DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-07-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.07.2016 um 10.30 UTC



Kurze Hitzewelle zur Wochenmitte möglich. Danach kräftige Gewitter und
schwülwarm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 22.07.2016


Am Montag verläuft eine leicht mäandrierte Frontalzone über West- und
Mitteleuropa nach Osten. Während sich über den Britischen Inseln ein Höhenrücken
aufwölbt, stößt ein Trog von Skandinavien nach Südosten vor und drückt eine über
dem Norden liegende Kaltfront bis in den Südosten Deutschlands. Die
Wetterwirksamkeit der Front hält sich in Grenzen, nachfolgend gelangt vor allem
in den Norden erwärmte Meeresluft, während nach Süden hin warme bis sehr warme
Festlandsluft wetterbestimmend bleibt.
Am Dienstag und Mittwoch verlagert sich der Höhenrücken und mit ihm eine
meridionale Hochdruckzone am Boden über uns nach Osten. Unter Absinken setzt von
Süden her die Zufuhr sehr warmer bis heißer Luftmassen aus dem Mittelmeerraum
ein. Die Temperatur in 850 hPa steigt am Mittwoch im Südwesten bis nahe +20
Grad, womit wieder eine kurze Hitzephase anstehen kann.
Am Donnerstag und Freitag bildet sich eine Tiefdruckrinne über Mitteleuropa.
Zuvor wird die Hochdruckzone abgebaut und ein Tiefdruckgebiet über Osteuropa
verbindet sich mit einem über Frankreich näherkommenden Tief, wobei die o.e.
Rinne entsteht. Die heiße Luft wird dabei nach Südosten abgedrängt. Die
nachfolgend einfließende Luft bleibt aber sehr warm und ist zunehmend feucht.
Dabei steigt die Gewitterneigung deutlich an. Unwetter und Starkregen sind dann
wieder möglich.
In der erweiterten Mittelfrist greift von NW ein schwacher Höhentrog auf
Mitteleuropa über, während wir am Boden in eine flaue nordwestliche Strömung
kommen. Damit sickert allmählich wieder kühlere Meeresluft ein, in der es aber
wechselhaft mit Schauern und Gewittern bleibt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf fügt sich fast "nahtlos" in die Vorläufe ein. Die Konsistenz
des Modells ist gut. Der Trog über Osteuropa am Montag wird aktuell kräftiger
simuliert als zuletzt, was der Kaltfront einen kräftigeren Impuls nach Süden
verleiht. Die nachfolgende Hochdruckphase scheint im aktuellen Lauf etwas
kräftiger ausgeprägt zu sein, was aber nichts daran ändert, dass es in der
zweiten Wochenhälfte wieder zyklonaler zu werden scheint und schwül. Das Ganz
wird nur etwas verzögert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die von ICON und dem GFS entworfenen Szenarien ähneln sehr dem beschriebenen,
alternative Entwicklungen sind nicht zu erkennen. Erst zur erweiterten
Mittelfrist weicht die ICON Lösung stärker von denen der anderen beiden Modelle
ab.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembleprognosen stützen die Aussagen des Hauptlaufs und des Kontrolllaufs.
Sie zeigen anhand der Rauchfahnen die schon am Wochenende beginnende Erwärmung,
die zur Mitte der nächsten Woche ihren Höhenpunkt erreicht. Es steht damit wohl
wieder eine kurze Hitzewelle an. Niederschlagssignale anfangs und nach
Wochenmitte grenzen die antizyklonal dominierten Tage ein, wobei am Dienstag
aber im Süden einzelne Peaks eine gewisse Gewitterbereitschaft über dem Bergland
andeuten.
Die Clusterung liefert für den Hauptmittelfristzeitraum bis +168h 3 Cluster, mit
dem operationellen Lauf im größten Cluster 1, 23 Member. Die anderen Cluster
sehen ähnlich aus mit nur geringen Unterschieden über Mitteleuropa.
In der erweiterten Mittelfrist sind zwei Cluster zu finden, wobei der Hauptlauf
in Cluster 1 bleibt, 33 Member. Dabei deutet sich ein Fortbestand der leicht
wechselhaften Verhältnisse an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zunächst sind am Wochenende, vor allem am Sonntag sowie danach am Montag
einzelne Gewitter mit Starkregen zu erwarten. Nach kurzer Wetterberuhigung zur
Wochenmitte sind ab Donnerstag wieder kräftigere Gewitter auf der Karte,
wahrscheinlich mit Unwetterpotential. Ab Wochenmitte setzt die Zufuhr heißer
Luft aus südlichen Richtungen nach Deutschland ein, so dass vorübergehend die
Wärmebelastung deutlich steigt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, ECM, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner