DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-10-2019 09:01
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.10.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang von zu HNa
Nach Kaltfrontdurchgang deutliche Abkühlung und unter Hochdruckeinfluss ruhiges
Wetter. In der Nacht zum Mittwoch recht verbreitet Frost.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Am heutigen Sonntag... befindet sich Deutschland im Bereich einer
westsüdwestlichen Höhenströmung, die vor allem über dem Norden des Landes recht
kräftig ausgeprägt ist. In dieser schwenkt heute im Laufe des Tages ein zunächst
noch flacher, später aber zunehmend schärferer Trog Richtung Nordsee. Er vermag
über Deutschland aber allenfalls schwache PVA zu generieren. Bedeutender für uns
ist ein Tief, das sich im Tagesverlauf von der nördlichen Ostsee in die Region
St. Petersburg verlagert. Dessen Kaltfront liegt aktuell noch über dem
Nordwesten Deutschlands, soll aber bis zum Abend eine Linie Erzgebirge-Saarland
erreichen. Sie liegt zwar weitgehend höhenströmungsparallel, wird aber in
tieferen Schichten südostwärts getrieben, da zwischen dem erwähnten Tief und
einem kräftigen Hoch mit Schwerpunkt nordwestlich Irlands ordentlich Gradient
besteht, der zumindest über dem Norden Deutschlands noch für eine
Schubkomponente sorgt. Die Kaltfront ist zwar von KLA überlaufen (und PVA ist
auch nicht viel da, siehe oben), dennoch kommt es an ihr zu leichten und
vorübergehend auch mal mäßigen Regenfällen, da sie mit einem deutlichen
Temperaturgradienten ausgestattet ist, der für frontale Querzirkulation sorgt.
So werden in 850 hPa heute Mittag an den Alpen noch sommerliche 12 Grad
erreicht, über dem Nordwesten ist die Temperatur dagegen schon unter 0 Grad
abgesunken. Vor der Front, im Süden Deutschlands stellt sich heute somit noch
ein letzter warmer Herbsttag mit Höchstwerten über 20 Grad am Oberrhein und im
Alpenvorland ein. Dort scheint, von hohen Wolkenfeldern abgesehen noch bis in
der zweiten Tageshälfte die Sonne. An der unteren Donau tut sich der Hochnebel
heute leichter mit der Auflösung, da heute der Wind etwas auffrischt. Rückseitig
der Front setzen sich zunächst Wolkenauflockerungen durch, bevor sich
nachfolgend wieder stärkere Quellbewölkung bildet. Über der warmen Nord- und
Ostsee reicht es im Laufe des Nachmittages dann zunehmend für einzelne meist
leichte Schauer. Im Nordwesten werden meist noch 12 bis 15 Grad erreicht. Noch
ein Wort zum Wind: Dieser dreht von Südwest vor der Front auf West bis Nordwest.
Vor allem im Nordwesten und Norden sorgt der stärkere Gradient dabei für mäßigen
bis frischen Wind, warnwürdige Böen treten aber nur an der See auf mit Stärke 7,
in Nordfriesland auch Stärke 8. Auch die nördlichen, zentralen und östlichen
Mittelgebirge liegen im Bereich eines stärkeren Gradienten, so dass die Gipfel
noch Böen der Stärke 7 bis 9 abbekommen, der Brocken auch Stärke 10. Die Tendenz
nimmt aber im Tagesverlauf deutlich ab.

In der Nacht zum Montag kommt die Kaltfront langsam weiter nach Süden voran und
legt sich zum Sonnenaufgang an die Alpen. Sie bringt weiterhin meist leichte
Regenfälle, erst im Alpenvorland, wo aufgrund des auf Nordwest bis Nord
drehenden Windes erzwungene Hebung stattfindet, werden die Regenfälle wieder
etwas stärker. Die Winddrehung wird durch einen Hochkeil verursacht, der sich
aufgrund der KLA im Bereich der Kaltfront von Nordwesten hereinschiebt. Nördlich
des Keils weht der Wind weiter aus West, über der Nordsee zunehmend aus
Nordwest. Während der Wind über der See in der ersten Nachthälfte im Bereich
eines Bodentroges noch einmal zulegt und eventuell in Nordfriesland auch mal
9-er Böen auftreten können, lässt er in der zweiten Nachthälfte deutlich nach.
Auch auf den Bergen lässt der Wind in der Nacht deutlich nach. Rückseitig der
Kaltfront erreicht die Auflockerungszone die Mitte des Landes. Dort befindet
sich auch der Hochkeil mit dem schwächsten Wind, so dass dort die Luft am
stärksten Auskühlen kann und gebietsweise Bodenfrost auftritt. In höheren
Mittelgebirgstälern ist auch Frost in 2 m Höhe vorstellbar. Zudem kann sich dort
am ehesten Nebel bilden. Nördlich davon ist der Wind dagegen noch spürbar und
Stratocumulusbewölkung verhindert stärkere Abkühlung. Über der See kommt es auch
in der Nacht weiterhin zu Schauern, einzelne Gewitter können zumindest nicht
ausgeschlossen werden, vor allem weil durch den durchschwenkenden Trog
vorübergehend etwas mehr Hebung generiert wird.

Am Montag... zieht der Trog nach Osten ab und wir liegen dann an der recht
schwach zyklonal konturierten Südflanke des Langwellentroges in einer westlichen
Strömung. Das Bodenhoch weitet sich KLA-bedingt weiter aus und das russische
Tief verlagert sich hinter den Ural, so dass im Tagesverlauf weitere
Gradientabnahme erfolgt. Windwarnungen an der See dürften maximal noch bis zum
Vormittag vonnöten sein. Ansonsten weht der Wind im Norden weiter aus West bis
Nordwest, im Süden aus Nord. Damit wird die Kaltfront weiter in die Alpen
hineingedrückt und die Regenfälle an ihr lassen im Tagesverlauf nach. Der Tag
bleibt aber im äußersten Süden des Landes trüb. Ansonsten gibt es über der See
weiterhin einzelne Schauer, die vielleicht auch mal ins küstennahe Binnenland
vordringen, aber keine großen Regenmengen bringen. In weiten Teilen des Landes
bleibt es aber trocken, wenn auch bewölkt. Vor allem Stratocumulusbewölkung
dürfte vielerorts dominieren, diese kann sich in der Landesmitte unter einer
Absinkinversion bei etwa 800 hPa ausbreiten. Die 0-Grad-Isotherme in 850 hPa
erreicht in etwa die Mainlinie, ganz im Süden wird die milde Luftmasse noch
nicht ausgeräumt. Wärmer als anderswo wird es dort aufgrund der dichten
Bewölkung aber auch nicht. So erreichen die Höchstwerte landesweit etwa 9 bis 13
Grad und kommen damit auf dem der Jahreszeit entsprechenden Niveau an.

In der Nacht zum Dienstag erreicht ein kurzwelliger Troganteil an der Westflanke
des Landwellentroges von Nordwesten her Deutschland. Er mag wohl durch PVA etwas
Hebung generieren, was aber nicht viel an der Niederschlagsverteilung ändert.
Die Konvektion über der See wird wieder etwas angefacht, sollte sich aber in der
Nacht kaum aufs Binnenland ausdehnen können. Die Front, die immer noch über den
Alpen hängt, wird wieder etwas aktiviert und so regnet es an den Alpen wieder.
Die Wolken tendieren in der Nacht aber durch die Hebung eher zur Verdichtung als
zur Abnahme, so dass es meist stark bewölkt ist, und größere Wolkenlücken nur
kleinräumig auftreten. Ganz im Süden ist es sowieso weiter dicht. Damit sollte
auch die Nacht zum Dienstag weitgehend frostfrei verlaufen, die Tiefstwerte
liegen meist bei 5 bis 0 Grad, unmittelbar an der See bleibt es deutlich milder.
Auch Nebel sollte nicht die große Rolle spielen, allenfalls in der Variante
"Berge in Wolken".

Am Dienstag... schwenkt der Kurzwellentrog weiter ins östliche Mitteleuropa und
damit verabschiedet sich auch der Langwellentrog und macht dem nachrückenden
Rücken Platz, der sich von den Kanaren bis zum Färöern erstreckt. Das Bodenhoch
kann rückseitig des Troges über Mitteleuropa Land gewinnen und verlagert seinen
Schwerpunkt zur Nordsee. Der meist schwache bis mäßige Wind dreht allgemein auf
Nord bis Nordost. Mit dieser Strömung gelangt dann auch noch etwas kältere Luft
zu uns, so dass in 850 hPa am Nachmittag die +2-Grad-Isotherme über den
Hochrhein gedrängt wird. Die -6-Grad-Isotherme erreicht den Vorpommerschen
Archipel. Mitunter können bei Durchschwenken des Troges über dem Nordosten noch
kurze Schauer ausgelöst werden. Nachfolgend dominiert aber landesweit das
Absinken, was auch in der zweiten Tageshälfte für weitere Wolkenauflösung sorgen
dürfte, so dass sich mehr und mehr die Sonne durchsetzt. Der Norden des Landes
profitiert zudem von Abtrocknungseffekten im Lee der skandinavischen Gebirge, so
dass dort am meisten die Sonne zu sehen sein wird. Regen fällt dagegen weiter
unmittelbar an den Alpen, wo auch die Wolken bis zum Abend noch dicht bleiben.
Der Regen verstärkt sich sogar durch den Trog vorübergehend noch einmal. Am
Nachmittag sollte dann die Schneefallgrenze unter 1500 m sinken.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich der Hochschwerpunkt Richtung
Nordostdeutschland, wo dementsprechend der Wind fast einschläft. Im übrigen Land
weht er dann schwach aus östlichen Richtungen, nur über dem Bergland
Südwestdeutschlands, wo ein etwas stärkerer Gradient liegt, kann er etwas
auffrischen, so dass dort vielleicht auf einigen Hochflächen der westlichen Alb
und auf den Bergkämmen des Schwarzwaldes mal warnwürdige Böen auftreten könnten.
An den Alpen sinkt die Schneefallgrenze anfangs noch gegen 1000 m, dann lässt
der Niederschlag endgültig nach. Dort halten sich aber noch dichte Wolken,
während es im übrigen Land zunächst klar ist. Das sind beste Voraussetzungen für
die erste Frostnacht, so dass in der gesamten Nordosthälfte sowie in den
Mittelgebirgen das Quecksilber wohl auf +1 bis -3 Grad sinkt, vereinzelt
vielleicht noch kälter. Richtung Süden und Westen bleibt es bei Temperaturen um
oder nahe des Gefrierpunkts in 2 m meist noch frostfrei, Bodenfrost sollte aber
auch dort einkalkuliert werden. Zudem kann sich in der zweiten Nachthälfte
wieder gebietsweise Nebel bilden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle weisen auf synoptischer Skala keine nennenswerten
Unterschiede auf. Auch die gestern noch recht unterschiedlich simulierten
Niederschlagssummen für die Alpen in den nächsten Tagen haben sich jetzt
deutlich angeglichen. Unsicherheiten bestehen bezüglich der Bewölkungsprognose,
von der natürlich dann auch das Auftreten von Frost und Nebel abhängt. Hier wird
aber das Nowcasting gefordert sein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Peter Hartmann