DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-11-2019 08:30
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.11.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SE a

Heute in den Alpen Föhnsturm, Höhenpunkt mittags/früher Nachmittag, dann
Übergang zu schwachgradientiger Lage.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... ist die Großwetterlage über Europa stark meridional geprägt. Einem
Langwellentrog über Westeuropa steht ein Höhenrücken über Osteuropa gegenüber.
Der Trog über Westeuropa weitet sich über die Pyrenäen hinweg südostwärts aus
und tropft schließlich (Nacht zum Sonntag) ins westliche Mittelmeer ab. Zwischen
dem resultierenden Höhentief und dem markanten Resttrog über GB wird die
kräftige südliche bis südöstliche Strömung über Mitteleuropa antizyklonaler. Am
Boden resultiert aus dieser Konstellation ein mehrkerniges Tief über Frankreich
und dem westlichen Mittelmeer sowie ein starkes blockierendes Hoch über Russland
mit Keil nach Skandinavien. Es schwächt sich zwar etwas ab, bleibt mit einem
Kerndruck über 1040 hPa weiter präsent.

Die Föhnlage in den Alpen, dort kommt die Strömung komplett aus Süd, geht weiter
und exponiert können orkanartige Böen oder Orkanböen bis Bft 12 auftreten. Der
Föhn kann auch in anfällige Täler mit Sturmböen durchschlagen. Höhenpunkt der
Windentwicklung in den Alpen dürfte mittags oder früher Nachmittag sein.
Auf höheren Mittelgebirgsgipfeln sowie durch Böhmischen Wind in der Lausitz sind
ebenfalls stürmische Böen und an der Küste Windböen bis Bft 7 (über der offenen
See stürmische Böen) zu erwarten.
Die Chancen auf Sonnenschein stehen besser als zuletzt. Abgesehen von einigen,
bei östlicher bodennaher Strömung prädestinierten Tallagen sollten sich Nebel
und Hochnebel im Süden, Westen und meist auch in den mittleren Landesteilen
weitgehend auflösen. Im Norden hält sich dagegen meist starke, hochnebelartige
Bewölkung.

Ebenfalls bedingt durch die bessere Durchmischung steigt die Temperatur auf 8
bis 12, am Alpenrand bei Föhn bis 15 Grad oder vielleicht sogar darüber, wogegen
bei zähem Nebel kaum mehr als 5 Grad zu erwarten sind.

In der Nacht zum Sonntag erfolgt über dem nahen Ostatlantik eine erneute
Trogbildung. Mit der Verlagerung des Höhentiefs nach Süden lässt die südliche
Strömung bei uns nach, was den Föhn zusammenbrechen lässt, so dass in der
zweiten Nachthälfte auf höheren Alpengipfeln nur noch Sturmböen auftreten
sollten. Da auch im Bodendruckfeld der Gradient aufweicht, nimmt die Nebel- und
Hochnebelneigung wieder zu. In der nun etwas milderen Luftmasse gibt es aber nur
noch stellenweise leichten Frost im westlichen Bergland und in einigen
ungünstigen Lagen des Mittelgebirgsraumes und der Alpen.

Sonntag... wölbt sich zwischen dem sich ins Tyrrhenische Meer verlagernden
Höhentief und dem über vor den Britischen Inseln liegenden Trog ein schwacher
Keil auf, der ein über Ostpolen und den Baltischen Staaten liegendes Höhentief
blockiert. Das über Westrussland liegende Bodenhoch ändert seine Lage nur
unwesentlich.

Gestützt durch den Keil kommt erneut eine antizyklonal geprägte und sehr
gradientschwache Lage zustande. Der Nebel und Hochnebel wird sich in einigen
Regionen Mittel- und Süddeutschlands nur zögernd oder gar nicht auflösen. Der
Norden verbleibt ohnehin häufig unter dichter, aber nur tiefer Bewölkung mit
einer Obergrenze um 900 hPa.

Auflockerungen oder Aufheiterungen sind vor allem in höheren Mittelgebirgs- und
Leelagen (Nordwestränder der Berge) wahrscheinlich, die über der feuchten
Grundschicht liegen, bzw. wo die Grundschicht weggeräumt wird. Warnrelevante
Windböen (Bft 7, vereinzelt 8) bleiben auf exponierte Küstenlagen beschränkt.

Mit Hilfe der Sonne sind Höchsttemperaturen um 10 Grad zu erwarten, ansonsten
werden 2 bis 8 Grad erreicht. Unmittelbar an den Alpen sind Maxima bis 15 Grad
möglich.

In der Nacht zum Montag greift der Trog vom Ostatlantik her auf die Britischen
Inseln und die Bretagne über. Wir liegen dagegen weiter unter einem schwachen
Rücken bei in der Höhe und am Boden gradientschwachen Verhältnissen. Erneut
verdichten oder bilden sich Nebel- und Hochnebelfelder.

Montag... stellt sich die Wetterlage um. Das bisher blockierende Hoch zieht sich
nach Osten zurück, so dass der Trog über Westeuropa langsam nach Osten
vorankommt und bis zum Abend auf Benelux übergreift. Das korrespondierende
Bodentief verbleibt zwar über den Britischen Inseln, aber dessen
teilokkludiertes Frontensystem erreicht abends mit ersten leichten Regenfällen
den äußersten Westen Deutschlands.

Mit Annäherung des Frontensystems legt der Gradient etwas zu, der Wind lebt
dabei etwas auf aus südöstlichen Richtungen, warnwürdige Böen stehen aber nicht
an. Für den Osten und Südosten Deutschlands ergibt sich jedoch keine Änderung,
so dass sich dort Nebel und Hochnebel bis weit in den Tag hinein und ganztägig
halten.

Einige Auflockerungen kommen am ehesten an den Nordseiten der Mittelgebirge
sowie an den Alpen zustande. In diesen Gebieten werden Maxima nahe 10 Grad
erreicht. Ansonsten hält sich häufig geschlossene Bewölkung, wobei sich die
Temperaturen zwischen 2 und 8 Grad bewegen.

In der Nacht zum Dienstag kommen sowohl der Trog, als auch das dann okkludierte
Frontensystem unter Abschwächung weiter nach Osten voran. Damit breiten sich
auch die Regenfälle bis in den Osten Deutschlands aus, wo aber nur ein paar
Tropfen ankommen werden. Auch sonst bleiben die Niederschlagssummen gering; < 5
mm/12h. Der Wind dreht langsam von Südost auf Südwest, ohne warnwürdige Böen.
Die Nacht bleibt frostfrei, die Nebelneigung ist gering.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich. Unterschiede gibt es im Detail, u.a.
hinsichtlich der Bewölkungsentwicklung, wo die hochauflösenden Modelle im Norden
Deutschlands vielfach starke, die globalen Modelle dort häufiger geringe
Bewölkung zeigen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner