DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-11-2019 09:01
SXEU31 DWAV 110800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.11.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von TB zu TrW am Mittwoch

Ab heute Nachmittag bis Mittwochabend an der Nordsee sowie auf den Bergen
stürmische Böen und Sturmböen. In der Nacht zum Mittwoch und Mittwochvormittag
im Südosten oberhalb 700 m örtlich mehr als 10 cm Neuschnee.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Vom Atlantik greift ein Höhentrog zunächst auf Westeuropa über und
erreicht zum Abend mit seiner Achse die Niederland und den Osten Frankreichs.
Die vorlaufende Okklusion greift dann mit etwas Regen auf den äußersten Westen
über. Das korrespondierende Bodentief erreicht dabei die schottische Ostküste.
Derweil schwenkt der Höhenkeil von Deutschland aus nordostwärts nach Polen, so
dass das flache Bodenhoch vom östlichen Mitteleuropa zum nördlichen Balkan
wandert. So herrscht zunächst bei uns noch schwacher Hochdruckeinfluss, wobei
sich der Nebel südlich der Mittelgebirgsschwelle teils länger halten kann. Vor
allem nördlich der Mittelgebirge scheint noch längere Zeit die Sonne, ehe von
Westen zunächst hohe Wolken, dann auch mittelhohe Wolken aufziehen. Ganz im
Westen kommt gegen Abend Regen auf. Im Vorfeld der Okklusion frischt der Süd-
bis Südwestwind über der Deutschen Bucht merklich auf und zunächst treten steife
Böen, ab dem Spätnachmittag und Abend stürmische Böen auf. Auch im westlichen
Bergland muss mit 7er Böen, exponierte auch mit 8er Böen gerechnet werden.
Die Nachmittagstemperaturen liegen meist zwischen 3 Grad bei Nebel sowie
Hochnebel und 9°C auf Borkum. In Oberschwaben kommen bei Nebel die Temperaturen
kaum über den Gefrierpunkt.

In der Nacht zum Dienstag kommt das Tief bei Schottland nur wenig weiter
ostwärts voran und seine Okklusion überquert fast ganz Deutschland ostwärts,
schwächt sich dabei aber mehr und mehr ab. In den Hochlagen der westlichen und
zentralen Mittelgebirge sowie vielleicht auch im Oberharz kann es vorübergehend
etwas schneien. Postfrontal entwickeln sich vor allem über und an der Nordsee
Schauer. Kurze Gewitter bilden sich wohl nur auf freier See.
Abgesetzt vom frontalen Regen setzt - angefacht von leichter WLA - zwischen
Alpen und Bayerischem Wald ebenfalls leichter Niederschlag ein, teils als Regen,
teils als Schnee. Gefrierende Regen ist nur wenig wahrscheinlich, am ehesten im
Bayerischen Wald. Durch die Wolken wird es nicht mehr so kalt wie in der Nacht
zum Montag: Im Süden und Südosten sowie in höheren Lagen geht es vor allem in
Bodennähe nochmal in den leichten Frostbereich zurück. In der Nordwesthälfte
dürften die Temperaturen im Plusbereich bleiben.
Der südliche bis südwestliche Wind weht an der Nordseeküste frisch bis stark mit
8er bis 9er Böen. Auf exponierten Bergen wird es stürmisch mit Böen 8-9 Bft, auf
dem Brocken sogar bis 10 Bft.

Dienstag... wird der westeuropäische Trog durch einen Randtrog erneut
regeneriert und dehnt sich dadurch unter gleichzeitiger Verkürzung der
Wellenlänge nach Süden in Richtung Ostfrankreich aus. Das Bodentief schwächt
sich etwas ab und verbleibt über der westlichen Nordsee. Dabei strömt von
Südwesten Meeresluft subpolaren Ursprungs nach Deutschland (T850 -1 bis -4°C),
in der sich einzelne Regen- oder Graupelschauer, in Hochlagen auch Schneeschauer
entwickeln. Auch ein kurzes Gewitter kann im Westen und Nordwesten nicht
ausgeschlossen werden (Temperatur in 500 hPa-30 Grad und kälter). Die
Niederschläge in Bayern ziehen sich nach derzeitigem Stand in die Region vom
südlichen Bayerischen Wald bis zu den Ostalpen zurück und sind tagsüber nur
schwach.
Bei guter Durchmischung steigt die Temperatur häufig auf 7 bis 9°C und am
Oberrhein auch bis 10 Grad. Im höheren Bergland und teils in Südostbayern werden
Werte um +4 Grad erreicht.
In der Nordwesthälfte weht ein mäßiger bis frischer Südwestwind mit steifen Böen
im Bergland. An der Nordsee gibt es stürmische Böen, exponierte Sturmböen. Auf
exponierten Bergen stehen Böen der Stärke Bft 8 bis 9 auf der Karte.

In der Nacht zum Mittwoch erreicht der entstandene recht scharfe Höhentrog den
Westen und in seinem Bereich treten weitere meist leichte Schauer auf, die im
Bergland ab etwa 700 m als Schnee fallen können. Die Südspitze des Troges nimmt
Kontakt zu dem Tief über dem Tyrrhenischen Meer auf und erreicht Italien. An der
Ostflanke des entstehenden langgestreckten Höhentroges setzt im Südosten
verstärkt Aufgleiten ein, so dass es in Südostbayern weitere Niederschläge
produziert werden. Durch den Dauerniederschlag sinkt die Schneefallgrenze
örtlich auf 500 m. In den Alpen können Dabei oberhalb 800 bis 1000m über 10 cm
Neuschnee zusammenkommen. Die nächtlichen Tiefstwerte liegen meist zwischen 4
und 0 Grad mit Bodenfrostgefahr, bei längerem Aufklaren gibt es vor allem in den
Mittelgebirgen Frost bis -2 Grad.
Der Wind bleibt an der Nordseeküste warnwürdig. Hier gibt es weiterhin steife
bis stürmische Böen aus Südwest.

Mittwoch... wird der Trog auf seiner Rückseite über dem Ostatlantik durch einen
erneuten Kaltluftvorstoß regeneriert. Da der Trog bei uns gleichzeitig seine
Amplitude verkleinert, wird er zum Randtrog und schwenkt weiter in Richtung
Nordosten. Das Bodentief über der Nordsee schwächt sich ab und endet als recht
kleinräumiges Tief am Abend am Westausgang des Skagerraks. Ausgehend von dem
Italientief, welches zum nordwestlichen Balkan zieht, erstreckt sich eine Rinne
(mit eingebetteten Frontensystem) über Österreich und Polen nach Norden. Der
durchschwenkende Höhentrog sorgt vor allem im Westen und in der Mitte für
einzelne Schauer, die oberhalb von 700 bis 800 m als Schnee fallen. An der
Nordsee ist Richtung Nordfriesische Küste auch mal ein Gewitter möglich. Ganz im
Südosten bleibt es bei Aufgleitniederschlägen, die oberhalb von 600 bis 700 m
als Schnee fallen. Bei EZMW greifen die Niederschläge auch weiter nordwestwärts
aus nach Mittelfranken und nach Südwürttemberg.
Dazwischen kann sich die Wolkendecke gebietsweise auch etwas auflockern. Die
Höchsttemperaturen erreichen im Westen und im Norddeutschen Tiefland 6 bis 8
Grad, am Rhein und an der Nordsee vereinzelt 9 Grad. Im Südosten ist es mit 3
bis 5 Grad etwas kälter.
Der Wind bleibt an der Nordseeküste und im Nordwesten Thema mit steifen, auf den
Inseln auch stürmischen Böen aus Südwest bis Süd. Abends schwächt sich der Wind
ab, so dass ab dem späten Abend keine Warnungen mehr erforderlich sein dürften.

In der Nacht zum Donnerstag kann es vor allem im Südosten und in
Mittelgebirgstälern Nebel geben und in der gesamten Südosthälfte Deutschlands
muss mit leichtem Frost gerechnet werden. Überfrierende Nässe ist am ehesten in
Südostbayern möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bis auf den erwähnten Unterschied (Niederschläge EZMW am Mittwoch) simulieren
die Modelle im Kurzfristzeitraum recht ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden