DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-10-2019 18:01
SXEU31 DWAV 101800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.10.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im nördlichen Schleswig.-H. am Freitag Dauerregen gering wahrscheinlich. Bis
morgen Abend an der See Böen 8 bis 9. Auf exponierten Bergen im gesamten
Zeitraum Sturmböen wahrscheinlich.
Am Samstag im Westen und Nordwesten einzelne Gewitter mit Böen Bft 8 im Westen
und Nordwesten nicht ganz auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... Der bisher wetterwirksame flache Höhentrog zieht nach Osteuropa. Es
folgt von Westen ein flacher Höhenrücken nach, der aber von Warmluftadvektion
überlaufen wird. Diese ist verbunden mit der Warmfront eines vom Nordostatlantik
nach Schottland ziehenden Tiefs, die in der 2. Nachthälfte weite Teile
Norddeutschlands überquert. Dabei breitet sich Regen vom Emsland bis nach
Vorpommern aus, wobei die Regensummen meist zwischen 1 und 9 mm innerhalb von 12
Stunden liegen. Die feinmaschigen Modelle bringen in Schleswig.-H. örtlich auch
10 bis gut 15 mm (CD2, Euro4). In der Mitte ziehen zwar im Laufe der Nacht
dichtere Wolkenfelder auf, es bleibt aber meist trocken. Im Süden klart der
Himmel auf und später ziehen einige Cirren durch. Während im Nordwesten durch
die dichte Bewölkung zweistellige Tiefstwerte angesagt sind, kühlt es sonst auf
2 bis 9 Grad ab mit den tiefsten Werten im Süden. Vereinzelt ist hier Bodenfrost
möglich. Dabei bleibt es im Küstenbereich windig mit steifen bis stürmischen
Böen. Weiter landeinwärts schwächt sich nachts der Wind ab, so dass er in tiefen
Lagen nicht mehr warnwürdig ist. Auf den Bergen bleibt der Wind weiterhin
stürmisch und exponiert treten auch Sturmböen und einzelne schwere Sturmböen
auf.

Freitag ... etabliert sich in Folge von großflächiger Kaltluftadvektion ein
umfangreicher Langwellentrog über dem Nordostatlantik, vor dem der Rücken nach
Osten abgedrängt wird und sich nachfolgend eine breite, kräftige Frontalzone
über West- und dem nördlichen Mitteleuropa aufbaut. In der Höhe resultiert bei
uns eine westsüdwestliche Strömung. Sie weist über der Mitte und dem Süden einen
antizyklonalen "Touch" auf. Je weiter man also von der Mitte Deutschlands nach
Süden geht, umso größer die Sonnenanteile, im Südwesten und äußersten Süden wird
gar ein überwiegend sonniger Tag erwartet. Advektionsbedingt, es gelangt milde
Meeresluft zu uns, und durch das Absinken steigen die Temperaturen
niedertroposphärisch deutlich an. Niederschlag fällt nicht mehr und die
Höchstwerte liegen im warmen Bereich von 19 bis 23 Grad.
Der Norden wird durch ein schleifendes Frontensystem beeinflusst, das von der
Nordsee nach Norddeutschland geführt wird. Dort regnet es bei trübem Himmel
verbreitet. Eventuell werden auch markante Dauerregenwarnungen, z.B. für Teile
Nordfrieslands, notwendig. Jedenfalls haben die Globalmodelle dies vereinzelt
auf der Karte und auch CosmoLEPS, ICON-EPS und ECM-EPS haben Signale.
Die Temperaturen nördlich der Main-Linie liegen meist bei 15 bis 18 Grad.

Der Druckgradient zwischen dem Tiefkomplex über Nordwesteuropa, das seinen
Schwerpunkt etwas Richtung Skandinavien verschiebt, und der Hochdruckzone über
dem Mittelmeerraum und Südosteuropa ist gerade über Mitteleuropa gut ausgeprägt,
so dass uns der Wind warntechnisch weiter begleitet. Das Windmaximum liegt über
dem Nordwesten und Norden, wo Böen Bft 7, im Küstenumfeld Bft 8 erwartet werden
(exponiert vereinzelt Bft 9). Im Bergland sind nach wie vor stürmische oder
Sturmböen in Aussicht (Bft 8 bis 9), exponiert auf dem Brocken sind orkanartige
Böen nicht ausgeschlossen. Im Süden spielt der Wind allerdings dann keine große
Rolle.

In der Nacht zum Samstag ändert sich nur wenig. Ein Kurzwellentrog zieht von der
Nordsee nach Osten und induziert an der schleifenden Front eine Welle, die von
der Deutschen Bucht rasch ins Baltikum zieht. Im Norden regnet es somit weiter
und vor allem im Norden Schleswig-Holsteins auch kräftig.
Ansonsten verläuft die Nacht über der Mitte neben dichten Wolkenfeldern ruhig
und im Süden wird eh eine klare und trockene Nacht erwartet. Die obligatorischen
Nebelfelder dürften vor allem im Umfeld der Donau zu finden sein. Die
Tiefstwerte liegen im Norden bei milden 13 Grad und gehen sonst auf 8 bis 4
Grad, am direkten Alpenrand auf bis zu 1 Grad zurück. Leichter Frost in
Bodennähe ist südlich der Donau ebenso zu erwarten wie örtlich leichter
Luftfrost in ungünstigen Senken- und Muldenlagen. An der Südflanke der Welle
bzw. der Kaltfront kann der Gradient im Norden vorübergehend anziehen, was zum
einen etwas verbreiteter im Binnenland die 7er Böen zur Folge hätte, und an der
See wäre (exponiert) auch mal eine schwere Sturmbö nicht ausgeschlossen
(MosMix).

Samstag ... liegen wir unverändert in der westsüdwestlichen Höhenströmung, die
mit einem flachen Rücken aber wieder etwas antizyklonaler wird, auch im Norden.
Vor diesem Rücken kommt die schleifende Kaltfront etwas landeinwärts voran,
verbleibt aber über Norddeutschland. Auch postfrontal strömt aber kaum kältere
Luft ein und vor allem vom Emsland bis nach Mecklenburg regnet es zeitweise,
jedoch mit geringeren 12-std. Niederschlagsmengen.

Über großen Teilen der Mitte und dem Süden dürfte ein meist sonniger und
trockener Tag anstehen und dank der milden
Luftmasse (T850 im Norden um 5 Grad, Mitte/Süden 10 bis 16 Grad) werden
Höchstwerte von 20 bis 25 Grad erwartet. Die höchsten Werte sollten entlang des
Oberrheins und ggf. mit Föhnunterstützung am Alpenrand und im Alpenvorland
erreicht werden, dort sind vereinzelt 26 bis 27 Grad möglich. Im Norden werden
lediglich 15 bis 19 Grad erwartet.

Der Gradient fächert nicht nur in der Höhe, sondern auch im Bodendruckfeld auf.
Im Küstenumfeld werden noch 7er Böen und auf den Bergen 8er und 9er Böen, auf
dem Brocken anfangs auch orkanartige Böen. In den Niederungen kann es im
südlichen Norddeutschland, also präfrontal, steife Böen geben.

In der Nacht zum Sonntag dreht die Höhenströmung weiter nach Südwest, da sich
der Trog über dem Atlantik dem europäischen Festland nähert. Die
Luftmassengrenze über dem Norden kommt vor einer nach Südengland ziehenden Welle
wieder nordwärts voran. Im Norden fällt weiterer leichter Regen. Ansonsten geht
die Nacht zunächst ruhig und gebietsweise gering bewölkt über die Bühne. Frost
ist kaum ein Thema, das ein oder andere Nebelfeld kann sich aber bilden. Der
Wind schwächt sich ab, so dass er wohl nur noch auf exponierten bergen
warnwürdig ist. Die Luftmasse wird im Westen und Südwesten aber labiler und
feuchter. Kurzwellige Tröge liefern einen leichten Hebungsimpuls, was dann von
Benelux und Frankreich her zu einzelnen Schauern, vereinzelt auch zu Gewittern
führen kann.

Sonntag ... Hinter dem nach Polen und Südskandinavien ziehenden Höhenrücken ist
die Strömung vor dem atlantischen Höhentrog glatt aus Südwest.
Die Frontalwelle verlagert sich bis zum Abend ins Seegebiet vor Nordwest-Jütland
und seine Warmfront überquert auch den Nordosten, wo ebenfalls die sehr milde
Luft ankommt. Möglicher Weise kommt die Kaltfront der Welle gegen Abend im
Nordwesten an (EZMW, GFS). Wie auch immer, im äußersten Norden und Nordwesten
ist vor allem anfangs noch mit etwas Regen zu rechnen, wobei die Temperaturen
aber mit 17 bis 19 Grad höher sind als bisher. Ansonsten steht ein recht
freundlicher Tag ins Haus mit einigen Wolkenfeldern im Norddeutschen Tiefland.
Von Südfrankreich her gelangt vor allem in den Westen potentiell instabile,
warme Subtropikluft zu uns, wobei am Nachmittag die ML-Cape-Werte auf 100 bis
500 J/Kg steigen. So ist dort mit einzelnen Schauern und Gewittern zu rechnen.
Die Temperaturen steigen in den Gebieten mit relativ viel Sonnenschein auf 20
bis 25, im Südwesten auf bis zu 27 Grad, zumal dort in 850 hPa die Temperatur
bei gut 15 Grad liegt! Der Wind frischt im Warmsektor tagsüber auf und bringt
meist 5er und 6er Böen, an der Nordsee und im Bergland auch 7er Böen. Auf
exponierten Bergen sind 8er bis 10er Böen zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle weisen im Kurzfristzeitraum meist nur geringe Unterschiede auf.
EZWM entwickelt am Sonntag die Frontalwelle deutlich kräftiger mit stürmischen
Böen an der Nordsee.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden