DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-10-2019 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.10.2019 um 10.30 UTC



Wechselhaft und mild. Vorübergehend windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.11.2019


Am Samstag liegen wir auf der Vorderseite eines nach Westeuropa schwenkenden
Troges in einer zyklonalen südwestlichen Strömung. Tiefausläufer führen sehr
milde Meeresluft subtropischen Ursprungs nach Deutschland. Die Temperaturen
steigen in den zweistelligen Bereich, im Südwesten vielleicht sogar bis nahe 20
Grad. Dazu fällt zeitweise Regen und der Wind frischt vor allem im Westen und im
Bergland kräftig auf. In den Alpen stellt sich eine Föhnlage ein.
Am Sonntag macht der Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge Boden nach Osten
hin gut und erreicht Westdeutschland. Allerdings wird der Langwellentrog über
Westeuropa durch aus Nordwesten darin hineinlaufende Anteile regeneriert und im
Bodendruckfeld zeigt sich dort ein komplexes steuerndes Tiefdrucksystem. In der
nunmehr einfließenden, stark erwärmten Meeresluft vom Nordatlantik gehen die
Temperaturen nur wenig zurück, es bleibt also sehr mild, wechselhaft und
teilweise windig.
Am Montag verlagert sich das Drehzentrum des hochreichenden Tiefs in die Nordsee
und nach England. Weitere Tiefausläufer führen trotz des geringfügig sinkenden
Temperaturniveaus weiter sehr milde Luftmassen nach Mitteleuropa. Möglicherweise
entwickelt sich ein Randtief, dass in die südliche Nordsee zieht, stärker und
streift mit seinem Sturmfeld den Nordwesten Deutschlands.
Am Dienstag und Mittwoch füllen sich der Trog und das zugehörige Tief im
Bodendruckfeld langsam auf. Sie kommen dabei aber langsam auch nach Osten voran
und damit nach Mitteleuropa herein; die Trogachse verläuft dann über
Norddeutschland bis nach Frankreich. Die Temperaturen gehen noch leicht zurück,
bei wechselhaftem Wetter sind Nachtfröste aber weiter nicht zu erwarten. Da der
Gradient auffächert, nimmt auch der Wind wieder ab.
Die genaue Entwicklung ist aber unsicher, z.B. was die Lage der jeweiligen
Tiefzentren, bzw. Tröge angeht.
In der erweiterten Mittelfrist könnte sich der nächste Trog über Westeuropa
einfinden und das bei uns unbeständige und insgesamt sehr milde Wetter
aufrechterhalten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des Modells ist insgesamt gut. Die grundsätzliche Entwicklung
wurde in den letzten Läufen recht übereinstimmend simuliert. Die Marschrichtung
wechselhaft, sehr mild und zeitweise windig darf als recht sicher gelten. Die
Details dagegen, was Lage der Drehzentren und Tröge angeht, müssen offen
bleiben, was aber auch niemanden verwundern dürfte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch hier sind alternative Entwicklungen nicht zu finden. Schon zum Ende der
Kurzfrist simulieren ICON, GFS und IFS übereinstimmend die Umstellung der
Wetterlage. Auch in der Folge ähneln sich die Aussagen der Modelle, so dass aus
dieser Sicht die Entwicklung halbwegs klar sein sollte.
Auffällig ist, dass GFS (Basis 00 UTC) am Sonntag und Montag mit Randtiefs, die
in die die Nordsee ziehen sollen, deutlich höhere Windgeschwindigkeiten über der
Nordwesthälfte simuliert, bis hin zu Sturmböen in tiefen Lagen bzw. im
Flachland.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles - in Form der Rauchfahnen diverser deutscher Städte - stützen im
Wesentlichen die Aussagen des operationellen Laufs. Niederschlagssignale sind
mittelfristig durchgängig zu finden. Nach einem Maximum der Temperaturen (T850)
am kommenden Wochenende gehen die Temperaturen in der Folge mit Annäherung des
Troges langsam wieder zurück, ohne dass es wirklich kalt wird. Auch was die
Geopotentialkurven angeht, folgen die Ensembles in groben Zügen der
operationellen Kurve, auch wenn der Spread ab Sonntag größer wird.
Was die Clusterung angeht, werden schon bis +96h 5 Cluster gebildet, die sich
aber bei uns nicht viel unterscheiden. Danach sind es vier Cluster, wobei die
größten 3 (insgesamt 45 Member, det. in Cluster 3) in groben Zügen eine ähnliche
Sprache sprechen.
In der erweiterten Mittelfrist wird dann nur ein Cluster gebildet, der den sich
regenerierenden Langwellentrog über Westeuropa zeigt.

Es geht also mild und wechselhaft weiter, ohne größere Frostgefahr in den
Nächten und somit natürlich auch ohne Chance auf winterliches Wetter, selbst im
Bergland.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Entwicklungen sind vor allem aus Richtung Wind und Niederschlag zu
erwarten.
Hinsichtlich des Windes deuten die Ensembles zum Montag teilweise die
Entwicklung eines starkgradientigen Randtiefs (in Cluster 2) an, dass in die
Nordsee ziehen soll und zeigen Hinweise auf stark auffrischenden Wind vor allem
über den westlichen Landesteilen. Hier sind Signale im EFI vorhanden und
Wahrscheinlichkeiten von regional über 40% für Bft 9.
Aber auch sonst dürfte insbesondere das Bergland mit Sturmböen vertreten sein,
die Küste nicht mal so sehr, da der Wind zumindest eine ablandige Komponente
hat.
Die wiederholten Regenfälle können vor allem in Staulagen des Westens und
Südwesten akkumuliert über 24 oder 48 Stunden mal in die Nähe der Warnschwellen
gelangen. Hinweise darauf liefern ICON am Montag und GFS am nächsten Mittwoch,
seitens IFS und der Ensembles ist da aber nicht viel zu holen, so dass
Dauerregenwarnungen eher unwahrscheinlich sind.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner