DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-12-2019 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.12.2019 um 10.30 UTC



Am Freitag anfangs im Alpenraum noch Föhn mit schweren Sturmböen auf den Bergen.
Anschließend Übergang zu Westwetterlage. Dabei wechselhaft, windig und weiterhin
recht mild, auch an Weihnachten.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 24.12.2019


Am Freitag greift die Kaltfront eines hoch reichenden Tiefs bei Schottland von
Westen her auf Deutschland über und erreicht zum Tagesende den Osten und
Südosten. Dabei strömt nur wenig kühlere Meeresluft nach Deutschland, so dass
die 850-hPa-Temperatur postfrontal auf 0 bis +2 Grad sinkt.

Am Samstag zieht die Front unter Abschwächung nach Polen und in einigen Teilen
Deutschlands setzt sich Zwischenhocheinfluss durch. Dabei ist auch im Osten die
subpolare Meeresluftmasse wirksam.

Am Sonntag nähert sich ein neues, hoch reichendes Randtief des Zentraltiefs bei
Island. Seine Okklusion greift bereits in den Frühstunden auf den Westen und
Südwesten über und überquert weite Teile Deutschlands (nur der äußerste
Nordosten ist ausgespart). Das Tief zieht bis Tagesende zum Nordrand der
Mittelgebirge und führt weiter erwärmte Meeresluft aus subpolaren Regionen zu
uns.

Am Montag zieht das Tief nach Nordostpolen ab, bestimmt aber das Wetter anfangs
noch im Osten und Süden Deutschlands. Die dadurch hervorgerufenen Niederschläge
gehen oberhalb 500 bis 600 m in Schnee über. Mit der auf Nordwest drehenden
Strömung gelangt kältere Meeresluft zu uns mit Temperaturen in 850 hPa zwischen
-2 und -4 Grad.

Am Dienstag (Heiligabend) überqueren die Ausläufer eines neuen, von England nach
Norddeutschland ziehenden Tiefs den Vorhersageraum und führen wieder etwas
mildere Luft heran.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag gibt es keine großen Differenzen zwischen den beiden
Modellläufen des IFS von gestern und dem aktuellen Modell-Run.
Am Sonntag erkennt man kleine, ab Montag größere Unterschiede:
Das Tief, das im aktuellen Lauf am Sonntagabend über Holland liegt, soll in den
beiden gestrigen Modell-Runs im Raum Schleswig-Holstein anlangen. Entsprechend
ist es im neuen Lauf etwa nordöstlich der Weser bis zum Abend noch trocken,
während in den alten Läufen bereits der Nordosten vom Regen erfasst wird.
Entsprechend ist das nächste Frontensystem am Montag deutlich langsamer im
aktuellen Lauf und erreicht bis Tagesende noch nicht das Bundesgebiet. Die
schnellste Variante hat der 00-UTC-Lauf von gestern mit einem Durchzug des
Frontensystems bis Tagesende. Der 12-UTC-Lauf nimmt eine Zwischenposition ein.
Hier greift im Tagesverlauf das Frontensystem auf den Südwesten über.
Am Dienstag überquert das besagte Frontensystem im aktuellen Lauf Deutschland
ostwärts, während in den beiden gestrigen Varianten Zwischenhocheinfluss
herrscht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GEM simuliert die Entwicklung bis Heiligabend ähnlich wie der Hauptlauf
vom IFS und auch GFS von 06 UTC simuliert am Dienstag an ähnlicher Stelle ein
Tief, das aber deutlich schwächer ausgeprägt ist.
Bei NAVGEM fehlt die Tiefentwicklung bei den Britischen Inseln, es herrscht aber
eine lebhafte Westströmung, sprich unbeständiges Wetter.

Was die Windentwicklung angeht so hat GFS (00 UTC) am Sonntag durchweg Böen Bft
8 auf der Karte, während ICON und EZMW im Westen und Süden eher die höheren
Lagen mit stürmischen Böen ´versorgt´. Am Montag soll dann nach GFS (00 und 06
UTC) das Sturmfeld einer Frontalwelle den Süden betreffen, während nach ICON und
IFS stürmische Böen bevorzugt im östlichen und südöstlichen Mittelgebirgsraum
auftreten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt heute in Wochenfrist nur einen Cluster, in dem
allerdings nicht der kräftige Höhentrog bei den Britischen Inseln am Montag
enthalten ist. Er ist hingegen im Cluster nur schwach ausgeprägt und
entsprechend schwach fällt auch das Bodentief aus.
In der erweiterten Mittelfrist (1. Weihnachtstag (Mittwoch) bis Freitag erkennt
man in drei Clustern eine fast stationäre Welle mit einem Höhenrücken über
Frankreich. Entsprechend wird die Lage meist als blockierend eingestuft.
Allerdings sollen weitere Tiefausläufer vor allem über die Nordhälfte hinweg
ziehen. Für den Nachschub milder Luft wäre daher gesorgt.
In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man am Freitag einen kräftigen
Temperaturrückgang in 850 hPa auf knapp 0 Grad (Kaltfrontdurchgang)und
anschließend pendeln die Werte um den Gefrierpunkt. Am Dienstag gibt es
vorübergehend eine Erwärmung (Tiefannäherung) und danach gehen im Mittel die
Werte wieder zurück bei allerdings erhöhter Streuung.
Die überdurchschnittlichen Temperaturen setzen sich auch in der Mittelfrist fort
trotz Kaltfrontdurchgang. Es strömt dann subpolare Meeresluft nach Deutschland
und die ist auch noch gut durchmischt, so dass die Tageswerte meist zwischen 6
und 11 Grad liegen, was auch bei dieser Lage realistisch ist. Mit einem
Auskühlen der Grundschicht ist nicht zu rechnen, da immer wieder von neuem
Atlantikluft zu uns gelangt. So ist weiterhin mit grünen Weihnachten in den
tiefen Lagen zu rechnen.
Nachts kann es bei Aufklaren vor allem in Bodennähe Frost geben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten von Sturmböen Bft 8 bis 9 ist zunächst nur auf den
Bergen erhöht, erst am Samstagabend ist in den Niederungen des westlichen
Deutschlands die Gefahr von Böen Bft 8 erhöht. Am Sonntag gibt es erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 8 bis 9 im Westen und Süden Deutschlands
(EZMW-EPS, ICON-EPS).
Am Sonntag und Montag gibt es dann erhöhte Wahrscheinlichkeiten für mehr als 10
cm Schnee innerhalb von 12 Stunden im Hochschwarzwald und im Allgäu (ab etwa
1000 m). Die Gefahr von Sturmböen ist weiter vor allem auf den Bergen erhöht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden