DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-12-2019 09:01
SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.12.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL TrW Übergang zu TrM

Ab der Nacht auf Sonntag vornehmlich im Bergland Sturmböen, exponiert bis
orkanartige Böen. Im Südwesten am Sonntag vereinzelt auch in tiefen
Lagenstürmische Böen. Im Südwesten markanter Dauerregen nicht ausgeschlossen. In
den Hochlagen der Alpen ab Sonntag teils markante Neuschneemengen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... beeinflusst ein breit aufgestellter Langwellentrog das
Wettergeschehen in großen Teilen von Europa. Deutschland befindet sich noch auf
seiner Vorderseite. In den Trog sind zahlreiche Kurzwellentröge und kurzwellige
Anteile eingelagert, die wiederum mit Randtiefs und Wellentiefs im Bodenfeld
zusammenhängen. So ist ein erstes Randtief unter Abschwächung im Tagesverlauf
nach Südschweden abgezogen. Seine Kaltfront sollte Deutschland bis zum Mittag
überall überquert haben. Dahinter stellt sich postfrontal Absinken und ein
längerer trockener Abschnitt ein. Einzig in Berchtesgaden können von Süden auch
am Nachmittag noch ein paar Niederschlagsfelder übergreifen, wobei die
Schneefallgrenze aber weiter ansteigt.

In einigen Regionen, in denen es postfrontal rückseitig der Kaltfront
aufgelockert hat, haben sich in der vorübergehend gradientschwachen Strömung zum
Teil Nebel und Hochnebel gebildet. So gestaltet sich die erste Tageshälfte teils
grau, teils auch sonnig. In der zweiten Tageshälfte greift von Frankreich
kommend ein neuer kurzwelliger Troganteil auf den Westen des Landes über und
kommt bis zum Abend etwa bis zur Mitte voran. Allerdings ist dieser schon in
deutlicher Abschwächung begriffen. Er zeichnet sich noch durch ein Feuchteband
aus, sodass ein Band mit dichteren Wolkenfeldern und auch einigen, aber nur
schwachen Schauern, ostwärts zieht.

Der Wind bleibt tagsüber noch recht schwach und kommt vornehmlich aus Süd bis
Südost. Zum Abend frischt dieser in den westlichen Landesteilen allmählich auf,
bis zum Abend sind aber noch keine Warnungen erforderlich.

In der Nacht auf Sonntag greift bereits in der ersten Tageshälfte der nächste
Kurzwellentrog auf den Südwesten über. Daran gekoppelt ist auch ein recht
kräftiges Randtief über Südengland mit einem Kerndruck von 970 hPa. Dieses wird
vor allem Südfrankreich und den nördlichen Teilen der Iberischen Halbinsel
schweren Sturm und seiner Atlantikküste hohen Wellengang bringen. Auf
Deutschland greift die Warmfront des Tiefs mit Niederschlägen über, die sich bis
zum Morgen etwa bis zur Mitte ausbreiten.

Mit Warmfrontpassage frischt auch der Wind in den westlichen Landesteilen
spürbar auf und dreht von Südost auf Süd. Aufgrund der recht stabilen Schicht
dürften sich Windböen und exponiert Sturmböen auf das höhere Bergland
beschränken. Nur in den Leelagen der Mittelgebirge können in anfälligen Tälern
einzelne Windböen auftreten. In Richtung Nordosten und Südosten bleibt es
windschwach, sodass sich dort in der noch länger klaren Nacht auch Nebel bilden
kann. Zudem geht die Tiefsttemperatur auf Werte nahe dem Gefrierpunkt zurück.
Bei Bodenfrost und teils negativen Belagstemperaturen kann sich durchaus lokal
Reifglätte bilden. Das deutet vor allem die prognostizierte Differenz
"Belag-Taupunkt" an. Metro ist deutlich wärmer als das EBM, was aber nicht sehr
plausibel erscheint.


Sonntag... gelangt Deutschland zunehmend von der Vorderseite in den
Einflussbereich des Haupttroges (Übergang TrW zu TrM). Der Kurzwellentrog aus
der Nacht ist nordwärts abgezogen. Damit erreicht das Niederschlagsfeld erst gar
nicht den Nordosten des Landes, sondern löst sich mehr oder weniger über der
Mitte auf. Dazu trägt auch der über dem Osten anhaltende Südostwind bei, mit dem
bodennah beständig trockene Luftmassen den Niederschlagsfeldern entgegen
gestellt werden (siehe z.B. spezifische Feuchte 0-500m).

Nach kurzer Pause greift schon in den Vormittagsstunden der nächste
Kurzwellentrog auf den Westen und Südwesten über. Dieser beeinflusst vor allem
die Südhälfte des Landes, während der Isohypsengradient nach Norden etwas
auseinandergezogen wird. Dies spiegelt sich auch im Bodenfeld wieder. Dort wird
zunächst von Südwesten bis zur Mitte ausgreifend der stärkste Luftdruckgegensatz
gezeigt. Dieser greift dann ab dem Abend und in der Nacht auf Montag auf den
Südosten und Teile des Westens über. In der Nordhälfte weht der Wind hingegen
nur mäßig, im Nordosten schwach.

In den betroffenen Regionen müssen im Tagesverlauf und bis in die Nacht auf
Montag hinein mit Windböen, vor allem im Südwesten auch stürmischen Böen
gerechnet werden. Im Bergland gibt es durchweg stürmische Böen und Sturmböen.
Auf exponierten Gipfeln der süddeutschen Mittelgebirge und Alpen muss zudem mit
schweren Sturmböen und orkanartigen Böen gerechnet werden.

Neben dem Wind kommen im Tagesverlauf zum Teil länger anhaltende Niederschläge
auf. Vor allem in den Staulagen kann der Regen vorübergehend auch einmal kräftig
ausfallen. Das gilt insbesondere auch für den Schwarzwald, wenngleich es kaum
Anzeichen dafür gibt, dass die Schwelle zur markantem Dauerregen im
24Stunden-Zeitraum überschritten wird. Die Schneefallgrenze sinkt zum Abend auf
etwa 1000 m ab.

Bis zum Abend weitgehend trocken dürfte es in den östlichen Landesteilen
bleiben. Dort kann im Tagesverlauf gebietsweise auch etwas die Sonne scheinen.

In der Nacht auf Montag ziehen weiter kurwellige Störungen ostwärts, wobei die
die Höhenströmung bis zum Morgen allmählich einen stärker antizyklonalen
Charakter bekommt und der Haupttrog sich nach Südosteuropa zum Balkan verlagert.
Wettertechnisch bedeutet dies, dass es in den Nachtstunden weitere schauerartig
verstärkte Niederschläge gibt, deren Schwerpunkt sich bis zum Morgen aber
zunehmend in Richtung Osten und Süden verlagert. Der Wind hält wie weiter oben
angesprochen zunächst noch an, dreht aber zunehmend auf westliche Richtungen.

Die Schneefallgrenze sinkt mit der allmählich einfließenden etwas kälteren Luft
(T850<0 Grad) auf etwa 800 m, sodass sich ab etwa 1000 m eine Schneedecke
ausbilden dürfte. Direkt im Alpenstau sind dann durchaus 10 bis 15 cm Neuschnee
möglich.

Auch sonst sinkt die Temperatur im höheren Bergland in den leichten
Frostbereich, mit der Möglichkeit von streckenweiser Glätte. In tiefen Lagen
bleibt es hingegen allgemein frostfrei.


Montag... nähert sich von Frankreich zwar ein flacher Rücken, der das
Druckniveau vor allem den Südwesten des Landes anhebt. Allerdings rutscht auf
der Rückseite des Haupttroges aber nochmal ein Kurzwellentrog von Nordwest nach
Südost über die Mitte des Landes Dementsprechend muss im Tagesverlauf mit
schauerartig verstärkten Niederschlägen gerechnet werden. Die Schneefallgrenze
verbleibt bei etwa 800-1000 m, sodass in den Hochlagen weiterer Neuschnee für
das Weihnachtsfest zu erwarten ist. Akkumuliert könnte es dann vielleicht sogar
für die markante Warnschwelle reichen. Sonne ist allenfalls in den Leelagen der
Mittelgebirge und später an der Nordsee ein Thema. Sonst bleibt es vornehmlich
grau.

Zwischen dem von Südfrankreich vorstoßendem Bodenhoch und dem Randtief über
Südschweden, ist der Luftdruckgegensatz immer noch recht lebhaft. Über dem Süden
kann es noch Windböen geben, auf den Bergen der süddeutschen Mittelgebirge und
Alpen treten auch bis in die Nacht auf Dienstag hinein weiterhin Sturmböen,
exponiert auch schwere Sturmböen und einzelne orkanartige Böen auf.

In der Nacht auf Dienstag greift der flache Höhenrücken auf Deutschland über.
Daran gekoppelt ist auch ein Bodenhoch mit Zentrum über Süddeutschland. Dabei
gibt es viele Wolken und nach Südosten und Osten vor allem im Stau der Berge
weitere schauerartig verstärkte Niederschläge, wobei die Schneefallgrenze
weiterhin bei 800 m liegt. Dementsprechend kann es im Bergland auch glatt
werden, während Glätte in tiefen Lagen bei positiven Minima kein Thema ist.

Der Wind bleibt wie angesprochen im Bergland noch sehr lebhaft.

In der zweiten Nachhälfte wird der Höhenrücken von Westen kommend bereits von
kräftiger WLA überlaufen, sodass nachfolgend zum Morgen mehrschichtige Bewölkung
mit neuen Niederschlägen und deutlich steigender Schneefall- und Nullgradgrenze
auf den Südwesten und Westen übergreift.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen angesichts der von vielen Kurzwellentrögen geprägten
Großwetterlage eine ziemlich gute Übereinstimmung. Erst zum Ende der Mittelfrist
gibt es noch gewisse zeitliche Schwankungen im Übergreifen der
Niederschlagsfelder.

Etwas unsicher ist noch die mögliche Dauerregensituation im Schwarzwald, da
müssen noch die neusten EPS-Läufe abgewartet werden. Allein von den
deterministischen Modellen drängt sich der markante Dauerregen nicht direkt auf.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer