DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-07-2016 09:00
SXEU31 DWAV 110800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.07.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWz TrM
An der Küste stürmische Böen, am Nachmittag in der Südosthälfte starke und
teilweise auch unwetterartige Gewitter. Vom Bodensee und am Alpenrand
Dauerregen, teils auch ergiebig.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines breiten Höhentrogs
über dem östlichen Atlantik in einer südwestlichen Höhenströmung. Im
Tagesverlauf verlagert sich ein kurzwelliger Randtrog rasch von Großbritannien
über die Nordsee nach Jütland. Gleichzeitig weitet sich der Trog weiter nach
Süden aus. Im Bodendruckfeld hat uns im Norden eine Kaltfront erreicht und
verlagert sich weiter Richtung Südosten. Hinter der Front gelangt subpolare
Meeresluft in den Norden, Westen und die Mitte. Da die Kaltfront von KLA
überlaufen wird ist sie im Norden wenig wetteraktiv. Somit kann es daran nur
einzelne Schauer geben, die allerdings von starken Windböen begleitet sind. Erst
mit der Annäherung des Randtroges im Tagesverlauf verschärft sich der Gradient,
sodass vor allem im Nordseeumfeld starke Windböen und exponiert auf den Inseln
sowie auf den Gipfeln der Mittelgebirge auch stürmische Böen möglich sind.

Die Kaltfront erreicht bis zum Mittag in etwa eine Linie von der Südpfalz bis in
den Berliner Raum. Südöstlich davon steigen die Temperaturen nochmals auf 28 bis
über 30 Grad an, sodass die Auslösetemperatur erreicht werden kann. Präfrontal
kann sich eine Tiefdruckrinne oder eine Konvergenzlinie ausbilden. Hinzu kommen
vor allem in Bayern CAPE Werte von bis zu 1000 J/kg und recht hohe PPW Werte von
35 bis 40 mm. Beeindruckend ist auch die recht starke hochreichende Scherung im
Süden. EURO4 gibt vor allem an den Alpen und im Bayerischen Wald Signale für
kräftige konvektive Entwicklungen, C-DE auch im Bereich der Schwäbischen und
Fränkischen Alb. ICON ist allerdings bis zum Abend noch recht zurückhaltend in
seinen Prognosen. Insgesamt zeichnen sich die höchsten Wahrscheinlichkeiten für
eine unwetterartige Entwicklung an den Alpen ab.

Postfrontal steigen die Temperaturen heute nicht mehr so stark an. An den Küsten
werden 18, im Binnenland 21 bis 26 Grad erreicht.

Kommende Nacht zieht der oben erwähnte Randtrog nach Schweden ab. Der Haupttrog
schwenkt weiter ostwärts und erreicht die Bretagne und die Biskaya. Auf seiner
Vorderseite wird insbesondere über Südostbayern kräftige Hebung simuliert. Dort
ist mittlerweile auch die Kaltfront angekommen. Somit ist vor allem südlich der
Donau mit kräftigen konvektiv durchsetzten Niederschlägen zu rechnen. Vor allem
in der zweiten Nachthälfte geben C-EU und EURO4 Signale für unwetterartige
Regenmengen. Davon betroffen ist zum einen die Alb, nach EURO4 eher weiter
westlich auch noch Teile des Schwarzwaldes. Auch die Probabilistik gibt Signale
für über 25mm/12h für die angesprochenen Bereiche und den direkten Alpenrand.
Ansonsten verläuft die Nacht im Wesentlichen ruhig und niederschlagsfrei,
zeitweise lockert es auch auf. Nur im Nordseeumfeld gibt es noch Schauer und
starke Windböen.


Dienstag... weitet sich der Höhentrog noch weiter nach Süden aus und schwenkt
langsam ostwärts. Bis Tagesende erreicht seine Achse Ostfrankreich. Die stärkste
Hebung auf seiner Vorderseite wird vor allem über dem Alpenraum und Südostbayern
simuliert. Nach Norden gelangt am Morgen schon die stark okkludierte Front eines
Tiefs über Mittelschweden. Daran kann es vor allem im Nordwesten Schauer und
vereinzelt ein Gewitter geben.

Die vorlaufende Kaltfront liegt weiterhin wellend über dem Südosten. Daran gibt
es im Südosten weitere teilweise auch konvektiv durchsetzte Regenfälle. Die
Modelle machen ausnahmslos in einem Gebiet zwischen dem Bodensee, Donau bis zum
Oberpfälzer Wald kräftige Niederschlagsmengen bis in den Unwetterbereich. Von
den hochauflösenden Modellen wie ICON-Nest und C-EU werden am Alpenrand bis an
die 100 mm/24h simuliert. Die räumliche Verteilung der Niederschläge wird auch
von der Probabilistik unterstützt. Demnach ist vom Bodensee bis zum Bayerischen
Wald eine Dauerregenlage sehr wahrscheinlich und am Alpenrand eine ergiebige
Dauerregenlage möglich.

Am freundlichsten wird es am Dienstag im Nordosten wo auch noch ein Sommertag
erreicht wird.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Trog weiter ostwärts und die Achse
erreicht unsere Westgrenze. Mit dem Trog wird hochreichend labile subpolare
Meereskaltluft nach Deutschland geführt und die T850 sinkt fast überall auf
Werte unter 10 Grad ab. Dadurch werden vor allem im Westen und Norden Schauer
und Gewitter simuliert, die lokal auch mit Starkregen verbunden sein können. Im
Süden lässt der Regen gegen Mittwochmorgen dann nach.


Mittwoch... gelangt das Vorhersagegebiet in den unmittelbaren Trogbereich. Im
Bodenfeld verstärkt sich am Südwestrand eines umfangreichen Tiefdruckkomplexes
über Skandinavien die Advektion polarer Meeresluft, die Temperaturen in 850 hPa
sinken auf 5 Grad im Nordwesten und 8 Grad in der Lausitz.
In der hochreichend labilen Luftmasse (unter -20 Grad in 500 hPa) innerhalb des
Troges entwickeln sich im Tagesverlauf zahlreiche Schauer und Gewitter, wobei
sich die Begleiterscheinungen meist auf starke bis stürmische Böen und Graupel
bzw. kleinkörnigen Hagel beschränken. Die simulierten Mengen bewegen sich -
erneut mit Modelldifferenzen bzgl. der räumlichen Verteilung - meist zwischen 2
und 10 mm, gebietsweise, am ehesten in den West- bis Nordweststaulagen der
Mittelgebirge und an den Alpen, werden Mengen bis an die 20 mm simuliert.
Auffallend ist, dass die hochaufgelösten Modelle im Osten teilweise sehr hohe
Niederschlagsmengen simulieren.

Der Druckgradient verschärft sich noch etwas und unterstützt durch den Tagesgang
kann es dann auch außerhalb der Gewitter vereinzelt starke Böen geben - am
ehesten in Süddeutschland - auf einigen Mittelgebirgs- und Alpengipfeln sind
auch stürmische Böen oder Sturmböen möglich.

Die Sonne zeigt sich am ehesten noch in den Küstenregionen, zwischen den
Schauern kommt sie aber auch anderswo mal zum Vorschein, vor allem im Lee der
Mittelgebirge. Die Höchstwerte erreichen in den westlichen Mittelgebirgen kaum
15 Grad, sonst etwa 16 bis 22 Grad, mit den höchsten Werten am Oberrhein und in
der Lausitz.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle zeigen keine wesentlich andere Entwicklung als die deutsche
Modellkette. Auch die Niederschlagsprognosen stimmen zumindest hinsichtlich der
räumlichen Verteilung recht gut überein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich