DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-12-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.12.2019 um 10.30 UTC



Vorerst wechselhaft und mild. Erst den Feiertagen beginnende Abkühlung, an den
Alpen und in den östlichen Mittelgebirgen zeitweise Schneefall, sonst selbst im
Bergland nur wenig Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 26.12.2019


Am Sonntag und Montag liegt Deutschland im Randbereich eines Troges, dessen
Achse von der Nordsee zur Balkanhalbinsel gerichtet ist. In der west-
nordwestlichen und anfangs zyklonal geprägten Strömung sind schauerartige
Niederschläge zu erwarten, die allenfalls in den Kamm- und Gipfellagen der
höheren Mittelgebirge als Schnee fallen oder mit Schnee vermischt sein können.
Auf höheren Berggipfeln und zeitweise auch im Alpenvorland besteht zudem die
Gefahr von Sturmböen.
Am Dienstag (Heilig Abend) läuft in der nordwestlichen Strömung ein weiterer
Kurzwellentrog nach Südosten ab, der die Niederschlagstätigkeit in den Staulagen
der Mittelgebirge und verstärkt in Süddeutschland und dort vor allem an den
Alpen aufleben lässt. Dabei nehmen die Niederschläge einen konvektiven Charakter
an. Die Schneefallgrenze sinkt auf Lagen um 800 m, an den Alpen auch etwas
darunter. Oberhalb davon können im Bergland einige bis um 10, an den Alpen auch
10 bis über 20 cm Schnee fallen. Nach wie vor sind im höheren Bergland Sturmböen
möglich. Bis dahin bleibt es in tieferen Lagen noch mild.
Am Mittwoch (1. Weihnachtsfeiertag) folgt ein weiterer, aber schwächerer
Kurzwellentrog, was die Frontalzone noch etwas nach Süden drückt. Die
Schneefallgrenze sinkt hierdurch auf 400 bis 600 m, allerdings sind nur noch
wenige, am (östlichen) Alpenrand und im Erzgebirgsraum auch mehr als 10 cm
Neuschnee zu erwarten. Gegenüber den Vortagen dürften die Temperaturen auch in
tieferen Lagen auf niedrige einstellige Maxima zurückgehen.
Am Donnerstag, dem 2. Weihnachtsfeiertag, wölbt sich westlich der Britischen
Inseln ein Keil auf, was die Strömung über Mitteleuropa zusehends über Nordwest
auf Nord drehen lässt. Aufgrund der nach wie vor zyklonalen Strömung und der
Nähe zum Trog (mit Temperaturen, die im 500 hPa-Niveau z.T. unter -35 Grad
liegen) ist eine rege Schauertätigkeit zu erwarten, wobei oberhalb von 400 m
meist die feste Phase vorherrscht. Während in den Staulagen der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge durchaus noch einmal um 10 cm Schnee hinzukommen können,
macht sich von Südwesten her Hochdruckeinfluss bemerkbar, was dort die
Schauertätigkeit dämpft und vermehrt Auflockerungen ermöglicht.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum tropft der über Osteuropa
liegende Trog aus, wodurch sich ein Höhentiefkomplex ergibt. Dieser verlagert
sich allmählich zum westlichen Mittelmeer mit weiteren Kernen südlich der Alpen.
Hebungsvorgänge, die von diesem Höhentiefkomplex ausgehen, können in den
Staulagen der östlichen Mittelgebirge und verstärkt auch an den Alpen zu
weiteren meist leichten Schneefällen führen, wogegen sich sonst
Hochdruckeinfluss durchsetzt. Dies dürfte einen weiteren leichten
Temperaturrückgang zur Folge haben. In den Nächten ist dann nahezu
flächendeckend leichter, bei längerem Aufklaren mäßiger und im Bergland über
Schnee strenger Frost zu erwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Simulationen noch relativ konsistent. Bereits ab Dienstag ergeben sich
Unterschiede. So wird der vom gestrigen 00 UTC-Lauf simulierte
Zwischenhocheinfluss von den beiden nachfolgenden Läufen durch eine zyklonale
nordwestliche Strömung ersetzt. Die Drehung der Strömung über Nordwest auf Nord
am zweiten Weihnachtsfeiertag hatten die beiden Modellläufe des Vortages
ebenfalls nicht im Programm und hatten stattdessen bereits eine
Hochdruck(rand)lage gebracht. Diese verzögert sich nach der aktuellsten
Modellrechnung bis in den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinein.
Damit hat die zuvor von Norden eingeflossene Luftmasse die Möglichkeit, sich
weiter abzukühlen. Ein zumindest an den Alpen und im östlichen Mittelgebirgsraum
leicht winterlicher Witterungsabschnitt ist somit wahrscheinlicher als nach den
beiden gestrigen Modellrechnungen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Montag zeigen die verfügbaren Modelle eine vergleichbare
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Danach ergeben sich signifikante Abweichungen. EZMW und das Modell des
kanadischen Wetterdienstes lassen in der Nacht zum Dienstag ein flaches und
kleinräumiges Tief in der nordwestlichen Strömung über Süddeutschland hinweg
südostwärts ziehen. ICON zeigt ein derartiges Tief über dem Ärmelkanal, GFS über
den Benelux-Staaten und beide Modelle lassen dieses Tief am Dienstag auf einer
leicht nördlicheren Zugbahn folgen.
Während der Weihnachtsfeiertage sind ICON und EZMW noch einigermaßen
vergleichbar, wogegen die amerikanischen Modelle auf antizyklonalen Einfluss
setzen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich nach GFS von Westen
her rasch wieder mildere Luft durch. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes
stützt hingegen die Version des EZMW, wonach sich bei allmählich abnehmender
Niederschlagsneigung Hochdruckeinfluss durchsetzt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt weitgehend dem hauseigenen deterministischen Modell.
Allerdings zeigt gerade der jüngste Lauf eine größere Anzahl von EPS-Membern,
die auf das EZMW-Szenario (mit zurückgehenden 850-er Temperaturen, einem länger
andauernden Hochdruckeinfluss, abnehmender Niederschlagsneigung und zumindest im
östlichen Bergland und an den Alpen einen winterlichen Wettercharakter) setzen.
Das EPS des EZMW stützt die oben beschriebene Entwicklung und setzt mit 41
Membern auf eine Blockierung, die möglicherweise bis Jahresende Bestand haben
kann. Die restlichen EPS-Läufe setzen auf die GFS-Version. Demzufolge zeigt auch
die übergroße Mehrzahl der EPS-Member einen allmählichen, aber stetigen
Temperaturrückgang. Zumindest in den östlichen Mittelgebirgen und am Alpenrand
wäre ein eher winterlicher Witterungsabschnitt als wahrscheinlich anzusehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Aufgrund der kräftigen west- nordwestlichen Strömung sind auf höheren
Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge Sturmböen und bei den
südwest- und süddeutschen Mittelgebirgen bis in mittlere Lagen Böen bis
Sturmstärke vorstellbar. Am Sonntag und in der Nacht zum Montag können, bedingt
durch den Leitplankeneffekt, auch im alpennahen Vorland Sturmböen auftreten.
Erst am Mittwoch beginnt der Wind im Bergland abzuflauen, so dass dann Böen bis
Sturmstärke wahrscheinlich auf exponierte Kamm-- und Gipfellagen beschränkt sind.

Markante winterliche Wetterereignisse sind bis einschließlich Heiligabend im
größten Teil Deutschlands nicht in Sicht. An den Alpen kommen jedoch im Laufe
des 24.12. Schneefälle auf, die 10 bis über 20 cm Schnee ergeben können. Auch in
den Staulagen der südwest- und süddeutschen Mittelgebirge sind um 10 cm Schnee
möglich. In der Nacht zum Mittwoch und auch am Mittwoch können an den Alpen noch
einmal um 10 cm Schnee hinzukommen. Da der Schnee zusehends trockener wird,
können Verwehungen nicht ganz ausgeschlossen werden. Am Mittwoch sind in den
Staulagen der östlichen Mittelgebirge und am östlichen Alpenrand noch einmal um
10 cm Schnee zu erwarten, wobei nach wie vor die Gefahr von Verwehungen besteht.
Eine unwetterträchtige Schneelage zeichnet sich jedoch nicht ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) mit höherer Gewichtung des deterministischen Laufes
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann