DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-10-2019 11:30
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.10.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von SWa zu HNa
An der Küste bis Montagfrüh zeitweise stürmische Böen, exponiert vereinzelt
Sturmböen. Auf dem Brockenplateau heute Böen Bft 11, morgen 9 bis 10.
In der Nacht zum Dienstag in Bodennähe örtlich Frost.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... Deutschland liegt am Nordrand einer auch in der Höhe ausgeprägten
Hochdruckzone, die sich von Spanien über die Alpen bis nach Ost- und
Südosteuropa erstreckt in einer Südwestströmung, mit der erneut ungewöhnlich
milde subtropische Luft zu uns fließt. Dabei schleift über der südlichen Nordsee
die Kaltfront eines Tiefs, das von Südschweden nach Nordwestrussland zieht. An
der Front zieht eine flache Frontalwelle über England und die Nordsee bis zum
Abend nach Dänemark. Der Nordwesten wird somit von mehrschichtiger Bewölkung der
Front beeinflusst und im äußersten Nordwesten fällt etwas Regen. Südlich der
mehrschichtigen Frontbewölkung ziehen über die Nordhälfte Deutschlands hohe
Wolkenfelder durch, während im Süden abseits der Nebelfelder durchweg die Sonnen
scheint. Nebel und Hochnebel halten sich dabei vereinzelt bis in den frühen
Nachmittag. Es wird ungewöhnlich warm mit Höchstwerten zwischen 16 Grad an der
Nordsee und 22 Grad im Südwesten sowie im Erzgebirgsvorland. Der Wind weht
besonders in Frontnähe kräftig mit steifen Böen vom nördlichen NRW bis zur
Ostseeküste. Im Nordseeküstenbereich gibt es 8er und einzelne 9er Böen. Im
nördlichen Mittelgebirgsraum gibt es oberhalb von 600 m steife Böen und
exponiert sind stürmische Böen möglich. Auf dem Brocken treten 10er Böen und
orkanartige Böen auf.
In der Nacht zum Sonntag zieht die Frontalwelle unter Vertiefung zur nördlichen
Ostsee und seine Kaltfront zieht von der Deutschen Bucht bis zum Morgen nach NRW
und erreicht auch Nordwestbrandenburg. Sie bringt vorübergehend Regen mit Mengen
zwischen 1 und 5 mm. Etwas mehr Regen ist die Ausnahme (Euro4, CosmoD2, EZMW).
Derweil erreicht der zur Front gehörende Höhentrog die nördliche Nordsee und
abgeschwächt auch Benelux.
Bei Frontdurchgang können auch im Binnenland vorübergehend 7er Böen nicht
ausgeschlossen werden (gezeigt vor allem von EZMW). In der Mitte und im Süden
ist es dagegen klar oder leicht bewölkt und besonders nach Südosten hin bildet
sich örtlich Nebel. Die Tiefstwerte liegen zwischen 12 Grad vom Münsterland bis
nach Vorpommern und 4 Grad in Südostbayern.

Sonntag... verlagert sich die Frontalwelle nach Nordwestrussland und seine
Kaltfront erreicht bis zum Abend etwa eine Linie Südpfalz-Nordbayern. Der
zugehörige Höhentrog erreicht die südliche Nordsee und in flacher Form auch
Norddeutschland. Dabei kommt es im Frontbereich für einige Stunden zu Regen mit
Mengen zwischen 1 und 5 mm, vereinzelt auch mit rund 7 mm. Postfrontal lockern
sich die Wolken auf und vor allem im Küstenbereich fallen einzelne Schauer.
Präfrontal ist es aber noch teils trüb durch Nebel und Hochnebel, teils (vor
allem nachmittags) auch heiter. Während die Front vorübergehend mal 4er und 5er
Böen und vereinzelt auch 6er Böen bringt, werden an der Küste steife Windböen
aus West hervor gerufen und an der Nordsee stürmische Böen. Die Temperaturen
erreichen präfrontal noch ungewöhnlich warme 19 bis 22 Grad. Ansonsten ist es
mit 14 bis 18 Grad kühler. In Nordwestdeutschland liegen die Werte bei 13 Grad.
In der Nacht zum Montag kommt die Front bis zum Alpenrand voran, wobei sich vor
allem über Südwestdeutschland die Regensignale verstärken. Vom Schwarzwald bis
zur Alb dürften zwischen 5 und 10 mm Regen innerhalb von 12 Stunden
zusammenkommen. Ansonsten sind es meist nur 1 bis 5 mm mit den geringsten Mengen
in den Ostalpen. Postfrontal lockert sich in der Mitte die Bewölkung auf,
wahrscheinlich bleibt nur hohe Bewölkung übrig. Im Norddeutschen Tiefland wird
dagegen von ICON noch wechselnde tiefe Bewölkung simuliert, so dass hier die
Tiefsttemperaturen meist um 6 Grad liegen. In der Mitte liegen die Werte meist
um 3 Grad mit der Gefahr von Bodenfrost. Im Süden ist es mit 6 bis 9 Grad
deutlich milder. Zwischen dem Hochkeil über den Britischen Inseln und dem
nordosteuropäischen Tiefkomplex bleibt im Norden der Gradient recht kräftig.
Entsprechend muss anfangs an der See noch mit stürmischen Böen gerechnet werden,
die an der Ostsee noch bis zum Morgen auftreten können.

Montag... kommt die Front im nördlichen Alpenraum kaum noch weiter nach Süden
voran. Die Hauptachse des Höhentroges erreicht die Südspitze Schwedens. Über
Deutschland gibt es im Randbereich eine zyklonale West- bis Nordwestströmung.
Niedertroposphärisch strömt im Bereich des von Island mit einem Keil bis nach
England und später bis zum zentralen Deutschland sich erstreckenden Hochs von
Nordwesten und Norden maritime Polarluft ein, die sich zwar in der Höhe unter
Trogeinfluss befindet, am Boden von dem Keil beeinflusst wird, sodass Absinken
dominiert. Die Modelle simulieren eine Absinkinversion auf etwa 820-hPa, an der
sich im Tagesverlauf örtlich Quellbewölkung ausbreitet. Von richtiger
Höhenkaltluft (500-hPa-Temperatur um -26 °C) wird nur der Norden beeinflusst.
Dort gibt es zwar einzelne Schauer, für Gewitter sollte es aber nicht reichen.
Von Südbaden bis nach Südostbayern gibt es weitere Regenfälle mit Mengen
zwischen 2 und 9 mm und die Schneefallgrenze sinkt bis zum Abend auf etwa 1800
m. Der Wind weht an der Küste noch recht kräftig, bringt aber nur vereinzelt mal
7er Böen.
In der Nacht zieht sich der Regen ins südliche Alpenvorland und in die Alpen
zurück. Die Schneefallgrenze dürfte dabei auf etwa 1500 m sinken. In der Mitte
und im Norden ist es wechselnd bewölkt mit klaren Abschnitten, wobei die
Wahrscheinlichkeit für geringe Bewölkung zwischen Pfalz und Nordbayern am
größten ist. Die Tiefstwerte liegen zwischen +6 Grad am Hochrhein und -1 Grad im
östlichen Mittelgebirgsraum. An der Nordsee ist es mit rund 7 Grad milder.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellsimulationen unterscheiden sich nur geringfügig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden