DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-10-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.10.2019 um 10.30 UTC



Nach Kaltluftvorstoß erst mal Hochdruckeinfluss. Und dann?
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 01.11.2019


Am Montag, zum Beginn des Mittelfristzeitraums, liegt Deutschland nach IFS am
südlichen Rand eines umfangreichen Höhentroges über Nordeuropa in einer
zyklonalen westlichen Höhenströmung. Westlich dieses Troges wölbt sich ein
Rücken bis nach Island auf. Dieser stützt ein kräftiges Hoch, dessen Schwerpunkt
sich westlich von Island befindet. Sein Gegenspieler ist ein kräftiges Tief, das
sich im Bereich des nördlichen Urals ostwärts verlagert. Zwischen diesen beiden
Systemen herrscht eine zwar nicht sehr starke, aber räumlich doch sehr
ausgedehnte nördliche Strömung, mit der sich Polarluft auf den Weg nach Süden
macht. Die Grenze dieser Polarluft markiert eine Kaltfront (zu dem erwähnten
Tief gehörig), die sich am Montag nur noch langsam von Süddeutschland zum
Alpenhauptkamm verlagert. Auf ihrer Rückseite hat starke KLA dafür gesorgt, dass
sich ein Keil des Hochs bis nach Mitteleuropa ausdehnen konnte, was insbesondere
ganz nach Westen hin schon dafür verantwortlich ist, dass die Front überhaupt
keine südwärts gerichtete Schubkomponente mehr aufweist. An der Kaltfront kommt
es im äußersten Süden noch zu Regen, der sich immer mehr zu den Alpen
zurückzieht. Auf der Rückseite lockern die Wolken in weiten Teilen Deutschlands
etwas auf, im Norden reicht es aber noch zu Schauern. In 850 hPa liegt die
Temperatur in Frontnähe im Süden noch bei +6 Grad, in Schleswig-Holstein ist sie
dagegen schon auf -3 Grad zurückgegangen.
Am Dienstag drängt der Rücken über dem Nordwesten Europas immer weiter nach
Skandinavien vor (gestützt durch WLA auf der Vorderseite eines äußerst
umfangreichen Tiefs westlich der Azoren). Damit verschärft sich der in den
Nordosten abgedrängte Trog zunehmend und seine zurückhängende Spitze schwenkt am
Dienstag über Deutschland südostwärts hinweg. In der Folge dringt vor allem im
östlichen Deutschland die kalte Luft weiter südwärts vor und am Abend stellt
sich ein Temperaturniveau in 850 hPa zwischen -6 Grad über Rügen und 0 Grad am
Kaiserstuhl ein. Anfangs regnet es nahe der Front über den Alpen noch, zum Abend
lassen die Regenfälle aber nach und dürften oberhalb 1000 m auch in den Alpen in
Schnee übergehen. Ansonsten vermag der Trog nicht viel Wetteraktivität zu
generieren. Meist stellt sich heiteres Wetter ein, hier und da könnte sich Nebel
halten, zumal das Hoch immer mehr heranrückt. Vielleicht reicht es nach
Nordosten hin mal für einen Schauer. Der meist nur noch schwache Wind dreht auf
Nordost.
Am Mittwoch entkoppelt sich der nördliche Teil des Troges vom südlichen Teil:
Während der nördliche Teil sehr rasch ins nordöstliche Europa schwenkt, läuft
der südliche nach Süden ins nördliche westliche Mittelmeer. Auf der Rückseite
stellt sich eine schwache nordwestliche Höhenströmung ein. Bodennah bleibt das
Hoch wetterbestimmend, das seinen Schwerpunkt allmählich ins östliche
Mitteleuropa verlagert. Damit bleibt auch die Kaltluft bei uns liegen, wobei bei
Sonne noch an die 10 Grad erreicht werden, sollten sich aber Nebelfelder halten,
steigt die Temperatur nach frostiger Nacht nur noch wenig über den Gefrierpunkt.

Am Donnerstag schwächt sich das Hoch über Mitteleuropa etwas ab, trotzdem bleibt
leichter Hochdruck erhalten und vor allem sehr windschwache Verhältnisse. Im
Tagesverlauf und in der Nacht schwenkt in der nordwestlichen Höhenströmung
wieder ein Trog nach Südosten durch, der für leichte Regenfälle ganz im Norden
vor allem in Ostseenähe sorgt. Ansonsten herrscht ruhiges Wetter, wobei die
windschwache Situation anhaltenden Nebel begünstigt. Andererseits ist die kalte
Luftmasse aber verhältnismäßig trocken - wird aber durch Verdunstung
angefeuchtet.
Am Freitag wird der Trog nach Osten abgedrängt und auf der Vorderseite eines
umfangreichen atlantischen Tiefs wölbt sich WLA-bedingt ein Rücken auf, dessen
Achse am Abend Deutschland erreicht. Vorübergehend wird das Hoch nochmal
gestärkt, es wird aber zum Abend nach Osten abgedrängt und es stellt sich eine
südliche Strömung ein. Somit wird es im Westen milder und am Abend setzt im
Südwesten Regen ein.
In der erweiterten Mittelfrist soll die Strömung wieder auf West und später
sogar Südwest drehen und sich somit wieder deutliche Milderung durchsetzen.
Zumindest am Samstag dürfte es dann auch wieder regnerisch werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Aktuell weist das IFS nur eine recht gering Konsistenz auf. Nur bis Dienstag
stimmen die letzten drei Läufe weitgehend überein. Während der aktuelle Lauf bis
Freitag Hochdruckeinfluss zeigt, hatten seine beiden Vorgänger am Donnerstag den
Durchzug eines Sturmtiefs im Programm. Auf dessen Rückseite sollte sich
nasskalte Witterung einstellen. Jetzt ist quasi fast das Gegenteil simuliert,
eine milde Südwestströmung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die vorliegenden Globalmodelle von heute zeigen sehr unterschiedliche
Entwicklungen ab Dienstag: So soll nach ICON am Donnerstag von Westen schon
wieder ein Sturmtief übergreifen, auf dessen Rückseite am Freitag wieder
maritime Polarluft zu uns stößt. GFS zeigt dagegen bis über Freitag hinaus noch
Hochdruckeinfluss bei einer kalten Luftmasse. Bei GEM soll sich der
Hochschwerpunkt nach Norden verlagern, so dass bei uns zum Freitag hin weiterhin
kalte Luft aus dem Nordosten gelangt. NAVGEM zeigt ebenso bis Freitag eine
Hochdruckbrücke, an deren Südflanke allerdings am Freitag ein flaches Tief
südostwärts ziehen soll, so dass es im Süden Deutschlands Aufgleitniederschläge
geben könnte.
In der erweiterten Mittelfrist (Sonntag) ist dann alles dabei: Die
IFS-Südwestlage, eine eher antizyklonal geprägte Ostlage bei den Kanadiern, oder
sogar eine Hoch-Nordmeer-Lage mit zyklonalem Gepräge, nämlich
Aufgleitniederschlägen von Südwesten her (GFS).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-Ensemble verteilt sich im Zeitraum Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC
auf 2 Cluster. C1 (29 Mitglieder) zeigt die ICON-Lösung, die auch gestern noch
bei IFS im Programm war mit Sturmtief. C2 (22 Mitglieder, Hauptlauf,
Kontrolllauf) spiegelt dagegen die Hochdruckvariante des Hauptlaufs wider, wenn
auch mit leichter Variation. Betrachtet man den anschließenden Zeitraum bis
Montag, so werden sechs Cluster gebildet, die in der Mehrzahl kalte Lagen mit
Hoch im Norden und eher nördlichen oder östlichen Winden zeigen. Es ist aber
auch eine eher warme Hochdrucklage sowie eine Südwestlage im Angebot.
Die IFS-Rauchfahnen zeigen in der Mitte Deutschlands bei der Temperatur ab
Mittwoch große Unsicherheit mit einer Streuung von -10 bis +10 Grad, wobei kaum
ein Schwerpunkt der Ensembles zu finden ist. Auch beim Potenzial gehen die
Rechnungen auseinander, allerdings liegt der Schwerpunkt bei eher höherem
Potenzial, so dass Hochdrucklagen etwas wahrscheinlicher erscheinen.
Niederschlagssignale sind ab nächsten Donnerstag wieder vorhanden, bei weitem
aber nicht in allen Läufen.
Die Rauchfahnen des GFS zeigen etwas weniger Streuung und eine stärkere Tendenz
zu kalten Lagen, auch mit weniger Geopotenzial.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt ein Signal für kalte Witterung zum Mitte der nächsten Woche. Das
Ganze ist aber voraussichtlich nicht mit signifikanten Wettergefahren verbunden.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Peter Hartmann