DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-07-2016 09:00
SXEU31 DWAV 140800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.07.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M, Übergang zu NW z
Im Südosten und ganz im Osten bis heute Abend Dauerregen, zum Teil ergiebig
(Unwetter). In exponierten Küstenlagen und auf höheren Berggipfeln der östlichen
Mittelgebirge und der Alpen Böen bis Sturmstärke. Außerdem im Tagesverlauf im
Westen und Südwesten einzelne Gewitter. Ab morgen zusehends Wetterberuhigung.


Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland im Bereich eines Langwellentroges. An dessen
Vorderseite konnte sich ein Tief entwickeln, das auf Vb-artiger Zugbahn etwa
über die mittleren Regionen Polens (und damit weiter östlich als von einigen
früheren Läufen vorhergesagt) nach Norden gesteuert wird. An der Westflanke
dieses Tiefs kommt es zu länger andauernden Aufgleitniederschlägen, die an den
Alpen und im Bayerischen Wald, möglicherweise auch im Vogtland und im
Westerzgebirge, unwetterartigen Charakter annehmen. Entsprechende Warnungen sind
bereits aktiv. Diese Niederschläge werden durch Stau noch verstärkt.
Mit der Verlagerung des o.g. Tiefs nach Norden dürften die Niederschläge an den
Alpen nachlassen, bedingt durch Stau aber noch nicht zum Erliegen kommen. Der
Schwerpunkt der Niederschläge verschiebt sich somit in die Oder-Neiße-Region,
wobei die höchsten Summen sehr wahrscheinlich im Grenzgebiet zu Polen auftreten.
Dabei sollten die zu erwartenden Niederschlagssummen noch unterhalb der
Unwetterschwelle bleiben.
An der Westflanke dieses Tiefs frischt zudem der Wind auf. Im Norden und Osten
sind bis ins Binnenland hinein gebietsweise Windböen, in exponierten Küstenlagen
und auf höheren Berggipfeln (der östlichen Mittelgebirge) Sturmböen zu erwarten.

Ansonsten können sich im Bereich des Höhentiefs im Tagesverlauf einzelne Schauer
oder Gewitter entwickeln, die aber mangels Feuchte und aufgrund der
Höhenkaltluft längst nicht mehr die Intensität aufweisen dürften wie die
gestrigen Entwicklungen. Zwar ist die Schichtung vor allem nach Südwesten hin
einigermaßen labil, aber dort sind die dynamischen Antriebe am schwächsten
ausgeprägt. Bedingt durch die langsame Verlagerung möglicher Konvektionszellen
ist dennoch örtlich eng begrenzt Starkregen möglich.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 16 bis 21 Grad (Werte über 20 Grad nur mit
Hilfe der Sonne), in Gebieten mit Dauerregen nur Werte um 13 Grad.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Vb-artige Tief zu den Baltischen
Staaten. Von Südwesten her setzt sich, gestützt durch Kaltluftadvektion, in
Bodennähe antizyklonaler Einfluss durch. Mit Abzug des Tiefs sollten die
Niederschläge in Oder- und Neißenähe und an den Alpen nachlassen, wobei durch
Stau sich ein vollständiges Aufhören der Niederschläge am Alpenrand nicht
abzeichnet. Im Norden und Nordosten bleibt durch den nachrückenden Bodenkeil ein
kräftiger Gradient bestehen. Zwar wird tagesgangsbedingt der Wind im Binnenland
weitgehend einschlafen, an der Küste und im östlichen Bergland sind jedoch
weiterhin Windböen und exponiert auch Sturmböen zu erwarten.

Freitag... tropft der über Mitteleuropa liegende Trog vollends aus, der
verbleibende Resttrog wird rasch nach Osteuropa geführt, so dass sich, ausgehend
von der Biskaya, ein breiter Rücken bis in die Nordsee ausweiten kann. Durch
diesen wird ein Hochkeil gestützt, der sich, ausgehend von einem Bodenhoch über
Nordfrankreich, über Polen hinweg ostwärts ausweitet. Da an der Vorderseite des
Höhenrückens eine nördlich Strömung bestehen bleibt, kommt es an den Alpen
weiterhin zu staubedingten Niederschlägen, wenn auch keine warnrelevanten Summen
mehr erreicht werden. Bedingt durch einen nach Süden ablaufenden Kurzwellentrog
können diese Niederschläge auch leicht schauerartig verstärkt sein. Gewitter
sind jedoch wenig wahrscheinlich.
An der Nordflanke des Bodenkeils, d.h. im Norden und Nordosten, kann es
tagesgangsbedingt noch einmal für Windböen reichen. Sturmböen sollten dann auch
in exponierten Lagen nicht mehr auftreten.
Im Westen und Süden Deutschlands (und zwar abseits der Alpen) sorgt der Hochkeil
und das hieraus resultierende Absinken für Auflockerungen, wobei allerdings auch
dichtere Sc-Felder (Sc Cu gen) die Einstrahlung dämpfen dürften. Dennoch sollte
in diesen Regionen bei relativ schwachen Winden die 20 Grad-Marke wieder leicht
überschritten werden. Ansonsten sind Höchsttemperaturen zwischen 16 und knapp
20, an den Alpen kaum mehr als 14 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Samstag setzt sich die Frontalzone über Schottland und
Südskandinavien hinweg wieder nach Osten durch. Die Achse des Höhenrückens wie
auch des Bodenhochs wird etwas nach Süden gedrückt. Hierdurch sollten dann auch
an den Alpen die Niederschläge aufhören. Allerdings setzt von Nordwesten her
Warmluftadvektion ein, die in Verbindung mit einer von der Nordsee her
übergreifenden Warmfront steht. Hierdurch zieht im Nordwesten und im Westen
mehrschichtige Bewölkung auf; Niederschläge fallen wahrscheinlich noch nicht.

Samstag... liegt Deutschland unter einer Hochbrücke, die durch hohes
Geopotential gestützt wird. Derweil greift auf die Nordsee ein weiterer Trog
über, der sich noch ein wenig nach Süden ausweitet. Hierdurch kann die
Frontalzone wieder dem Norden Deutschlands sehr nahe kommen mit der Folge, dass
mehrschichtige Bewölkung den Norden und Nordwesten erfasst, die im Küstenbereich
auch zu geringen Niederschlägen führen kann.
Südlich der Mittelgebirge und im Osten hält sich jedoch antizyklonaler Einfluss,
so dass dort Auflockerungen und auch Aufheiterungen zu erwarten sein. Generell
sollten die Temperaturen ansteigen, so dass im Westen und Südwesten dann auch
wieder die 25 Grad-Marke überschritten werden kann.
In der Nacht zum Sonntag weitet sich der über der Nordsee liegende Trog noch
etwas nach Süden aus, was ausgangs der Nacht die vorgelagerte Kaltfront auf den
Küstenbereich und den Nordwesten übergreifen lässt. In Verbindung mit dieser
Kaltfront kommen Niederschläge auf, die jedoch fernab von jeglicher Warnrelevanz
sind. Wie weit diese Niederschläge nach Süden übergreifen, ob nur auf den
Küstenbereich (COSMO-EU) oder bis auf den Berliner Raum und das nördliche NRW
(EZMW) ist noch unsicher. Südlich der Mittelgebirge sollte hiervon nicht allzu
viel zu spüren sein.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch hinsichtlich der Niederschlagsentwicklung haben sich die Modelle
weitgehend angeglichen. Lediglich in der Kürzestfrist ergeben sich Unterschiede,
wie weit und mit welcher Intensität diese mit dem Vb-artigen Tief in Verbindung
stehenden Niederschläge nach Westen ausgreifen. Nach GFS, COSMO-DE und COSMO-DE
EPS wären in Oder- und Neißenähe unwetterartige Niederschlagssummen vorstellbar.
Nach PEPS und COSMO-LEPS wären dort (gemäß Q90) sogar mehr als 100 mm innerhalb
von 12 Stunden möglich. Aktuell und anhand der Beobachtungen zeichnet sich eine
derartige Entwicklung jedoch nicht ab.
Auf die Unsicherheiten hinsichtlich der Entwicklung zum Ende des
Vorhersagzeitraumes hin ist bereits zuvor hingewiesen worden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann