DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-10-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.10.2019 um 10.30 UTC



Wechselhaft und mild, in den Nächten weitgehend frostfrei. Sturmböen allenfalls
im höheren Bergland und durch Föhn an den Alpen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 05.11.2019


Am Freitag liegt Deutschland unter der sich erneut von Westen her durchsetzenden
Frontalzone. Das bisher wetterbestimmende Hoch ist nach Südosteuropa abgedrängt
worden, so dass der Weg frei wird für frontale Prozesse, die am Freitag in
abgeschwächter Form, am Samstag dann aber verstärkt auf Deutschland übergreifen,
bis dahin aber den Nordosten wahrscheinlich noch nicht erfassen. Dies geht mit
einer Gradientzunahme einher; im höheren Bergland und auf einigen Nordseeinseln
sowie an den Alpen, wo es leicht föhnig werden kann, dürften Böen bis
Sturmstärke auftreten.
Am Sonntag verlagert sich ein kräftiges, in einem breiten Trog eingelagertes
Tief nach Nordfrankreich. Das Frontensystem dieses Tiefs lässt nach einer
vorübergehenden Wetterberuhigung im Nordwesten und Westen Deutschlands die
Niederschläge erneut einsetzen. Dabei bleibt es mild, in föhnanfälligen Lagen
der Alpen muss weiterhin mit Sturmböen gerechnet werden.
Am Montag weitet sich das Tief nach Deutschland aus und es ergibt sich eine
zonal von England über Norddeutschland hinweg nach Polen verlaufende
Tiefdruckrinne. Damit ist weiterhin zeit- und gebietsweise Niederschlag zu
erwarten. Eine detailliertere Regionalisierung ist noch nicht möglich. Am
Dienstag greift von nahen Ostatlantik her ein Trog auf die Iberische Halbinsel
über, woraus sich über der Mitte und dem Süden Deutschlands eine
west-südwestliche und leicht antizyklonal gekrümmte Strömung ergibt. Abgesehen
vom Norden, wo sich noch die allmählich auffüllende Tiefdruckrinne bemerkbar
macht, sollten dann die Niederschläge tendenziell nachlassen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeichnet sich eine leicht
retrograde Verlagerung des Zirkulationsmusters ab. Die über Mitteleuropa
liegende Tiefdruckrinne füllt sich weiter auf, das steuernde Tief verlagert sich
in die westliche Biskaya, übe Skandinavien entwickelt sich ein Hoch, wodurch von
Nordosten her bodennah allmählich kühlere Luft einsickern kann. In den Nächten
nimmt die Gefahr von leichtem Frost oder zumindest Bodenfrost dann wieder zu.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis in den Montag hinein ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Läufen weitgehend konsistent. Am Dienstag ergeben sich Unterschiede,
wobei der gestrige 12 UTC-Lauf der aktuellen Simulation ähnelt, aber der 00
UTC-Lauf des Vortages den Trog nicht mit seiner Achse zum Westteil der
Iberischen Halbinsel reichend, sondern über Ostfrankreich zeigte. Dieser sollte
im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum auf Deutschland übergreifen.
Folglich zeigt der gestrige 00 UTC-Lauf im 850 hPa-Niveau ein etwa 5 K tieferes
Temperaturniveau als die aktuelle Modellrechnung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten.
In der Nacht zum Montag lässt ICON einen auf Westeuropa übergreifenden Trog über
dem westlichen Mittelmeer austropfen, was südlich der Alpen eine kräftige
Zyklogenese induziert. Über der Mitte und dem Süden Deutschlands würde sich
demnach im Bereich einer Hochbrücke Absinken ergeben. GFS und EZKMW sind sich
dagegen ähnlich und setzen auf einen durchweg zyklonalen Wettercharakter. Das
Modell des kanadischen Wetterdienstes versucht dagegen eine Zwischenlösung zu
finden.
Zu Wochenbeginn ergibt sich nach GFS und auch nach ICON eine zyklonal geprägte
steile Trogvorderseite, wogegen EZMW die oben beschriebene zonale Tiefdruckrinne
im Programm hat. Das kanadische Modell schwenkt dann in Richtung der Version des
EZMW, wobei im Gegensatz zum EZMW die Tiefdruckrinne ein wenig weiter nördlich
liegt.
Ab der Wochenmitte, d.h. im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum,
setzt GFS weiterhin auf eine trogvorderseitige süd-südwestliche Strömung. Das
Modell des kanadischen Wetterdienstes belässt nicht das Hoch über Skandinavien,
sondern verlagert den Schwerpunkt hohen Druckes zu den Baltischen Staaten, was
ein Schwenk in Richtung GFS-Version, aber mit einem antizyklonaleren Vorzeichen,
ergeben würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die Variante des hauseigenen deterministischen Modells.
Die Einzellösungen divergieren erst deutlich im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum, was mit steigendem Luftdruck und tendenziell abnehmenden
Niederschlagssignalen einhergeht. Ein Kälteeinbruch ist demnach nicht in Sicht.
Das EPS des EZMW folgt, was das EPS-Mittel betrifft, weitgehend dem
deterministischen Lauf. Allerdings wird das sich über Skandinavien entwickelnde
Bodenhoch weiter nördlich gesehen. Bis H + 168 werden 5 Cluster gebildet, wobei
eines (mit 7 Membern) der Version des ICON nahekommt. Bemerkenswert ist, dass
die Einzellösungen im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum nur mit
einem Cluster zusammengefasst werden. Wie beim EPS des GFS ergeben sich auch
hier keine Anzeichen für einen Wintereinbruch. Allerdings zeichnet sich auch
beim EPS des EZMW ab der Wochenmitte ein allmählicher Temperaturrückgang ab. In
den Nächten ist dann bei längerem Aufklaren wieder leichter Frost oder zumindest
Bodenfrost möglich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Freitag hält sich noch ruhiges Herbstwetter, so dass,
abgesehen von leichtem Frost in den Nacht- und Frühstunden, keine markanten
Wettergefahren zu erwarten sind.
Am Samstag legt der Gradient zu, so dass auf höheren Berggipfeln zunächst der
westlichen, später auch der zentralen und nördlichen Mittelgebirge Sturmböen bis
Bft 9 auftreten können. An den Alpen setzt Föhn ein, dort muss in exponierten
Lagen ebenfalls mit Sturmböen gerechnet werden, die in der Nacht zum Sonntag
noch andauern können.
Am Sonntag sind in exponierten Lagen der Alpen anfangs noch einzelne Sturmböen
durch Föhn möglich, später bricht der Föhn zusammen. Am Montag sind auf höheren
Berggipfeln einzelne Sturmböen nicht auszuschließen. Sonst ergeben sich
wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann