DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-11-2019 08:30
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.11.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNz
Heute vor allem im süddeutschen Bergland Sturmböen, in den nächsten Tagen
nachlassender Wind und keine markanten Warnungen erforderlich.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt ein Höhentief im einem breiten Trog über den Britischen Inseln.
Vom Höhentief aus erstreckt sich über Deutschland ein vorlaufender Randtrog, der
sich im Tagesverlauf über die Mitte und den Osten ostwärts verlagert. Gleichzeit
sorgt Kaltluft-Advektion in die Rückseite des breiteten Haupttroges für eine
weitere Austrogung nach Süden in Richtung der Iberischen Halbinsel.
Im Bodendruckfeld erstreckt sich ausgehend von einem Bodentief über Südengland
eine Tiefdruckrinne ostwärts bis zum Baltikum. Dort eingebunden ist eine stark
okkludierte Front, die vor allem im Ostseeküstenbereich zwischen
Schleswig-Holstein und den Ostseeinseln für teils länger andauernde und
ergiebige Niederschläge sorgt. Nach EURO4 muss sogar von einem Überschreiten der
Warnschwellen für Dauerregen in Vorpommern ausgegangen werden. Die anderen
Modelle sehen jedoch die stärksten Niederschläge vor allem im Bereich der
Ostsee, sodass auf eine Dauerregenwarnung (im 24-stündigen Zeitraum) verzichtet
werden kann, obwohl örtlich der Schwellwert an der Küste auch überschritten
werden kann.

Im Rest des Landes prägt mäßig warme gealterte Polarluft das Wetter und da wir
im Trogbereich liegen, muss immer wieder mit gelegentlichem leichten Regen oder
Regenschauern gerechnet werden. Nach Westen zu ist die Schichtung etwas labiler,
sogar etwas CAPE wird simuliert und daher kann es von der Eifel bis zum Bodensee
auch zu kurzen Gewittern mit Windböen kommen. Auf alle Fälle gibt es dort
kräftigere Schauerstaffeln. Die Temperaturen erreichen heute Werte zwischen 11
und 13 Grad.

Weiterhin ist der Wind ein Thema. Das betrifft vor allem den Südwesten. Auch
wenn der Gradient etwas nachlässt ist auf den Bergen im Südwesten von steifen
bis stürmischen Böen (Bft 7 bis 8) auszugehen, auf dem Feldberg im Schwarzwald
kann es auch Sturmböen oder schwere Sturmböen geben (Bft 9 bis 10).

In der Nacht zum Dienstag schwenkt der vorlaufende Randtrog ostwärts in Richtung
Osteuropa und der nachrückende Haupttrog erreicht Frankreich und Spanien. Die
Tiefdruckrinne im Norden, die sich vom Kanal bis zum Baltikum erstreckt, füllt
sich zwar etwas auf, in ihr liegt aber weiterhin die okkludierte Front an der
Küste. Dadurch dauern auch die Regenfälle an der Küste an. Weiterhin kommt es
über Norditalien zu einer Zyklogenese wodurch es im Alpenraum zu
Aufgleitniederschlägen kommt, die bis ins Alpenvorland ausgreifen können. Die
Schneefallgrenze sinkt im Alpenraum auf etwa 1300 m ab.
Der Gradient schwächt sich zwar ab, auf den Gipfeln des Schwarzwaldes kann es
aber weiterhin Böen der Stärke 8 geben.
Frost ist in der Nacht zu Dienstag kein Thema.


Dienstag... befinden wir uns weiterhin im Trog-Einflussbereich. Die Achse des
Troges erstreckt sich am Abend vom Baltikum über Norddeutschland bis zu einem
weiteren Drehzentrum über dem zentralen Frankreich und weiter zur Iberischen
Halbinsel. Hebung wird daran aber vor allem im Bereich von Mittelitalien bis
nach Weißrussland generiert. Bei uns ist größtenteils wettermäßig nicht viel
los, denn in weiten Teilen des Landes setzt sich eine gradientschwache Lage
durch. Allenfalls gibt es, bedingt durch die Troglage (T500 teilweise unter -25
Grad), kurze Schauer, vielleicht in Richtung Westen auch mal ein kurzes
Gewitter.

Anders sieht es an der Küste und südlich der Donau aus. An der Küste liegt
weiterhin die Tiefdruckrinne mit eingelagerter Okklusion. Dadurch wird Hebung
generiert und es gibt Regenfälle. EURO4 simuliert im 48-stündigen Zeitraum in
Küstennähe über 50 mm, örtlich sogar über 70 mm. Die deutsche Modellkette ist
dabei jedoch deutlich zurückhaltender. Hier findet man auf dem Festland
allenfalls Signale für über 35 mm in 48h, ein Wert der unterhalb der
Warnschwelle liegt.
Neben der Küste sorgt der vorderseitige Hebungsantieb auch über dem Alpenraum
für kräftige Aufgleitniederschläge, die teilweise bis ins Alpenvorland
übergreifen können. Die Mengen sind allerdings auch nicht warnrelevant. Oberhalb
von etwa 1500 m geht der Regen in den Alpen in Schnee über.

Die Temperaturen liegen auf einem ähnlichen Niveau wie heute, zwischen 9 Grad an
der Küste und 14 Grad im Breisgau.

In der Nacht zu Mittwoch schwenkt der Südteil des Troges weiter ostwärts und
dadurch richtet sich die Achse auf. Im Norden gibt es an der Front weiterhin
etwas Regen, sonst zeitweise ein paar Schauer. Vor allem in der Mitte kann die
Wolkendecke gebietsweise auch auflockern mit der Konsequenz, dass sich Nebel
bildet. Wind ist kein Thema, Frost meist auch nicht. Lediglich am Alpenrand und
in den südost- und ostdeutschen Mittelgebirgen kann es örtlich Bodenfrost geben.



Mittwoch... schwenkt der Haupttrog weiter ostwärts und verliert in unserem
Bereich langsam an Kontur. Weiter westlich sorgt starke KLA in die Rückseite des
Troges für dessen Regenerierung. Bei uns dauert die gradienschwache Lage im
Einflussbereich der gealterten maritimen Polarluft weiter an. Das heißt, es
dominiert wechselhaftes Wetter mit gelegentlichen Niederschlägen. Markante
Wetterwarnungen sind nicht zu erwarten. Es kühlt zwar etwas aus, bleibt aber
jahreszeitlich gesehen mild bei Höchstwerten zwischen 8 bis 12 Grad.

In der zum Donnerstag erreicht der neuformierte Trog bereits die Biskaya und in
der Folge dreht die Strömung auf Süd. Es bleibt gradientschwach und
gebietsweise, vor allem im Süden und Osten gibt es Nebel. Bei Aufklaren kann es
vor allem im Süden Frost geben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Über die bestehenden Unterschiede bei der Niederschlagsvorhersage wurde bereits
im Text eingegangen. Für die nächsten Tage besteht bei den Standardfeldern eine
recht gute Übereinstimmung zwischen den Modellen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich