DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-11-2019 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 07.11.2019 um 10.30 UTC



Im Großteil des Landes anfangs gradientschwache und ruhiges Wetter bei
jahrzeit-üblichen Temperaturen. Ab Wochenmitte wechselhafter, im Bergland auch
Schnee.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 14.11.2019


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommendem Sonntag wird der
Trog, der über weiten Teilen West- und Mitteleuropas liegt von Westen her
regeneriert. Dabei kommt es am Tagesende zu einem Cut-Off im Bereich des
westlichen Mittelmeers und Spaniens. Da wir uns am Boden in einer sehr
gradientschwachen Region befinden, macht sich das nur in Form von etwas
stärkerer Bewölkung im Süden bemerkbar. Richtung Mitte kann es sogar freundliche
Abschnitte geben.

Am Montag dauert die überwiegend gradientschwache und ruhige Wetterlage an,
allerdings greifen dann im Tagesverlauf ein Trog und vorlaufend davon die
frontalen Niederschläge, die mit einem Tiefdruckgebiet bei Schottland
zusammenhängen, auf den Nordwesten über. Auch der Wind nimmt im Nordseeumfeld zu
und an der Küste kann es steife bis stürmische Böen geben (Bft 7 bis 8).

Am Dienstag schwenkt der Trog über uns hinweg. Die Kaltfront erreicht die Mitte
und den Süden. Die damit verbundene Wetteraktivität ist jedoch nicht sonderlich
imposant, da die Front Richtung Süden zunehmend unter leichten Hochdruckeinfluss
gerät. Immerhin kann es in Süddeutschland ab etwa 600 bis 800 m auch Schnee
geben.

Am Mittwoch stellt sich hinter dem abgezogenen Trog eine südwestliche
Höhenströmung ein. Im Bodendruckfeld dominiert weiterhin schwacher
Hochdruckeinfluss. Ganz im Süden kommt aufgrund der Nähe zum Cut-Off Tief über
Italien noch zu Niederschlag, wobei ab etwa 600 m mit Schneeregen und Schnee
gerechnet werden muss.

Am Donnerstag wird der Höhentrog im Westen erneut reaktiviert und weitet sich
nach Süden aus, mit der Folge, dass sich die Strömung aufsteilt. Vorderseitig
kommt auch die okkludierte Front des Bodentiefs über England und dem Kanal
ostwärts voran und erreicht mit seinem Niederschlagsband im Tagesverlauf den
Westen. Das Cut-Off über dem Mittelmeerraum schwächt sich weiter ab und wandert
als Randtief über Mitteleuropa nach Norden.
Das Temperaturniveau ändert sich die über kaum. Die Höchstwerte liegen bei 3 bis
8 Grad und in den Nächten kann es vor allem in der Südhälfte leichten Frost
geben.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag kommt es erneut über West- und
Südwesteuropa zu einem Cut-Off wir liegen zwischen Cut-Off und dem verbleibenden
Resttrog im Norden in einer weiterhin recht gradientschwachen Strömung bei der
bei bedecktem Himmel meist trockenes und ruhiges Herbstwetter vorherrscht.
Lediglich in den Alpen muss mit Föhn gerechnet werden.

__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Dienstag stimmt der aktuelle Lauf recht gut mit den Vorläufen überein.
Tendenziell lassen die beiden letzten Läufe dann den hereinschwenkenden Trog
weiter nach Süden ausgreifen als der gestrige 00UTC-Lauf. Dabei simuliert der
12UTC-Lauf sogar ein Abtropfen über Frankreich, während nach dem aktuellen Lauf
der Trog recht rasch in Richtung Osten schwenkt. Das Heranschwenken des nächsten
Trogs wird wieder ähnlich simuliert, wobei der Trog von Lauf zu Lauf weiter im
Süden simuliert wird. Dagegen liegt laut dem gestrigen 00UTC-Lauf der Trog am
Freitag bereits über Deutschland, wobei vorderseitig eine sehr prägnant
konturieret Front über Deutschland hinwegschwenkt.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich sieht es auch beim Modellvergleich aus. Bis Dienstag recht gute
Übereinstimmung, danach allerdings lässt das ICON den Trog weiter im Westen und
vor allem weiter in Richtung Süden ausdehnen, während IFS und GFS den Trog
breiter simulieren und weiter nördlich ansetzen. Laut ICON bildet sich
vorderseitig des Troges über dem Golf von Genua ein Bodentief, das sich am
Mittwoch unter Intensivierung von der Adria zur Nordsee verlagert. Dafür gibt es
weder bei IFS noch bei GFS eine Entsprechung. Auch in der Folgezeit gibt es
zwischen IFS und GFS deutliche Unterschiede.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Temperaturkurve der Rauchfahnen zeigt eine vergleichsweise recht enge
Bündelung, wobei der Kontrolllauf und der deterministische ab Mitte November
eine Erwärmung andeuten. Die Niederschlagssignale sind am Sonntag und Montag nur
gering, danach weist ihre Struktur auf einen recht wechselhaften
Witterungsabschnitt ohne wirklich größere Mengen hin.

Die Clusteranalysen des EZMW-EPS Laufs zeigt für Sonntag und Montag 6 Cluster,
wobei sich die Cluster in unserer Region nicht sonderlich unterscheiden. Im
Zeitraum Dienstag bis Donnerstag werden 5 Cluster gerechnet, wobei der aktuelle
Lauf vom IFS sich in Cluster 3 befindet. Dabei unterscheiden sich die Cluster 1
bis 3 vor allem in der Konturierung der beteiligten Tröge und Keile. Insgesamt
vertreten sie aber alle einen mehr oder weniger ausgeprägte zyklonale
Ausrichtung, allerdings sind Aussagen zur Positionierung und Intensitäten von
möglichen Niederschlägen unsicher.

Der Verlauf des GEFS Ensembles-Mittel der Temperatur liegt während des gesamten
Zeitraums um 2 bis 3 K unterhalb des Temperaturmittels 1981-2010.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index (EFI) gibt keine Signale für markante Niederschlags-
oder Windereignisse. Am Montag und Dienstag wird im Westen einen leicht kälteren
Witterungsabschnitt (EFI-Index -0,5 bis 0,75) simuliert.

Niederschlag:
Am Mittwoch gibt es eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit für den bayerischen
Alpenraum und das Vorland für über 30 mm/24h Niederschlag. Dabei wäre dann
allerdings im Bergland Schnee dabei.

Wind:
Am Sonntag kann es anfangs an der Ostsee noch stürmische Böen geben. Ab Montag
bis Donnerstag muss an der Nordseeküste mit stürmische Böen, auf den Inseln
mitunter auch Sturmböen gerechnet werden.

________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
Aufgrund der abweichenden Lösungen von ICON wird MOS-EZ, IFS und EPS genutzt.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich