DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-11-2019 18:01
SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.11.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Tief über Groß-Britannien, Übergang zu Tief Mitteleuropa: Unbeständig, anfangs
im Süden windig, mild, im weiteren Verlauf leichte Abkühlung.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... erstreckt sich ein hochreichendes Tief über Groß-Britannien und dem
westlichen Nordatlantik, das in der Höhe eine Dipolstruktur aufweist. Diese
Dipolstruktur löst sich in den nächsten Stunden auf, sodass der Kern über dem
westlichen Irland dominiert. An der Südflanke des Tiefs hat sich in der
vergangenen Nacht eine kräftiges Randtief gebildet (rapide Zyklogenese), das als
Schnellläufer in den Morgenstunden über die Bretagne zog und an seiner Südflanke
an der Biskayaküste Orkanböen brachte. Dieses Tief hat sich in den letzten
Stunden rasch Nordostwärts verlagert und hat sich dabei deutlich aufgefüllt.
Derzeit ziehen die Reste dieses Tiefs nur noch als Bodentrog über BENELUX und
erreichen in der Nacht die Deutsche Bucht. Vorderseitig des mit dem Tief
verbundenen Kurzwellentroges steilte die Strömung vorübergehend auf und drehte
auf Süd. Somit ergab sich an den Alpen eine vergleichsweise schwache
Föhnsituation mit Sturmböen auf den Bergen und einzelnen starken Böen in den
Föhntälern. Trogvorderseitig haben schauerartig verstärkte Niederschläge auf den
Westen und Süden übergegriffen, die eine Intensität von 1 bis 5 l/qm aufweisen.
Im Westen fließt im Trogbereich etwas höhenkältere Luft mit -22 °C auf 850 hPa
ein. Diese sorgt für Labilisierung bis in mittlere Atmosphärenschichten. Dadurch
sind einzelne kurze Gewitter dort am Abend nicht ausgeschlossen.
In der Nacht schwenkt dann der Trog nordostwärts nach Deutschland herein. Seine
Achse richtet sich dabei zunehmend meridional aus. Der Föhn an den Alpen bricht
dadurch bereits in den Abendstunden zusammen. Dadurch löst sich ein schwaches
Leetief über Nordösterreich. Dieses wird unter leichter Verstärkung an der
Nordostflanke des Troges im Laufe der Nacht über Tschechien nach Südostpolen
gesteuert und setzt sich am Morgen an der polnischen Ostseeküste fest. Die
Strömung dreht dadurch in der Südhälfte auf West, wobei sich der Gradient
verstärkt und sich durch den Leitplankeneffekt auf 850 hPa ein Jet mit bis zu 45
kt bildet. Die stärksten Böen werden dabei an einer Druckwelle simuliert, die
die Kaltfront des ehemaligen Tiefs Sturmtiefs markiert und in den Abendstunden
bzw. in der Nacht im Süden durchgeht. Dabei treten verbreitet starke Böen um 55
km/h auf. Exponiert kann es stürmische Böen geben. Nach Abzug der Druckwelle
nimmt der Wind aber vor allem in den Niederungen in der zweiten Nachthälfte
wieder ab.
Rückseitig der Druckwelle fließt etwas kühlere Meeresluft ein, in der es im
Trogbereich noch schauerartigen Regen gibt.
Im Norden und Nordosten verstärkt sich an der Vorderseite des hereinschwenkenden
Höhentroges durch Hebungsprozesse ein markanterer Bodentrog, der Verbindung mit
dem nach Norden ziehenden Leetief aufnimmt. Diese Hebungsprozesse sorgen für
etwas "intensiveren" startiformen Regen. Auch wenn das Leetief eine 5b-artige
Zugbahen einschlägt, bleibt die Baroklinität dann doch zu schwach um starke
Regenfälle zu erzeugen, die Warnschwellen reißen könnten.

Montag ... rückt ein Höhenkeil über den Atlantik ostwärts vor. Der
Höhentiefkomplex setzt sich dadurch zunächst nur langsam stromabwärts in
Bewegung und beginnt über Westeuropa auszutrogen. Das Zentrum des
Tiefdruckkomplexes verlagert sich zunächst kaum und liegt am Montagabend mit
über Südwestengland. Dabei erstreckt sich eine quasistationäre Tiefdruckrinne
über Norddeutschland zu dem Tief, das sich an der polnischen Ostseeküste
festgesetzt hat. In dieser Tiefdruckrinne werden länger anhaltende Niederschläge
simuliert. In den vergangenen Läufen divergierten die Modelle bezüglich der
Position der Niederschläge. In den 12z-Läufen haben sich die Modelle allerdings
dann auf den Norden von Schleswig-Holstein und den unmittelbaren Küstenbereich
im Nordosten mit den intensivsten Niederschlägen geeinigt. Warnschwellen werden
voraussichtlich knapp nicht erreicht. Der Rest von Deutschland verbleibt im
Bereich von mäßig warmer, gealterter maritimer Polarluft, die zum Höhentief hin,
d.h. im Westen und Südwesten, leicht labil geschichtet ist. Von Südwesten her
greift ein eingelagerter Kurzwellentrog auf Deutschland über. Dabei ziehen eine
oder mehrere Schauerstaffen in den Südwesten und breiten sich ostwärts aus.
Einzelne eingelagerte Gewitter sind in der mäßigen Höhenkaltluft nicht
ausgeschlossen. Der Gradient lässt im Vergleich zu den Vortagen noch etwas nach,
sodass Windböen im Bergland im Südwesten auftreten. Sturmböen gibt es nur noch
auf exponierten Gipfeln.
In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Trog von der Biskaya nach Westfrankreich,
wobei sich das Zirkulationsmuster ein wenig nach Osten verlagert. Da nunmehr
Deutschland nahezu vollständig im Bereich des Troges liegt, sind weitere
schauerartige Niederschläge zu erwarten. Da nach wie vor etwas Gradient
vorhanden ist und sich meist geschlossene Bewölkung hält, bleibt es frostfrei;
auch die Nebelneigung bleibt gering.
Über Oberitalien setzt dabei schwache Zyklogense ein, wobei über die Alpen
Aufgleitniederschläge auf den Ostalpenrand übergreifen. An seiner Nordflanke
kommt es zu länger anhaltenden Aufgleitniederschlägen an den Alpen.
Warnschwellen für Dauerregen werden aber wahrscheinlich nicht erreicht. Die
Schneefallgrenze liegt bei etwa 1400 m.

Dienstag ... liegen Mittel- und Westeuropa unter Trogeinfluss. Die Achse des
Troges erstreckt sich vom Baltikum über Norddeutschland nach Frankreich. Dabei
liegt erwärmte maritime Polarluft über Deutschland (850-hPa-Temperatur ~ 1 °C).
Bodennah hat sich eine gradientschwache Lage über Mitteleuropa durchgesetzt. Das
Tief über Oberitalien füllt sich langsam auf, wodurch die Niederschläge am
Alpenrand langsam nachlassen. Im restlichen Land herrscht in der Höhe Kaltluft
vor (500-hPa-temperatur ~ -26°C), in der sich wiederholt Schauer, im Westen
eventuell auch kurze Gewitter bilden.
In der Nacht zum Mittwoch richtet sich die Achse des Troges weiter auf. Das
Oberitalientief füllt sich auf, wodurch der Regen am Alpenrand nachlässt. Unter
Trogeinfluss bleibt es weitgehend wolkig bis bedeckt mit einzelnen Schauern.
Frost ist nicht zu erwarten.

Mittwoch ... am Mittwoch ändert sich an der Gesamtsituation wenig. Der nun
stationäre Trog über Mitteleuropa füllt sich nur langsam etwas auf. Deutschland
verbleibt im Trogeinfluss in der erwärmten maritimen Polarluft, wobei sich
bodennah noch etwas Abkühlung durchsetzt. Im Trogbereich muss besonders tagsüber
mit einzelnen schwachen Schauern gerechnet werden. Die Temperaturen bleiben der
Jahreszeit entsprechend.
In der Nacht zum Donnerstag zieht vom Atlantik kommend ein neuer Trog über
Groß-Britannien stromabwärts und regeneriert den alten Trog. Die neue Trogachse
liegt dann am Donnerstagfrüh wieder über Westeuropa. Die Strömung dreht dabei
bei uns wieder auf Süd, wobei sie aber so schwach bleibt, dass nennenswerte WLA
ausbleibt. Jedoch setzten sich vom Alpenrand Auflockerungen nordwärts durch.
Lokal kann es im Süden Deutschlands bei Aufklaren zu Frost kommen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellsimulationen sind im Wesentlichen recht ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold