DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-10-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 22.10.2019 um 10.30 UTC



Anfangs sehr mild, ab Sonntag von Nordwesten her kälter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 29.10.2019


Am Freitag liegt über großen Teilen Süd- und Mitteleuropas hohes Geopotential,
das sich auch in einer Hochdruckzone im Bodendruckfeld über Deutschland
niederschlägt. Nur der Norden liegt am Rand der Frontalzone, die über Nordwest-
und Nordeuropa verläuft. Dort kann auch der Südwestwind zeitweise auffrischen.
Reste eines Tiefausläufers können auch noch über dem Südosten vorhanden sein. In
milder Luft werden für die Jahreszeit hohe Temperaturen erwartet.
Am Samstag zieht ein Tief von der Nordsee schnell nach Nordosteuropa. An seinem
Rand verstärkt sich die Zufuhr sehr milder Luftmassen sogar noch. Fast im ganzen
Land, vielleicht mit Abstrichen im Norden, hält sich Hochdruckeinfluss, auch
wenn der Schwerpunkt des hohen Druckes sich langsam nach Südeuropa zurückzieht.
Am Sonntag baut sich westlich Irlands ein kräftiges, blockierendes Hoch auf,
während stromab auf der Vorderseite eines markanten Kurzwellentroges ein Tief
zum Baltikum zieht. Die zugehörige Kaltfront überquert bis in die Nacht zum
Montag den größten Teil Deutschlands südostwärts und leitet die Zufuhr von
deutlich kälteren Luftmassen polaren Ursprungs nach Mitteleuropa ein. Von mehr
als +10 Grad in 850 hPa präfrontal geht die Temperatur auf unter 0 Grad zurück.
Der nachfolgende Höhentrog reicht zunächst von Skandinavien nach Südwesten und
kommt am Montag langsam nach Süden voran. Wir bleiben aber unter seiner
Vorderseite in einer westlichen Höhenströmung. Unter dieser fällt aber auch über
Südwesteuropa der Luftdruck, so dass die weitere Südverlagerung der Kaltfront
über Süddeutschland ins Stocken geraten soll. Das kräftige Hoch, gestützt durch
einen Höhenkeil, zeigt kaum Verlagerungstendenzen nach Osten, allerdings baut
sich von dort ausgehend ein Keil nach Mitteleuropa auf.
Am Dienstag tropft der Trog ins Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel ab,
wobei sich ein umfangreiches Tiefdrucksystem mit Schwerpunkt über der Iberischen
Halbinsel formieren kann. Weiter nördlich liegt nach wie vor das "Blocking" Hoch
westlich Irlands, dessen Keil ins nördliche Mitteleuropa weist, während im Süden
die schleifende Kaltfront für verbreitete Niederschläge sorgen kann. Je nachdem
wie weit die kalte Luft auch im Süden Fuß fassen kann, wäre zumindest im höheren
Bergland auch Schnee möglich.

Die Entwicklung in der neuen Woche ist schon sehr unsicher, was dann auch für
die erweiterte Mittelfrist gilt. Insgesamt dürfte es leicht wechselhaft, auf
niedrigem Temperaturniveau weitergehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS ist eingangs der Mittelfrist noch gut, lässt dann aber
nach. Der schon gestern apostrophierte Temperaturrückgang kommt wohl, nach
derzeitiger Modelllage aber etwa einen Tag später, als gestern simuliert. Dafür
schwenkt der nachfolgende Trog nicht durch, sondern tropft nach Südwesteuropa
ab. Dies führt zum Schleifen der Kaltfront über Süddeutschland und dort
vielleicht auch zu längeren Niederschlägen. Ob Schnee irgendwo dabei ist, hängt
davon ab, wie weit sich die Kaltluft auch im Süden schon breitmachen kann.
Unterm Strich wird die Entwicklung im Laufe des kommenden Wochenendes unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle zeigen ebenfalls die Entwicklung des blockierenden
Hochs und den Temperaturrückgang. GFS ist dabei am schnellsten, etwa auf Linie
des gestrigen IFS Laufs und lässt die Kaltfront am Samstag schon in weiten
Teilen des Landes durchgehen, ICON ist langsamer als IFS. In der Folge zeigen
auch die anderen Modelle die über dem Süden schleifende Luftmassengrenze und den
Hochdruckeinfluss im Norden, wobei natürlich die genaue Lage unsicher ist. Aus
dieser Sicht, gäbe es ab dem WE schon einige Fragezeichen, wobei die Entwicklung
in der Folge auch wieder Gemeinsamkeiten aufweist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In groben Zügen stützen die Ensembles die Aussagen des operationellen Laufs. Sie
zeigen in der nächsten Woche meist ein niedrigeres Temperaturniveau. Allerdings
steigt am Wochenende der Spread in den Ensembles stark an, nicht zuletzt weil
gerade das Timing der Kaltfront auf der Kippe steht. Auch die Geopotentialkurven
unterliegen einer großen Streuung und die Niederschlagssignale tauchen sowohl im
Norden als auch im Süden ab dem Wochenende häufiger auf.
Die Clusterung zeigt vier Cluster im Zeitraum bis +168h, wobei der Hauptlauf in
Cluster 1 mit 19 Membern liegt. Cluster 2 und 3 lassen den Trog am Montag und
Dienstag stärker zu uns hereinkommen, deswegen auch die große Streuung beim
Geopotential, was dann aber auch große Fragezeichen hinter der schleifenden
Front setzen würde.
In der erweiterten Mittelfrist gibt es zwei Cluster. Cluster 1 mit dem
operationellen Lauf und 36 Member liefert das wechselhafte, eher kalte Szenario,
der zweite, entsprechend kleinere Cluster, hat einen markanten Höhenrücken bei
uns im Programm, stellt aber die unwahrscheinlichere Variante dar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Mittelpunkt steht warntechnisch der Wind, ohne dass sich eine markante
Sturmlage abzeichnet. Stürmische Böen und Sturmböen sind dem höheren Bergland
und den Küsten vorbehalten. Niederschlagstechnisch ist nicht viel zu erkennen,
ob nächste Woche irgendwo im Süden, wahrscheinlich ja sowieso nur im Bergland,
auch Schnee dabei ist, bleibt unsicher. Die probabilistischen und
deterministischen Verfahren sind weitgehend frei von Hinweisen auf markantes
Wetter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM (+eps)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner