DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-11-2019 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.11.2019 um 10.30 UTC



Zunächst recht milde Südwestlage, ab Freitag kälter und örtlich Nachtfrost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 30.11.2019


Am Dienstag wird auch der Norden und Osten von der Okklusion eines sich an der
Ostküste Englands auflösenden Tiefs überquert. Der nachfolgende Höhentrog
schwenkt nach Südschweden und Polen. Rückseitig strömt sehr milde Luft von Süden
und Südwesten zu uns. Abends erreicht die Okklusion des nächsten Sturmtiefs bei
Irland den Westen.

Am Mittwoch verlagert sich dieses hochreichende Tief bis Tagesende zum
Ostausgang des Ärmelkanals und die Okklusion zieht bereits vormittags
nordostwärts ab. Es folgen von Frankreich her weitere Schauerstaffeln und die
Zufuhr recht milder Luft mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 1 und 5 Grad bleibt
erhalten.
Am Donnerstag zieht das hoch reichende Tief über Norddeutschland zur Ostsee, es
strömt aber von Westen nur wenig kühlere Luft zu uns.

Am Freitag gelangt auf der Rückseite des nach Nordosteuropa ziehenden Tiefs
erwärmte subpolare Meeresluft nach Deutschland (850-hPa-Temperaturen meist um -1
Grad).
Diese Luftmasse wird aber bereits am Samstag im Süden wieder durch mildere Luft
ersetzt. Ursache hierfür ist ein neues Tief, das vom Atlantik nach Frankreich
zieht. Es ist erneut bis in die obere Troposphäre ausgeprägt. Im Nordosten
könnte sich die Luftmasse bei geringen Luftdruckgegensätzen noch etwas
auskühlen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom EZMW zeigt bereits am Freitag kleine Änderungen.
Im alten Lauf soll die Kaltfront eines Nordosteuropatiefs bereits zu den Alpen
vordringen und im Norden kommt die einströmende Polarluft unter Einfluss eines
Hochs über Südskandinavien. Der neue Lauf belässt die Front lange Zeit
schleifend über Norddeutschland und damit ist es in weiten Teilen Deutschlands
milder.
Am Samstag gleichen sich die Prognosen wieder an, denn vom Atlantik nähert sich
ein neues hoch reichendes Tief und greift auf Deutschland über. Lediglich der
Nordosten soll noch trocken bleiben. Von Südwesten und Süden setzt erneut die
Zufuhr milder Luft ein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


NAVGEM lässt am Samstag durch WLA westlich von Irland einen kräftigen Höhenkeil
entstehen und auf seiner Ostseite zieht das auch bei EZMW sichtbare Tief von den
Britischen Inseln nach Frankreich. Es zeigt dabei kaum die Tendenz, auf
Deutschland über zu greifen, so dass sich die eingeströmt subpolare
Meeresluftmasse langsam abkühlen könnte, wobei der schwache Wind auf Ost dreht.

Ansonsten simulieren die anderen Modelle einschließlich ICON bis Samstag recht
ähnlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt heute bis zum 7. Folgetag 3 Cluster, die aber keine
großen Differenzen aufweisen. Dabei fällt der oper. Lauf in den 3. Cluster, der
die südwestlichste Lage des neuen Tiefs bei den Britischen Inseln zeigt.
Wahrscheinlicher ist also eine etwas nördlichere Zugbahn des Tiefs, so dass die
Fronten Samstag und in der Nacht zum Sonntag auch weiter in den Nordosten
vorankommen könnten.
In der erweiterten Mittelfrist gibt es bis zum 10. Folgetag nur 2 Cluster, die
das Durchschwenken eines kräftigen Troges zeigen und anschließend nähert sich
vom Atlantik ein kräftiger Höhenrücken, der ein Hoch westlich von Portugal
stützt mit einem Keil, der über die Britischen Inseln ostwärts schwenkt. Auf
seiner Ostseite strömt polare Meeresluft nach Deutschland, die nach dem ersten
Cluster am 10. Folgetag (Dienstag) im Norden wieder durch milde Luft ersetzt
werden würde. Nach dem 2. Cluster mit 17 Modellruns könnte die kältere Phase
auch etwas länger andauern.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt zunächst noch relativ gemäßigte bis milde
850-hPa-Temnperaturen um +2 Grad. Ab Freitag liegen die Werte um 0 Grad und ab
Sonntag im Mittel sogar etwas darunter. Dann steigt die Variabilität des
Geopotentials stark an. Es ist also schwer zu sagen, wie schnell der Höhenkeil
zu uns schwenkt und ab wann die Westlage im Anschluss wieder auf Mitteleuropa
übergreift.
Die Temperaturen liegen in den EPS-Meteogrammen zunächst rund 3 Grad über den
Normalwerten und ab Freitag/Samstag im Bereich der Normwerte, am Sonntag/Montag
sogar teils darunter. Ab Dienstag (10. Folgetag) steigen die Temperaturen wieder
an und liegen ab Mittwoch im Mittel im zu milden Bereich bei meist Südwest- bis
Westwinden. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass nach der kurzen kälteren Phase
am kommenden Wochenende mit Nachtfrostgefahr wieder die Westlage in der
Folgewoche durchschlägt.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeit für signifikante Wettererscheinungen ist nur gering.
Lediglich auf den Gipfeln der Gebirge und exponiert mitunter auch an der See ist
die Gefahr von Böen Bft 8 bis 9 erhöht.

Nach CosmoLEPS und EZMW-EPS kann Dauerregen mit Regenmengen über 30 mm innerhalb
von 24 Stunden ab Mittwoch im Südschwarzwald nicht ausgeschlossen werden.

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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden