DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-11-2019 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.11.2019 um 10.30 UTC



Zeitweilige Niederschläge, im Bergland Schnee. Jahreszeitübliche Temperatur, in
den Nächten teils leichter Frost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 15.11.2019


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag liegt Deutschland
zwischen zwei Höhentiefs, deren Drehzentren sich über Südskandinavien zum einen
sowie über dem westlichen Mittelmeer und Nordafrika zum anderen befinden. Das
skandinavische Höhentief zieht bald nordostwärts ab und mit einer neuen
Austrogung über Schottland und der Nordsee dreht die Strömung über Deutschland
von West auf Südwest. Korrespondierend dazu ist über der Speyside ein Bodentief
zu finden, dessen Frontensystem in der Nacht zum Dienstag auf
Nordwestdeutschland übergreift.

Am Dienstag schwenkt der Trog nach Deutschland herein und die Niederschläge
kommen noch etwas weiter südostwärts voran, etwa bis zu einer Linie Saarland -
Usedom, wobei bei Temperaturen von -2 bis -4 Grad in 850 hPa im Bergland auch
etwas Schnee dabei ist. In der Nacht zum Mittwoch ziehen sich diese in
Küstennähe zurück. Indessen hat sich korrespondierend zum südeuropäischen
Höhentief eine mit mehreren Kernen ausgestattete Tiefdruckzone etabliert, deren
Schwerpunkt sich vom Thyrennischen Meer zur nördlichen Adria verlagert.
Wenngleich die kräftigsten Niederschläge auf der Alpensüdseite verbleiben kommt
in der Nacht zum Mittwoch etwa bis zur Donau Regen, im Bergland Schnee auf.

Am Mittwoch füllt sich das Höhentief über dem Thyrennischen Meer sukzessive auf
und gliedert sich schlussendlich in der Nacht zum Donnerstag wieder dem
Haupttrog an. Die Niederschläge kommen zwar noch etwas nordwärts voran,
schwächen sich aber im Tagesverlauf ab. Über den Britischen Inseln erfolgt eine
neuerliche Austrogung mit mehreren abgeschlossenen Drehzentren, dessen Amplitude
sich am Donnerstag stark vergrößert und bis Freitagfrüh die gesamte Iberische
Halbinsel überdeckt. Vorderseitig verlagert sich ein Tief von den Britischen
Inseln bis nach Südfrankreich. Während diesbezüglich am Donnerstag noch keine
Niederschläge in Deutschland zu erwarten sind, sorgt ein nach Italien
schwenkender Randtrog im Süden für aufkommenden Regen, im Bergland Schnee, der
sich nordwärts ausbreitet.

Am Freitag verlagert sich das Drehzentrum des Höhentiefs nach Südfrankreich und
das Bodentief macht Boden Richtung Italien gut. Daran gekoppelte Hebungsprozesse
führen zu gebietsweisem, meist leichtem Niederschlag. In der erweiterten
Mittelfrist rückt der breit angelegte Trog mehr und mehr nach Deutschland vor,
füllt sich dabei aber allmählich auf. Insgesamt findet der unbeständige
Wettercharakter seine Fortsetzung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Insgesamt kann die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs als gut bezeichnet werden.
Die synoptischen Strukturen werden über die drei letzten Läufe betrachtet
ähnlich simuliert, wenngleich sich ab der Wochenmitte im Detail Unterschiede
ergeben. Insbesondere gliedert sich im akuellen Lauf das zum Mittelmeer
abgetropfte Höhentief schneller wieder dem Haupttrog an, zum anderen gibt es bei
der neuerlichen Austrogung bzw. cut-off über Westeuropa Unterschiede in
Geschwindigkeit und der Lage der Drehzentren. Somit wird die Vorhersage der
Niederschlagsverteilung in zeitlicher, räumlicher und phasentechnischer Hinsicht
zum Ende der Woche unsicher, wobei oberhalb von 600 bis 900 m zumindest
zeitweise Schnee dabei sein wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch beim Modellvergleich zeigen sich analog zur Konsistenzbetrachtung zunächst
kaum prognoserelevante Unterschiede. Zum Mittwoch wird der nach Deutschland
hereinschwenkende Trog mit unterschiedlich großer Amplitude gerechnet und
demzufolge auch mit einem anderen Bodendruckfeld, das sich laut ICON in einem
Tief, das über Jütland zieht, nach IFS über den Skagerrak und nach GFS über
Südnorwegen. Die über die Alpen schwappenden Niederschläge hängen maßgeblich an
der Lage des Tiefs im Mittelmeer und wie sich das südeuropäische Höhentief
auffüllt und wieder angliedert. Mengentechnisch schlägt ICON bei den
Niederschlägen am kräftigsten zu. Zum Ende der Mittelfrist zeigen die drei
Modelle zwar alle das kräftige cut-off über Westeuropa, allerdings mit im Detail
jeweils anderen Szenarien für Deutschland.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen etwa bis zur Wochenmitte
einen gut gebündelten Verlauf, bevor der Spread zunimmt, dabei liegen Haupt- und
Kontrolllauf im Mittelfeld bzw. oberen Drittel. Vor allem München sticht bei den
Niederschlägen am Mittwoch deutlich aus der Menge heraus, allerdings sind in den
Meteogrammen durchweg geringe Niederschlagssignale zu Beginn der Woche und
wieder zunehmend zum Ende der Woche zu erkennen.

Die Clusteranalyse ergibt für den Zeitraum 120...168h 3 Cluster, die alle eine
ähnliche, aber mehr oder weniger starke Austrogung/cut-off über Westeuropa
beinhalten. Dabei ist der erste Cluster mit 24 Membern und dem Haupt- und
Kontrolllauf besetzt. Im Zeitraum 192...240h wird es mit 5 Clustern wilder, wobei
4 der 5 Cluster weiterhin auf den Trog über West/Mitteleuropa setzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Wind: Am Montag an der Nordseeküste und im höheren Bergland, am Dienstag auch an
der Ostsee stürmische Böen, exponierte Berglagen Sturmböen (Bft 8/9). Am
Mittwoch vorübergehend etwas nachlassender Wind, am Donnerstag und Freitag
geringes Risiko für stürmische Böen an den Küsten und im höheren Bergland.

Gewitter: Im Nordseeumfeld am Dienstag einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen.

Schnee: Im höheren Mittelgebirgsraum am Dienstag geringfügiger Schneefall. Am
Mittwoch in und an den Alpen oberhalb 600 bis 800 m teils markanter Schneefall
nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-EZ, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peggy Hofheinz