DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-11-2019 17:01
SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 20.11.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ab Freitag in den Alpen aufkommender Föhn.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir im Übergangsbereich zwischen einem Langwellentrog über
dem Nordostatlantik und Südwesteuropa und einem Höhenrücken über Osteuropa,
wobei dieser Übergangsbereich sowohl am Boden als auch in der mittleren
Troposphäre sehr schwachgradientig daherkommt. Entsprechend flau ist die
südliche bis südöstliche Strömung.
Dabei liegt ein kurzwelliger Trog mit eingelagertem Höhentief über dem äußersten
Norden; es zieht zum Skagerrak ab. Womit dann auch die Niederschläge dort zu
Ende gehen. Mit der noch vorhandenen Restfeuchte kann aus dichter Bewölkung im
Osten und Nordosten geringer Nieselregen fallen.

Während sich der Haupttrog über Westeuropa einnistet und zur Biskaya hin
ausweitet, schwenkt an seiner Vorderseite ein Randtrog über die Alpen nach
Norden und löst im Südosten, etwa Ostbayern bis Erzgebirge und Thüringer Wald,
im Laufe der Nacht leichtes Aufgleiten mit Niederschlägen aus. Bei positiven
Werten in 850 hPa regnet es bis in Hochlagen.

Im Süden und Westen bleibt es trocken, aber teils trüb oder neblig.
Gering bewölkt oder klar ist es in den Hochlagen der Berge und auch im Westen
und Süden deuten die Modelle mit dem Südostwind Auflockerungen an. Bei bedecktem
Himmel bleibt es frostfrei, mit größeren Auflockerungen kann es leichten Frost
geben.
Dabei ist örtlich Reifglätte zu erwarten. In der Eifel ist vereinzelt Glätte
durch gefrierendes Schmelzwasser im Bereich des Möglichen. Die abends teilweise
noch vorhandenen Nebelfelder können sich verdichten, bzw. bei Auflockerungen neu
bilden.

Donnerstag ... ändert sich nichts Gravierendes an der grundlegenden
Strömungskonstellation. Deutschland liegt zwischen dem Trog über
Westeuropa und dem Hoch im Osten in einer schwachen südlichen
Strömung mit der der Randtrog Boden nach Norden hin gut macht. Dabei
wird ein flacher Bodentrog induziert, der sich im Lee der Alpen bildet und nach
Norden zieht. An seiner Nord- und Westflanke breiten sich die
Aufgleitniederschläge in den Norden und etwas zur Mitte hin aus.
Die Schneefallgrenze bleibt hoch, so dass bis in Gipfellagen Regen
fällt.

Im Westen und Südwesten bleibt es häufig bei der Grenzschichtproblematik mit
teils Dauergrau im Tiefland und Sonne im Bergland. In Nordrhein-Westfalen kann
es mit der östlichen bis südöstlichen Grundströmung im Tagesverlauf stärker
auflockern. Auch an und in den Alpen sind Aufheiterungen zu erwarten.
Etwas anders sieht es ganz im Südwesten und Westen aus, wo die Schichtung mit
dem Trog etwas labilisiert und leichte Schauer oder schauerartige Regenfälle
auftreten können.
Bei längerem Nebel liegen die Temperaturen nur wenig über 0 Grad, sonst meist
zwischen 3 und 8 Grad, nahe Oder und Neiße, wo etwas mildere Luft einsickert,
sind bis 10 Grad möglich.

In der Nacht zum Freitag kann es in aufgelockerten Gebieten (lokal im Südwesten,
Westen und am Alpenrand) Tiefstwerte im Frostbereich geben, während es bei
starker Bewölkung frostfrei bleibt, im Osten gehen die Werte in milderer Luft
auf 7 bis 8 Grad zurück. Warnungen werden abgesehen von Frost, Nebel und lokaler
Reifglätte nicht nötig. Die Bereiche mit Frost nehmen insgesamt ab, da Nebel und
viel tiefe Bewölkung die Ausstrahlung häufig dämpfen.
Boden- und Höhentrog kommen nach Norddeutschland voran, wohin sich auch die
Regenfälle zurückziehen. Auch im Westen wird durch kurzwellige Tröge die leichte
Schauerneigung aufrechterhalten.

Freitag ... verbleiben wir zwischen dem Trog im Westen und dem Hoch
über Russland in einer schwachen südlichen Strömung. Ein Randtrog
über Westeuropa stützt zunächst die schwache Bodenrinne, aber
ebenso wie diese zieht der Trog zur Nordsee ab und auch der Regen im
Norden hört im Tagesverlauf auf.
Bedingt durch eine immer noch leicht zyklonale Höhenströmung sind tagsüber im
Westen leichte Regenfälle nicht ausgeschlossen.

Ansonsten steht wieder ein insgesamt ruhiger Herbsttag in Deutschland
an. Ausgehend vom Drehzentrum des Troges bei Irland schwenkt ein markanter
Sekundärtrog zur Biskaya, gefolgt von einem kräftigen Tiefdruckgebiet. Dies hat
über Westeuropa Druckfall zur Folge, was sich bei uns - obwohl das russische
Hoch dagegen hält - höchstens in einer moderaten Gradientzunahme auswirkt.

Der bodennah weiterhin aus Ost bis Südost wehende Wind lebt etwas auf und die
Chancen für Auflockerungen steigen mit der besseren Durchmischung der
Grenzschicht im Tagesverlauf. Gebietsweise hält sich aber weiter zäh Nebel und
Hochnebel.
In den Alpen wird es leicht föhnig mit Sturmböen auf exponierten
Gipfeln. Im Nebel geht es nur wenig über 0 Grad, mit Sonnenschein und im Osten
vielleicht bis nahe 10 Grad.

In der Nacht zum Samstag nimmt die südliche Strömung zu, was auf die Annäherung
des Troges zurückzuführen ist. In den Alpen gibt es Föhnsturm mit Orkanböen auf
einigen exponierten Gipfeln. Auch sonst führt der sich verschärfende Gradient
auf den Gipfeln der Mittelgebirge zu 7er bis 8er Böen, über der Nordsee zu
steifen Böen.
Im Norden und Osten halten sich teilweise tiefe Wolken, sonst lockert es
vorübergehend stärker auf, bevor durch WLA wieder hohe und mittelhohe Wolken
aufziehen, so dass die Frostgefahr weiter überschaubar bleibt. Lokal kann auch
wieder Nebel ein Thema werden; Glätte aber eher nicht.

Samstag ... tropft der Trog ins westliche Mittelmeer ab, wohin auch das
zugehörige Bodentiefdruckgebiet zieht. Der Rest verbleibt über GB, sowohl am
Boden als auch in der Höhe. Da sich ausgehend vom Hoch über Russland ein Keil
nach Skandinavien erstreckt, setzt sich die Blockierung fort und die Strömung
dreht bodennah wieder auf südöstliche bis östliche Richtungen.
Der Gradient verschärft sich noch leicht und die Luft ist nach Überströmen der
Alpen föhnig erwärmt auf mehr als +10 Grad in 850 hPa über dem Süden und Westen
Deutschlands.
Während sich im Norden noch starke, teils hochnebelartige Bewölkung hält, nehmen
ansonsten die Sonnenanteile zu, einige Nebel- und Hochnebelfelder sind aber auch
über der Mitte und dem Süden weiter möglich.
Die Föhnlage in den Alpen geht weiter mit Sturmböen auf den Gipfeln, exponiert
Orkanböen und teilweise stürmischen Böen in Föhntälern.
Auch die Hochlagen der Mittelgebirge sind mit teils stürmischen Böen dabei,
meist ablandig bleibt es an der See bei einzelnen Bft 7 aus Südost bis Ost.
In den Mittelgebirgen und deren Lee geht es mit den Temperaturen nach oben auf
Werte um 10 Grad. In einigen Alpentälern sind föhnbedingt um 15 Grad nicht
ausgeschlossen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellunterschiede halten sich in Grenzen, die Entwicklung ist im
synoptischen Scale unstrittig.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner