DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-07-2016 09:00
SXEU31 DWAV 120800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 12.07.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W zu Tr M

Im Südosten Stark- und Dauerregen sowie teils starke Gewitter, Unwetter. Sonst
von Westen her vermehrt Schauer und Gewitter mit Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegen wir vorderseitig eines Langwellentroges in einer
südwestlichen Höhenströmung. Dabei schwenkt der Haupttrog mit seiner Achse nach
Frankreich hinein. Die Kaltfront eines Tiefs über der Ostsee hat den Südosten
des Landes noch nicht ganz überquert und gerät dort ins Schleifen. In der
unteren Troposphäre stabilisiert es teilweise dort schon, während darüber von
einigen Modellen, C DE und WRF noch instabile Schichtung simuliert wird. Auch im
äußersten Südosten, vom Alpenrand bis Berchtesgaden bleibt es in der noch
vorhandenen Warmluft instabil.
Aufgrund der günstigen Scherungsbedingungen simulieren die o.e. hochaufgelösten
Modelle ganz im Südosten im Tagesverlauf eine Gewitterlinie (C DE), bzw.
Gewittercluster, die nicht nur größeren Hagel, sondern auch schwere Sturmböen,
vielleicht orkanartige Böen bringen könnte. Hinweise darauf liefert vor allem C
DE EPS.

Auf jeden Fall wird im Bereich der Kaltfront durch PVA einiges an Hebung
simuliert, was die Labilität auslösen kann. Die starken Regenfälle südlich der
Donau gehen somit zum großen Teil auf Starkregengebiete und die eingelagerten
Gewitter zurück.
In den Nordwesten Deutschlands gelangt dabei mit zunehmend westlichem Wind eine
noch etwas kühlere Luftmasse, die im Norden und Westen mit Annäherung des Troges
auch labil geschichtet ist, so dass moderate CAPE-Werte um 500 J/kg zustande
kommen. Zudem steht durchaus auch um 25 l/qm niederschlagbares Wasser zur
Verfügung, so dass stellenweise Starkregen möglich ist. Häufig werden die
einzelnen Gewitter auch die gelbe Farbe bekommen, zumal auch die
Windverhältnisse in der unteren Troposphäre schwach sind.
Am freundlichsten wird das Wetter in einem Streifen von der Pfalz bis nach
Vorpommern und Brandenburg, wo es kompensatorisch wohl weitgehend trocken
bleibt, häufiger die Sonne heraus kommt und Temperaturen bis 25 Grad erreicht
werden.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Trog ostwärts und seine Achse erreicht
Ostfrankreich. Mit dem Trog wird hochreichend labile subpolare Meereskaltluft
nach Deutschland geführt und in 850 hPa sinkt die Temperatur fast überall auf
Werte unter 10 Grad ab, in der Westhälfte werden in 500 hPa -20 Grad
unterschritten. Vor allem im Westen und Norden werden Schauer und Gewitter
simuliert, die lokal mit Starkregen verbunden sein können. Mit Kurzwellentrögen
breiten sich die konvektiven Niederschläge nachts über die Mitte nach Osten aus.

Der Dauerregen im Südosten (wenn es denn einer ist) soll in der zweiten
Nachthälfte von Westen her nachlassen, im Südosten simulieren die Modelle
weiterhin kräftigen Regen, der aber dann stratiformer Natur sein dürfte.


Mittwoch... gelangen wir von Westen her in den Trogbereich, ausgelöst durch
kurzwellige Tröge wird teilweise recht kräftige Hebung simuliert. Im Bodenfeld
verstärkt sich am Südwestrand eines umfangreichen Tiefdruckkomplexes über
Skandinavien und Osteuropa die Advektion polarer Meeresluft aus Westen bis
Nordwesten, die Temperaturen in 850 hPa sinken auf rund 5 Grad im Nordwesten und
9 Grad in der Lausitz. In der hochreichend labilen Luftmasse (unter -20 Grad in
500 hPa) innerhalb des Troges entwickeln sich im Tagesverlauf zahlreiche Schauer
und Gewitter, wobei als Begleiterscheinungen Graupel bzw. kleinkörnigen Hagel
und Starkregen möglich sind. Über 12 Stunden werden über dem Norden und der
Mitte gebietsweise 10 bis 15 mm Niederschlag simuliert, C DE liefert Signale für
mehr als 35 mm in 6 Stunden, immerhin Indiz für kräftige Schauer. Da die
Gewitter im Trogbereich kaum ziehen, liegt der Focus auf den Starkregen, während
Wind kaum eine Rolle spielt, höchstens Bft 7 in Böen.

Erheblich mehr Regen tagsüber (um 40 mm) simuliert Cosmo-EU über Teilen Hessens
und im Nordosten. Der Druckgradient verschärft sich nur im Südwesten etwas und
unterstützt durch den Tagesgang kann es dort außerhalb der Gewitter vereinzelt
starke Böen geben, auf einigen Mittelgebirgs- und Alpengipfeln sind stürmische
Böen möglich.

Der Südosten und Osten verbleibt weiter auf der Trogvorderseite, kommt aber aus
dem frontalen Bereich nicht heraus. Rückseitig der Bodenfront, an der sich
nochmals eine Welle bilden kann, formieren sich Regengebiete, die sich zum Abend
über dem Südosten wieder nach Norden Richtung Erzgebirge ausbreiten.
Die Sonne zeigt sich am ehesten noch in den Küstenregionen, zwischen den
Schauern kommt sie aber auch anderswo mal zum Vorschein, vor allem im Lee der
Mittelgebirge. Die Höchstwerte erreichen in den westlichen Mittelgebirgen kaum
15 Grad,
sonst etwa 16 bis 22 Grad, mit den höchsten Werten am Oberrhein und in der
Lausitz.

In der Nacht zum Donnerstag erreicht die Achse des Troges die Mitte
Deutschlands, bodennah bleiben wir in der nordwestlichen Strömung. Mit dieser
gelangt die 5-Grad-Isotherme in 850 hPa bis in den Süden und Osten Deutschlands.
Aufgrund der Labilität im Trogbereich kommt es zu häufigen Schauern und
einzelnen Gewittern.
Die Regenfälle im Südosten breiten sich noch etwas nach Norden bis Nordosten aus
und können auch Brandenburg erreichen. Dabei simulieren die deutschen Modelle
gebietsweise warnwürdige Mengen. Auch am östlichen Alpenrand kann es kräftiger
regnen, wobei auch dort das Überschreiten von Warnschwellen nicht ausgeschlossen
ist.


Donnerstag... verbleibt Deutschland im Bereich des Troges, der langsam weiter
nach Osten vorankommt. Am Boden liegen wir in nordwestlicher Strömung zwischen
tiefem Druck über Skandinavien und Osteuropa und einem Hochdruckgebiet über der
Biskaya. Während an der Westflanke des Haupttroges ein Randtrog, auch über den
Westen Deutschlands, nach Süden zieht, greift von Norden her eine Konvergenz
über.

Mit dem Randtrog zieht ein Gebiet mit höhenkalter Luft über uns hinweg,
nachfolgend steigt das Temperaturniveau in höheren Schichten wieder an, bodennah
wird es eher noch etwas kühler, womit die Labilität dann allmählich etwas
abnimmt. Der Wind kommt am Rande des Hochs über der Biskaya weiterhin aus
Nordwest und weht aufgrund eines verstärkten Gradienten mitunter frisch, wobei
im Bergland und an den Küsten teils mit starken bis stürmischen Böen zu rechnen
ist. Überwiegend ist es wieder stark bewölkt, im Süden teils bedeckt. Dort kommt
es aufgrund der Staukomponente zu stärkeren Regenfällen, vor allem an den Alpen.
Warnschwellen werden voraussichtlich nicht überschritten. Auch in den östlichen
Landesteilen kann es zunächst regnen, allerdings zieht sich der Regen nach Osten
zurück und lässt nach.

Im übrigen Land gibt es zwar noch häufigere, meist aber nur noch leichte
Schauer. Die Temperatur erreicht meist nur noch 16 bis 21 Grad, im Süden bleibt
es bei längerem Regen noch kühler.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren den Ablauf ähnlich, aber mit einigen Unterschieden im
Detail. Die meisten Modelle simulieren nun ein Anhalten der Regenfälle im
Südosten bis Donnerstag, GFS und WRF wollen davon nichts wissen. Damit müssten
die Warnungen in einigen Bereich verlängert werden, bzw. neue ausgegeben werden.

Für den heutigen Dienstag sind ganz im Südosten nochmals schwere Gewitter
möglich, auch organisiert, in Form einer Linie oder eines größeren
Gewitterclusters. Damit sind neben Starkregen und Hagel auch Sturmböen oder
Orkanböen nicht ausgeschlossen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner