DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-10-2019 17:01
SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 24.10.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vorerst noch weitgehend ruhiges Spätherbstwetter, meist ohne markante
Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland an der Vorderseite eines in die Nordsee
schwenkenden Troges. Dieser stellt das Restprodukt eines zuvor erfolgten
Austropfprozesses dar, der ein Höhentief zustand brachte, das sich
in Richtung Sardinien verlagert und für unser Wettergeschehen nicht mehr
relevant ist.
Gebietsweise konnten die Wolken auflockern, so dass Höchsttemperaturen um 20
Grad erreicht wurden. Der Föhn an den Alpen ist zusammengebrochen. Allerdings
ist durch die Annäherung des Troges die Frontalzone etwas nach Süden gedrückt
worden, was sich auf dem Brocken mit Böen bis Sturmstärke bemerkbar macht.
In der Nacht zum Freitag schwenkt der Trog in den Nordwesten und Norden
Deutschlands. Da Kaltluftadvektion bis weit auf die Trogvorderseite vorstößt,
flacht der Trog ab. Nachfolgend bringt sich über dem Nordatlantik ein weiterer
Trog in Position.
Mit der Passage der Kaltfront, die dem Trog vorgelagert ist, legt der Gradient
von der Küste bis zu den Mittelgebirgen zu, was in diesen Gebieten zu einem
Luftmassenwechsel führt. An der See können Windböen auftreten, exponiert an der
Nordsee sowie auf höheren Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge sind stürmische
bzw. Sturmböen bis Bft 9 zu erwarten. Nennenswerte Niederschläge sind auf die
Nordseeküste und den Alpenrand (wo ein paar, aber weniger als 5 mm
zusammenkommen können) beschränkt.
Im Süden kommt zwar auch eine westliche bodennahe Windkomponente in Gang, die
jedoch für das Ausräumen der feuchtkalten Grundschicht zu schwach ist.

Freitag ... führt von Westen übergreifende kräftige Warmluftadvektion, die auch
den Norden Deutschlands erfasst, zum Geopotentialgewinn und somit zu einer
Glättung der west-südwestlichen Strömung. Bedingt durch die Nähe zur Frontalzone
bleibt im Nordwesten und Norden ein vergleichsweise kräftiger Gradient bestehen,
so dass im küstennahen Binnenland weiterhin Windböen und exponiert stürmische
Böen auftreten. Zudem kräftigt sich von Frankreich her der antizyklonale
Einfluss in Form eines Bodenhochkeils, der durch eine Brücke hohen Geopotentials
gestützt wird. Somit bleibt es im Süden vorerst schwachgradientig.
Gleichzeitig entwickelt sich aus einer kräftigen Welle ein Sturmtief, das in der
Frontalzone eingelagert ist und nach Nordengland gesteuert wird. An dessen
Südostflanke verschärft sich der Gradient, so dass zum Abend hin in den
westlichen Mittelgebirgen und in hierfür anfälligen Tallagen warnrelevante Böen
auftreten können. Da im Norden zuvor der Gradient auffächert und der bodennahe
Wind mehr auf südliche Richtungen rückdreht, flaut der Wind dort ab, so dass
dann an der Nordseeküste nur noch Windböen und erst ab dem Abend in
Nordfriesland wieder stürmische Böen auftreten und an der Ostsee warnrelevante
Böen wenig wahrscheinlich sind.
Auflockerungen sind im Nordosten und im Lee der Mittelgebirge am
wahrscheinlichsten. In diesen Gebieten sind noch einmal Temperaturmaxima bis
knapp 20 Grad vorstellbar. Ansonsten bewegen sich die Temperaturen je nach
Auflösung von Nebel oder Hochnebel zwischen 12 und 18 Grad.
In der Nacht zum Samstag verlagert sich das Sturmtief unter leichter
Intensivierung über den Skagerrak hinweg nach Südschweden. Die Kaltfront dieses
Tiefs liegt annähernd strömungsparallel und erreicht die mittlere Nordsee.
Präfrontal legt der Wind erneut zu, so dass im küstennahen Binnenland erneut
Windböen, an der See stürmische Böen und an der Nordseeküste (Nordfriesland)
Böen bis Sturmstärke aufkommen. Auf exponierten Gipfeln der nördlichen
Mittelgebirge sind schwere Sturmböen vorstellbar.
Auch nach Süden hin kommt eine leichte Gradientzunahme in Gang. Wenngleich diese
für einen Luftmassenwechsel noch nicht hinreichend ist, so dürfte die Neigung zu
warnrelevantem Nebel zusehends geringer werden.

Samstag ... greift ein relativ breiter Trog auf die Britischen Inseln über. An
dessen Vorderseite folgt ein weiteres Wellentief, das in die mittlere Nordsee
gesteuert wird. Hierdurch wird die vorderseitig schleifende Kaltfront
rückläufig, ohne die Küste zu erreichen, so dass geringe Niederschläge auf das
Grenzgebiet zu Dänemark beschränkt sind. Gegenüber weiter zurückliegenden
Modellläufen wird die Entwicklung somit verzögert.
Präfrontal sind im Nordwesten und im nordwestlichen Binnenland Wind- und
einzelne stürmische Böen und an der Nordsee sowie im höheren nördlichen und
westlichen Bergland Böen bis Sturmstärke zu erwarten. Da aber die Kaltfront von
Kaltluftadvektion überlaufen wird und die Frontalwelle sich daher kaum
intensiviert, wird der Gradient nachfolgend auseinandergezogen, so dass der Wind
etwas abflaut. Zum Abend hin sollten im küstennahen Binnenland und an der See
nur noch Windböen und an der Nordfriesischen Küste allenfalls stürmische Böen
auftreten. Auf höheren Berggipfeln muss jedoch nach wie vor mit Böen bis
Sturmstärke gerechnet werden.
Bedingt durch die generelle leichte Gradientzunahme dürfte in weiten Teilen
Deutschlands die Grundschicht in Bewegung kommen. Nebel und Hochnebel sollten
sich daher, abgesehen von einigen Tallagen wie Teilen der Donauniederung, dem
Bodenseegebiet und dem Werratal, weitgehend auflösen, so dass längere sonnige
Abschnitte zu erwarten sind. Dabei wird es mit 17 bis 22 Grad noch einmal sehr
mild, wogegen unter dichter Bewölkung im Nordwesten und ganz im Norden sowie bei
zähem Hochnebel nur 10 bis 16 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Trog unter Abflachung über die Nordsee
hinweg nordostwärts und streift dabei den Nordwesten Deutschlands. Das
korrespondierende Bodentief wird von der mittleren Nordsee über Südschweden
hinweg ostwärts gesteuert. Mit der Passage der Kaltfront, die nunmehr rasch nach
Südosten gedrückt wird und bis Sonntagfrüh die Linie Oderhaff-Harz-Eifel
erreicht, frischt der Wind auf und erreicht mit Frontpassage auch weit im
Binnenland in Böen Bft 7. An der Küste und im Bergland sind durchweg stürmische
Böen, exponiert (zunächst Nordfriesland, später Teile der Ostseeküste sowie
höhere Berggipfel) Sturmböen bis Bft 9 zu erwarten. Zudem sind im Frontbereich
einige (bis etwa 5) Millimeter Niederschlag möglich.
Im Süden und Südosten bleibt die noch vorhandene Luftmasse unangetastet. Dort
kann sich in Tälern und Niederungen erneut teils dichter Nebel bilden.

Sonntag ... folgt ein weiterer Trog, der die Britischen Inseln überquert und in
die Nordsee schwenkt, so dass die west- südwestliche, zyklonal gekrümmte
Strömung bestehen bleibt. Dies verzögert das Vordringen der Kaltfront, so dass
diese allenfalls mit zeitweisen Niederschlägen (bis etwa 10 mm / 12 h) den
Mittelgebirgsraum erreicht. Postfrontal setzt sich eine durchmischte, labil
geschichtete Grundschicht durch, wobei die Labilität, bedingt durch die
Annäherung des Troges, bis 750, ganz in Norden bis 600 hPa hinaufreicht. Somit
dürften in Nordseenähe einige Schauer aufkommen, für Gewitter sollte die
Labilität nicht hinreichend sein. Bedingt durch die kräftige bodennahe, auf
West-Nordwest drehende Strömung sind an der Küste Wind- und an der Nordseeküste
sowie später auch an der Ostsee einzelne stürmische Böen zu erwarten.
Südlich des frontalen Niederschlagsbandes schiebt sich mehrschichtige Bewölkung
über die Grundschicht, so dass sich Nebel und Hochnebel nur sehr zögernd
auflösen. Vor allem zu den Alpen hin sind noch längere sonnige Abschnitte
möglich. Präfrontal erfolgt daher gegenüber Samstag keine wesentliche
Temperaturänderung, wogegen im Frontbereich und auch postfrontal nur 10 bis 15
Grad zu erwarten sind.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann