DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-11-2019 17:01
SXEU31 DWAV 221800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 22.11.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
An und in den Alpen Föhnsturm. Zunächst exponiert einzelne Sturmböen, in der
Nacht zum Samstag auf Alpengipfeln schwere Sturm- und orkanartige Böen Bft
10/11, in föhnanfälligen Tälern teils Sturmböen bis Bft 9. Am Samstag andauernd.

Außerdem auf höheren Mittelgebirgsgipfeln Gefahr von Sturmböen bis Bft 9. Am
Samstag im Tagesverlauf durch einsetzenden "Böhmischen Wind" sowie in
exponierten Küstenlagen teils stürmische Böen Bft 8. Wind in der Nacht zum
Sonntag generell abflauend.
Abgesehen vom Wind keine markanten Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland zwischen einem Trog über Westeuropa und einem
blockierenden Hoch über Westrussland und somit unter einer südlichen und noch
etwas zunehmenden Strömung. Bedingt durch die Blockade der Strömung durch das
Hoch weitet sich der Trog eher nach Süden, d.h. bis ins westliche Mittelmeer aus
als dass er nach Osten vorankommt.
An den Alpen ist Föhn mit Sturmböen bis Bft 9 in Gipfellagen aufgekommen, der
sich aufgrund der zulegenden südlichen Strömung intensivieren dürfte, so dass in
der Nacht zum Samstag exponiert schwere Sturm- und orkanartige Böen bis Bft
10/11 und in föhnanfälligen Tälern Sturmböen bis Bft 9 vorstellbar sind.
Mit der einsetzenden Gradientzunahme kommen auch auf exponierten
Mittelgebirgsgipfeln stürmische Böen auf. Zudem kommt der "Böhmische Wind" in
Gang.
In einigen Tallagen und Niederungen Mittel- und Süddeutschlands kann sich Nebel
bilden oder bereits vorhandene Nebel- oder Hochnebelfelder sich verdichten,
wobei dies nicht mehr so verbreitet der Fall sein sollte wie in den Nächten
zuvor. Dies betrifft auch den leichten Frost.

Samstag ... weitet sich der Trog über die Pyrenäen hinweg südwärts aus und
tropft schließlich ab. Zwischen dem resultierenden Höhentief und dem markanten
Resttrog, der über der Irischen See liegt, wird die südliche und unverändert
kräftige Strömung über Mitteleuropa antizyklonal. Exponiert können durch Föhn in
den Alpen weiterhin orkanartige Böen bis Bft 11 auftreten. Dabei ist es möglich,
dass der Föhn in hierfür anfällige Täler mit Sturmböen durchschlägt.
Zudem sind auch auf höheren Mittelgebirgsgipfeln sowie durch Böhmischen Wind in
der Lausitz stürmische Böen und an der Küste Windböen bis Bft 7 (über der
offenen See auch stürmische Böen) zu erwarten. Abgesehen von einigen, bei einer
östlichen bodennahen Strömung prädestinierten Tallagen sollten sich Nebel und
Hochnebel im Süden, Westen und meist auch in den mittleren Landesteilen
weitgehend auflösen.
Bedingt durch die etwas bessere Durchmischung steigt die Temperatur auf 8 bis
12, am Alpenrand bei Föhn bis 15 Grad, wogegen bei zähem Nebel kaum mehr als 5
Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Sonntag verabschiedet sich das Cut-Off-Tief in Richtung
Sardinien. Der aus dem vorherigen Austropfprozess verbliebene Resttrog bleibt
über den Britischen Inseln hängen, flacht aber ab. Gleichzeitig erfolgt über dem
nahen Ostatlantik eine erneute Trogbildung.
Mit der Verlagerung des Höhentiefs nach Süden lässt die südliche Strömung über
dem Vorhersagegebiet nach, was den Föhn zusammenbrechen lässt, so dass in der
zweiten Nachthälfte auf höheren Alpengipfeln allenfalls noch Sturmböen auftreten
sollten. Da aber auch im Bodendruckfeld der Gradient aufweicht, dürfte die
Nebel- und Hochnebelneigung wieder zunehmen.

Sonntag ... wölbt sich zwischen dem sich ins Tyrrhenische Meer verlagernden
Höhentief und dem über vor den Britischen Inseln liegenden Trog ein Keil auf,
der sich vom Alpenraum bis nach Skandinavien erstreckt und durch ein über
Ostpolen und den Baltischen Staaten liegendes schwaches Höhentief blockiert
wird. Das über Westrussland liegende Bodenhoch hat bis dahin seine Lage nur
unwesentlich geändert und kaum abgeschwächt.
Gestützt durch den Keil kommt erneut eine antizyklonal geprägte und sehr
gradientschwache Lage zustande. Nebel und Hochnebel wird sich daher in einigen
Regionen Mittel- und Süddeutschlands nur sehr zögernd oder nicht mehr auflösen.
Selbst im Norden, wo noch etwas Gradient vorhanden ist, dürften kaum
Wolkenlücken auftreten. Warnrelevante Windböen sollten auf exponierte
Küstenlagen beschränkt bleiben.
Auflockerungen sind an den Nordwesträndern der Mittelgebirge sowie im
Alpenvorland am wahrscheinlichsten, auch höhere Berglagen liegen über der
feuchtkalten Grundschicht.
Mit Hilfe der Sonne sind Höchsttemperaturen um 10 Grad zu erwarten, ansonsten
werden 2 bis 8 Grad erreicht. Bei noch andauerndem leichten Föhn sind
unmittelbar an den Alpen Maxima bis 14 Grad möglich.
In der Nacht zum Montag greift der Trog vom nahen Ostatlantik her auf die
Britischen Inseln und die Bretagne über, was erneut eine süd-südwestliche
Strömung mit sich bringt. Da sich eine Überströmung der Alpen nicht abzeichnet,
ist kein Föhn zu erwarten.
Im Osten und Süden bleibt die gradientschwache Lage bestehen, so dass sich
erneut Nebel bilden kann oder sich vorhandene Nebel- und Hochnebelfelder
verdichten. In den anderen Gebieten dürfte von Nordwesten her einsetzender
leichter Druckfall für etwas Durchmischung sorgen, so dass warnrelevanter Nebel
eher unwahrscheinlich ist.

Montag ... zieht sich das bisher blockierende Hoch zur unteren Wolga und nach
Kasachstan zurück, so dass der o.g. Trog nach Osten vorrücken kann und bis zum
Abend auf die Benelux-Staaten übergreift. Das korrespondierende Bodentief
verbleibt zwar über den Britischen Inseln, aber dessen bis dahin okkludierte
Frontensystem erreicht den Westen Deutschlands. Hierdurch können schauerartige
Niederschläge von Westen her bis auf Teile der Mitte übergreifen.
Mit dem Übergreifen des Frontensystems legt der Gradient etwas zu, so dass auf
exponierten Gipfeln der westlichen, nördlichen und zentralen Mittelgebirge Wind-
und stürmische Böen aufkommen können. Für den Osten und Südosten Deutschlands
ergibt sich jedoch keine Änderung, so dass sich dort Nebel und Hochnebel bis
weit in den Tag hinein und zum Teil ganztägig halten.
Auflockerungen kommen am ehesten an den Nordseiten der Mittelgebirge sowie an
den Alpen zustande. In diesen Gebieten werden Maxima um 10 Grad erreicht.
Ansonsten hält sich meist geschlossene Bewölkung, wobei sich die Temperaturen
zwischen 2 und 8 Grad bewegen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann