DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-11-2019 17:30
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.11.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunehmender Tiefdruckeinfluss. Ab Mittwoch windiger mit Sturmböen im Bergland.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... formiert sich über dem nahen Nordostatlantik ein breiter Höhentrog,
der ostwärts schwenkt und mit seinem eingelagerten Drehzentrum ausgangs der
Nacht zum Dienstag südwestlich Irlands angekommen sein dürfte. Dabei fusioniert
der ehemalige Tropensturm "Sebastien" mit den Tiefs, die aktuell westlich
Irlands und etwas weiter draußen auf dem Atlantik liegen zu einem Tief, das
morgen früh knapp südwestlich Irlands liegen soll.
Kräftige Warmluftadvektion auf seiner Vorderseite führt zur Bildung eines wenig
wetteraktiven Rückens, der bis England und Frankreich vorankommt und den
Kurzellentrog bei uns unter Abschwächung nach Nordosten schiebt.

Vorderseitig es kurzwelligen Troges über Deutschland wird leichte Hebung
generiert, die die zunächst noch trockene Luftschicht in der unteren Troposphäre
oberhalb 900 hPa tilgt. Aus der dann fast gesättigten Luftmasse (außer im Osten
und Südosten) kann dann doch geringer Regen fallen. Die abends westlich unseres
raumes liegende Zone mit Auflockerungen wird durch die nachfolgende Bewölkung
(Tiefausläufer und Warmluftadvektion) immer mehr eingeengt, so dass die Nacht
häufig stark bewölkt über die Bühne geht.

Der Gradient über Deutschland nimmt mit Annäherung der ersten, sich aber
abschwächenden Tiefausläufer nur sehr langsam zu.

Der Fokus liegt unterdessen auf dem Nebel, der weite Landesteile traktiert mit
Sichtweiten teils unter 150 m. Schwerpunkte sind die Mitte und der Süden, aber
auch im nördlichen Drittel reicht es für einige Nebelfelder. Frost hingegen ist
ebenso wenig ein Thema (nur ganz vereinzelt am Alpenrand sowie in der Mitte,
wenn es aufgeht) wie der Wind, auch wenn der aus Südwesten kommend in einigen
exponierten Hochlagen allmählich auflebt (Stärke 7 Bft).

Dienstag ... schwenkt der Kurzwellentrog nordostwärts über uns hinweg, während
der der Trog über dem nahen Ostatlantik und Westeuropa seine Amplitude
vergrößert, was stromab die Aufwölbung eines Rückens zur Folge hat, der auf
Deutschland übergreift. Allerdings wird der Rücken von Warmluftadvektion
überlaufen, die seine Wetterwirksamkeit schmälert.

Es bleibt also bei vielfach starker Bewölkung, außer im äußersten Süden, wo sich
dann doch mal die Sonne durchsetzen kann. Bei sonst meist bedecktem oder
neblig-trübem Himmel, bessern sich wenigstens die horizontalen Sichtweiten
(außer in einigen Hochlagen, wo die Wolken aufliegen).

Im Osten fällt vornehmlich am Vormittag gebietsweise etwas Regen oder
Nieselregen (Vorderseite des KW-Troges), und auch in den übrigen Gebieten kann
es hier und da und ab und zu etwas regnen oder nieseln. Dies dürfte wiederum auf
die sich weiter nähernde, aber auch abschwächende Okklusion zurückzuführen sein
und der begleitenden Warmluftadvektion.

Ex Sebastien bleibt derweil nahe Irland liegen mit einem Kerndruck von knapp
über 970 hPa. In Teilen Westeuropas frischt der Wind auch stärker auf, nicht
aber so bei uns. Im Norden und Westen nimmt der Gradient zwar leicht zu, mehr
als ein paar Böen der Stärke 7 auf einigen Gipfeln und wenn`s hoch kommt Bft 8
auf dem Brocken springen dabei aber nicht heraus.

Trotz der nur schlappen Windzunahme kommt etwas Durchmischung zustande, was an
den prognostizierten Höchsttemperaturen ablesbar ist. Dem leichten
Temperaturrückgang in 850 hPa stehen etwas steigende Werte in 2 m Höhe
gegenüber. So sollen im Westen und Südwesten häufiger Maxima um 11 Grad erreicht
werden, im Nordosten um 7 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch wandert der Höhenrücken langsam über Deutschland
ostwärts. Ihm folgt ein Randtrog, der sich vom Haupttrog löst und morgens
Nordfrankreich erreicht. Die vorgelagerte Okklusion erfasst mit Regenfällen in
etwa die Gebiete zwischen Nordsee und Hochrhein.
Weiter östlich bleibt es meist niederschlagsfrei und gebietsweise muss mit Nebel
gerechnet werden muss. Frost tritt kaum auf, dafür legt der südliche bis
südwestliche Wind in Hochlagen langsam weiter zu. Auf dem Brocken, im
Hochschwarzwald sowie einigen Alpengipfeln reicht es für Sturmböen 8-9 Bft, in
anderen Hochlagen langt es nur für steife Böen 7 Bft.

Mittwoch ... steuert das hochreichende Tief langsam Südengland an, wo es am
Tagesende ankommt mit einem Kerndruck etwas unter 980 hPa. Die zugehörige
Okklusion schwenkt mit Regen über Deutschland hinweg nach Nordosten, bringt aber
nur sehr überschaubare Mengen von 2 bis 5 mm/12h, da leichte Kaltluftadvektion
die Hebung ausbremst. Nach einer postfrontalen Regenpause kommt es insbesondere
am Nachmittag in den westlichen Landesteilen in etwas labilerer subpolarer
Meeresluft (T850 um +2°C, T500 um -24°C) zu Schauern oder schauerartigen
Regenfällen.
Ob es in den Schauern auch für die eine oder andere steife Böe 7 Bft reicht
(925-hPa-Wind 30 Kt), ist derzeit fraglich.

Keine Frage hingegen ist die Windzunahme in Hochlagen der Mittelgebirge sowie
der Alpen, wo einige Gipfel Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen 10 Bft aufs
Tableau bringen.
An den Nordrändern der Mittelgebirge (Leeeffekt) sowie in freien Lagen
Südwestdeutschlands (vor allem Saarland, RP) reicht es für 7er-Böen aus
südlichen Richtungen.
In der gut durchmischten subpolaren Meeresluft erreicht die Temperatur 7 bis
13°C, am Oberrhein lokal um 15°C.

In der Nacht zum Donnerstag kommt es in der erwärmten Meereskaltluft zu
Schauern, die bis in die Hochlagen der Mittelgebirge als Regen fallen. In den
östlichen Landesteilen bleibt es weitgehend trocken. In Hochlagen der
Mittelgebirge und Alpen ist der auf Südwest drehende Wind stürmisch unterwegs
(8-9, vereinzelt 10 Bft).
In tiefen Lagen reicht es wahrscheinlich im Bergland über der Mitte sowie nach
Südwesten und Westen hin für 7er Böen, im Saarland und RLP vielleicht auch mal
für eine stürmische Böen Bft 8. Das letzte Wort in Sachen Wind ist aber noch
nicht gesprochen, da die Modelle das Tief unterschiedlich in Stärke und Position
simulieren. ICON hat es im letzten Lauf mit knapp über 980 hPa am
Donnerstagmorgen über der südlichen Nordsee (Seegebiet Humber) im Programm.
Aufgrund des Windes und der vielen Wolken spielen Nebel und Frost keine Rolle.

Donnerstag ... schwenkt der Trog im Tagesverlauf von Nordwesten nach Deutschland
herein, wobei das Drehzentrum in der Höhe und das Bodentief zum Abend über dem
westlichen Niedersachsen liegen sollen. Hier ist aber sicher auch noch nicht das
letzte Wort gesprochen.

An seinem Rand baut sich über dem Süden und der Mitte ein recht kräftiger
Druckgradient auf, der in tiefen Lagen bzw. im Flachland Bft 7, exponiert Bft 8
möglich macht. Im Bergland sind Sturmböen wahrscheinlich und auf einigen Gipfeln
schwere Sturmböen oder orkanartige Böen. Im Norden ist der Druckgradient
wesentlich schwächer und außer an der Nordsee, wo es vielleicht mal für eine Bft
7 aus Nordwest bis Nord langt, spielt der Wind warntechnisch keine Rolle.
In der erwärmten, instabilen Meeresluft treten bei wechselnder bis starker
Bewölkung zahlreiche Schauer oder schauerartige Regenfälle auf, die bei
Temperaturen in 850 hPa leicht über 0 Grad, bis in Gipfellagen als Regen fallen.
Bei kräftigen Schauern oder in kurzen Gewittern, die sicher auch nicht von der
Hand zu weisen sind, kann es mal graupeln und stürmische Böen geben.
In der trotz subpolaren Ursprungs, wegen der guten Durchmischung nach wie vor
milden Luft werden verbreitet mehr als 10 Grad erreicht. Am ehesten etwas Sonne
ist im Südosten und Osten zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Im Großen und Ganzen ist die Entwicklung klar. Unsicherheiten ergeben sich ab
Mittwoch/Nacht zu Donnerstag bezüglich der Zugbahn und Intensität des zu uns
ziehenden Tiefs. Damit wird insbesondere die Windentwicklung unsicher.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner