DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-07-2016 21:00
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.07.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Allmählich abschwächender Wind an Nord- und Ostsee. Morgen wahrscheinlich keine
markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... verlagert sich der noch nicht vollends abgetropfte Höhentrog über
Mitteleuropa und dem zentralen Mittelmeer zögernd nach Osten. Rückseitig hält
der Zustrom modifizierter Polarluft nach Deutschland über die 14 bis 16 Grad
warme Nordsee noch weiter an, schwächt sich jedoch allmählich ab. Dabei sorgt
ein für diese Jahreszeit sehr kühles Temperaturniveau in 850 hPa (rund 1.5 km
über Meeresniveau) mit +3 bis +5 Grad für einen adäquaten vertikalen
Temperaturgradienten mit geringer Schaueraktivität über dem Norden und Nordosten
Deutschlands. Entsprechend einer von Schleswig-Holstein nach Niedersachsen und
Brandenburg absinkenden Inversion auf 1.5 km über Bodenniveau, läuft sich die
Konvektion entlang dieser Inversion breit und sorgt für einen überwiegend stark
bewölkten Himmel. Diese schwachen Niederschläge klingen im Verlauf des Abends
mit nachlassender diabatischer Erwärmung rasch ab und die Wolkendecke lockert
auf. Dass über dem Westen und Südwesten Deutschlands keine Schaueraktivität
vorhanden ist liegt an der von Frankreich bereits einsetzenden hochreichenden
Warmluftadvektion, vorderseitig eines Tiefdruckgebietes südlich von Island.
Entsprechend fallen abends die Sonnenanteile in diesen Bereichen Deutschlands
größer aus und mit Niederschlag ist hier weiterhin nicht zu rechnen. Zwischen
einem über die Ostsee nach Nordost ziehenden Tiefdruckgebiet und einem von
Westen nachrückenden Keil sorgt ein noch erhöhter Luftdruckgradient für einen
böigen Nordwestwind Bft 6 bis 7 über dem Norden Deutschlands. Der Schwerpunkt
des Windes verlagert sich im Verlauf des Abends allmählich zur Ostsee und auf
Rügen kann exponiert eine stürmische Böe Bft 8 nicht ausgeschlossen werden. Der
Wind schwächt sich nach Sonnenuntergang allmählich ab. Dies alles bei einem für
Juli recht kühlen Temperaturniveau von 14 bis 19 Grad.

In der Nacht zum Samstag ist im Bodendruckfeld kaum eine Intensitätsänderung zu
erkennen, allenfalls im Süden steigt der Druck geringfügig an. Demgegenüber
jedoch weitet sich die hochreichende Warmluftadvektion weiter auf Deutschland
aus, was sich in maximaler positiver Schichtdickenadvektion zwischen 500 hPa und
1000 hPa widerspiegelt. Somit zeigt sich das Wetter in Deutschland zweigeteilt.
Vom Schwarzwald bis zur Ostsee und östlich davon lockert die Bewölkung vom Tage
weiter auf, teils wird es klar und Niederschlag fällt keiner. Ausgenommen
hiervon ist der direkte Alpenrand, wo die Bewölkung dichter bleibt und letzte
Tropfen fallen können. Im Westen und Nordwesten Deutschlands macht sich die
Warmluftadvektion durch den Aufzug hoher, später auch mittelhoher Bewölkung
bemerkbar. Im Bereich der Nordsee können einzelne Tropfen fallen, sonst bleibt
es trocken. Letzte Windböen aus West treten entlang der Ostseeküste auf, doch
auch diese schwächen sich rasch ab, so dass deutschlandweit ein meist leichter
Wind aus West bis Südwest zu erwarten ist. Die Tiefstwerte liegen bei 10 bis 7
Grad, über dem Nordwesten und dem äußersten Norden bei stärkerer Bewölkung bei
12 bis 9 Grad, entlang der Küsten um 14 Grad.

Samstag ... nähert sich das umfangreiche Tief von Island allmählich Norwegen und
Schweden an und sorgt besonders über Norddeutschland für ein zunehmend zyklonal
geprägtes Strömungsmuster. Die Warmfront des Tiefs kommt weiter nach Osten voran
und erreicht zum Abend den Osten, die Mitte und den Südwesten von Deutschland.
Entsprechend der Herkunft der Luftmasse - aus dem Seegebiet rund um die Azoren -
mit Taupunkten von 14 bis 16 Grad (gleich der Wassertemperatur der Nordsee) muss
im Zuge der feucht-labilen Schichtung während der Warmfrontpassage mit dichter
tiefer und mittelhoher Bewölkung gerechnet werden, aus der es zeitweise leichten
Regen oder Sprühregen geben kann. Die schwachen Niederschläge sollten sich
allerdings auf den Nordwesten und Norden Deutschlands beschränken - von
Nordrhein-Westfalen über Niedersachsen bis nach Mecklenburg-Vorpommern. Weiter
südöstlich lockert die Wolkendecke unter einem schwachen Hochdruckkeil rasch
auf, besonders vom Bodensee bis zur Lausitz kann sich die Sonne für längere Zeit
zeigen und es bleibt trocken. Die höchsten Temperaturen werden in dem Bereich
erwartet, wo die Warmluftadvektion im vollen Gang ist und die Aufgleitbewölkung
etwas auflockert - besonders von der Eifel bis ins Rhein-Main-Gebiet. Dort
klettern die Höchstwerte auf 24 bis 27 Grad, sonst auf 20 bis 24 Grad. Der Wind
weht schwach aus West.

In der Nacht zum Sonntag erreicht die Warmfront den Osten Deutschlands, während
rückseitig eine Kaltfront in den Nordwesten geführt wird. Diese erstreckt sich
strömungsparallel vom südlichen Großbritannien über den östlichen Ärmelkanal
nach Deutschland und zeigt in den Vorhersagemodellen Tendenzen für Wellenbildung
auf. Die Stärke der Deformation der Front wird jedoch noch etwas uneinheitlich
berechnet. Entsprechend dieser Ausgangslage werden in Deutschland zwei
unterschiedliche Niederschlagsschwerpunkte erwartet; zum einen leichter Regen
oder Sprühregen über dem Nordosten und Osten Deutschland im Zuge der ostwärts
ziehenden Warmfront, zum anderen länger anhaltende und teils konvektiv
verstärkte Niederschläge über dem Nordwesten. Es werden nirgendwo
Niederschlagsmengen erwartet, die die Warnschwellen überschreiten. Weiter
südlich lockert die Wolkendecke auf, im Umfeld des Bodensees wird es auch klar
und es bleibt trocken. Unter den dichten Wolkenfeldern im Norden geht die
Temperatur auf milde 17 bis 14 Grad zurück, sonst sinkt sie auf 12 bis 8 Grad.
Der schwache Wind aus Südwest frischt nur im Norden leicht auf.

Sonntag ... gelangt Deutschland zunehmend auf die Rückseite des von
Südskandinavien in Richtung Finnland ziehenden Tiefdruckgebietes. Im Zuge dieser
Verlagerung verstärkt sich die Kaltluftzufuhr über die Nordsee und die wellende
und teils auch quasi-stationäre Front über dem Nordwesten von Deutschland
bekommt nun allmählich einen Antrieb und zieht als Kaltfront nach Südost. Dabei
wird die rückseitig der Warmfront und präfrontal der Kaltfront eingeflossene
feuchte und warme Luftmasse zunehmend labilisiert, wobei besonders entlang der
Mittelgebirge verbreitet, zum Abend auch im Bereich des Bayerischen Waldes und
wohl auch entlang der östlichen Alpen gebietsweise Gewitter erwartet werden. Bei
geringen "lapse rates" und einer schwachen hochreichenden Windscherung (unter 10
m/s) sollten markante Gewitter mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel in den
Fokus rücken, die sich südwärts verlagern. Über Baden-Württemberg und Bayern
sorgt Absinken im Bereich des Keils für einen heiteren, teils auch wolkenlosen
Tag mit viel Sonnenschein. Abgesehen des geringen Gewitterrisikos entlang der
genannten Berglagen bleibt es dort meist trocken. Auch rückseitig der Kaltfront
- über dem Norden von Deutschland - lockert die Bewölkung wieder auf, dort sind
jedoch noch einzelne Schauer möglich. Postfrontal erreichen die Höchstwerte 20
bis 24 Grad, in der Mitte und im Süden werden sommerliche 25 bis 29 Grad,
entlang des Oberrheins punktuell auch 30 Grad erreicht. Abgesehen von
Gewitterböen weht der Wind schwach aus West.

In der Nacht zum Montag zieht einerseits das umfangreiche Tiefdruckgebiet über
Finnland nordwärts ab, gleichzeitig verstärkt sich jedoch der hohe Luftdruck
über dem westlichen Mittelmeer und sorgt für eine sich intensivierenden
Bodenhochantizyklone über dem westlichen Mitteleuropa. Somit kommt die über
Deutschland südostwärts ziehende Kaltfront kaum noch südwärts voran, sondern
zieht über Polen und Tschechien rasch nach Ost- und Südosteuropa weiter und
bleibt Nordwest-Südost gerichtet quer über Deutschland liegen. Die Schauer und
Gewitter vom Tage fallen besonders entlang der Mittelgebirge allmählich in sich
zusammen. Auch im Umfeld der Ostsee können unter kälterer Höhenluft noch
einzelne Schauer auftreten. Ansonsten bleibt es bei wechselnder Bewölkung
trocken. Im Westen muss mit der dort lagernden feuchten Luft gebietsweise mit
Nebel gerechnet werden. Die Tiefstwerte liegen deutschlandweit bei 16 bis 12
Grad. Der Nordwestwind weht im Umfeld der Nord- und Ostsee böig, sonst schwach.

Montag ... verschärft sich der Temperaturgradient über Deutschland mit einer 850
hPa Temperatur bis +15 Grad im äußersten Südwesten und um +5 Grad über Rügen.
Die weiterhin quasi-stationäre Front, die sich von Benelux über die Mitte und
den Bayerischen Wald erstreckt, sorgt im Tagesverlauf in deren Umfeld für eine
erneut auflebende Schauer- und Gewittergefahr. Südlich der Front können einzelne
abendliche Gewitter nicht ausgeschlossen werden, besonders über Bergregionen.
Nördlich der Front lebt im Umfeld der Ostsee erneut die Schaueraktivität auf und
bei häufig starker Bewölkung verharren die Höchstwerte bei 19 bis 24 Grad. Im
Süden hingegen werden hochsommerliche 26 bis 31 Grad erwartet und die
Wärmebelastung nimmt zu. Der Wind weht über dem Nordosten besonders in
Schauernähe böig, sonst schwach.


Modellvergleich und -einschätzung
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Beim Abgleich der unterschiedlichen Modelle, aber auch unter Hinzunahme der
probabilistischen Vorhersageverfahren lassen sich keine nennenswerten
Unterschiede ausmachen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy