ausgeschlossen, im
Bergland kommt es zu Sturmböen und ein paar Gipfellagen im Südschwarzwald und in
den Alpen können mit orkanartigen Böen glänzen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren zunächst weitgehend ähnlich. Warnungen vor Dauerregen im
Südwesten (Staulagen) werden eher nicht nötig, die aktuellen Läufe nehmen die
Mengen wieder etwas zurück. Der Dienstag erscheint aus aktueller Sicht aber noch
sehr unsicher, Winter wird`s aber nicht...


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner