DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-11-2019 17:30
SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.11.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zyklonale Südwestlage, Übergang zu trog Mitteleuropa unbeständig, nur anfangs
windig und mild.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein kräftiges hochreichendes Tief über den Britischen Inseln.
In dieses läuft vom Seegebiet südlich von Grönland ein weiteres Höhentief
herein. Deutschland liegt vorderseitig dieses Höhentiefkomlexes in einer
kräftigen südwestlichen Strömung. Dabei wird warme Meeresluft herangeführt (~850
hPa-temperatur ~7 °C). Von den Höhentiefkomplex ausgehend greift ein etwas
schärfer ausgeprägter Kurzwellentrog auf den Nordwesten Deutschlands über. Die
damit einfließende etwas kältere Luft sorgt schwache Labilisierung. Im
Zusammenhang mit dem Trog hat sich eine Schauerlinie gebildet, die nun den
Nordosten erreicht. Zwar simulieren die Modelle MU-CAPE-Werte von 200 J/kg,
Gewitter sind an der Linie dennoch nicht zu erwarten, da in mittleren schichten
eine Sperrschicht liegt, die von einer Absinkinversion übriggeblieben ist. Der
Rest von Deutschland liegt unter stabilen Verhältnissen, wobei vorübergehendes
Absinken besonders im Süden für einige Auflockerungen gesorgt hat. Mit
Annäherung des Kurzwellentroges nimmt der Gradient noch etwas zu, sodass der
Höhenwind in den Abendstunden 50 kt auf 850 hPa erreicht. Der vertikale
Impulstransport wird aber durch die stabile Grenzschicht unterdrückt, sodass in
den Leelagen nur Böen um 55 km/h auftreten. Sturmböen beschränken sich weiterhin
auf das höhere Bergland.
In der Nacht zum Sonntag greift, ausgehend von dem Höhentiefkomplex über den
Britischen Inseln, ein markanter Kurzwellentrog auf Westfrankreich über, was zu
einer heftigen Zyklogenese führt. Das resultierende Sturmtief wird in die
Bretagne gesteuert. Über Mitteleuropa dreht die Strömung weiter zurück auf
südliche Richtungen. Darin eingelagert ist ein weiterer Kurzwellentrog, der mit
einem schleifenden Frontensystem den Westen und Nordwesten erfasst. Dadurch,
kommen im Westen bereits in den Abendstunden erneute Niederschläge auf, die sich
in der Nacht ostwärts ausbreiten. Vereinzelt könnend dabei im Westen in
Staulagen 10 - 15 l/qm fallen. Ansonsten sind die Regenmengen eher gering. Der
Höhenwind nimmt deutlich ab, sodass stürmische Böen nur noch auf exponierten
Berggipfeln auftreten.

Sonntag ... zieht der Kurzwellentrog nach Nordosten ab. Das Sturmtief verlagert
sich als Randtief von der Britanie zur Niederlande und füllt sich dabei rasch
auf. Am Sonntagfrüh ist die Höhenströmung zwischen den zwei Trögen vorübergehend
leicht antizyklonal geprägt, wodurch der Regen vorübergehend nachlässt, ehe im
Tagesverlauf erneut die Niederschläge des okkludierten Frontensystems des
ehemaligen Sturmtiefs auf den Westen übergreifen. Mit Annäherung des Tiefs und
dem zugehörigen Trog nimmt der Gradient am späten Nachmittag im Südwesten erneut
zu, sodass dort starke Böen um 55 km/h auch in tiefen Lagen zu erwarten sind. Im
Bergland treten Sturmböen auf. Mit aufziehen des Kurzwellentroges labialisiert
die Atmosphäre bis in mittlere Schichten. Bei MU-CAPE-Werten von knapp 200 J/kg
können einzelne kurze Gewitter nicht ausgeschlossen werden. Ein paar
Wolkenlücken kommen am ehesten im Lee der östlichen Mittelgebirge zustande, was
dort die Temperatur bis 15 Grad steigen lässt. Ansonsten wird es mit 9 bis 14
Grad nicht mehr ganz so mild wie am Samstag.


In der Nacht zum Montag zieht der stark konturierte Kurzwellentrog über
Deutschland hinweg. Dabei wird trogvorderseitig eine schwache Zyklogenese
ausgelöst. Wodurch sich vorderseitig ein scharfer Bodentrog formiert. Die
Modelle rechnen dabei eine Randtiefbildung über Südostpolen, das in der Nacht
über Polen nordwärts zieht. Die damit einhergehenden Aufgleitniederschläge im
Osten werden aber von den Modellen noch sehr unterschiedlich simuliert.
Signifikante Mengen werden aber nicht erreicht. An der Südflanke nimmt der
Gradient erneut deutlich zu und der Wind dreht auf West. Bis in tiefe Lagen
treten verbreiteter Windböen um 55 km/h auf. Im Voralpenland können durch den
Leitplankeneffekt sogar einzelne stürmische Böen dabei sein.

Montag ... läuft vom nahen Ostatlantik erneut ein Kurzwellentrog in den über den
Britischen Inseln liegenden Höhentiefkomplex herein, so dass sich dieser in
Richtung Biskaya ausweitet. Gleichzeitig zieht das östliche Randtief ins
Baltikum ab. Hierdurch bleibt über Mitteleuropa die südwestliche, zyklonale und
leicht mäandrierende Strömung bestehen. Mit dieser wird maritime, gealterte
Polarluft herangeführt, die zum Höhentief hin, d.h. im Westen und Südwesten,
leicht labil geschichtet ist. Im Trogbereich treten vorwiegend im Westen immer
wieder schauerartige Niederschläge auf. Der Gradient lässt im Vergleich zu den
Vortagen noch etwas nach, sodass sich Windböen auf das Bergland und den
Südwesten auftreten. Sturmböen gibt es nur noch auf exponierten Gipfeln.
In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Trog von der Biskaya nach Westfrankreich,
wobei sich das Zirkulationsmuster ein wenig nach Osten verlagert. Da nunmehr
Deutschland nahezu vollständig im Bereich des Troges liegt, sind weitere
schauerartige Niederschläge zu erwarten. Im Südwesten und Süden fächert der
Gradient auf, sodass dann auch dort wie bereits in den anderen Gebieten
warnrelevante Böen auf höhere Mittelgebirgslagen und Sturmböen auf Berggipfel
beschränkt sind. Da nach wie vor etwas Gradient vorhanden ist und sich meist
geschlossene Bewölkung hält, bleibt es frostfrei; auch die Nebelneigung bleibt
gering.

Dienstag ... liegen Mittel- und Westeuropa unter Trogeinfluss. Die Achse des
Troges erstreckt sich vom Baltikum über Norddeutschland nach Frankreich. Dabei
liegt erwärmte maritime Polarluft über Deutschland (850-hPa-temperatur ~ 1 °C).
Bodennah hat sich eine gradientschwache Lage über Mitteleuropa durchgesetzt.
Dabei hat sich an der Südostflanke des Troges ein schwaches Tief über
Oberitalien gebildet. An seiner Nordflanke kommt es zu länger anhaltenden
Aufgleitniederschlägen an den Alpen. Warnschwellen für Dauerregen werden aber
wahrscheinlich nicht erreicht. Die Schneefallgrenze liegt bei etwa 1400 m. Im
restlichen Deutschland herrscht in der Höhe Kaltluft vor (500-hPa-temperatur ~
-26°C), in der sich wiederholt Schauer, im Westen eventuell auch kurze Gewitter
bilden.
In der Nacht zum Mittwoch richtet sich die Achse des Troges weiter auf. Das
Oberitalientief füllt sich auf, wodurch der Regen am Alpenrand nachlässt. Unter
Trogeinfluss bleibt es weitgehend wolkig bis bedeckt mit einzelnen Schauern.
Frost ist nicht zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Es gibt noch größere Unterschiede bezüglich der Niederschläge im Osten
Deutschlands in der Nacht zum Montag. Ansonsten sind die Modellsimulationen sehr
ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold