DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-10-2019 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.10.2019 um 10.30 UTC



Insbesondere im Norden und Westen anfangs wechselhaft mit Schauern und
Gewittern, phasenweise auch länger andauernder Regen. Dabei stark böiger Wind,
zeitweise exponiert bis Sturmstärke. Ab Dienstag Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 17.10.2019


Am Sonntag liegt Deutschland anfangs unter einem Höhenrücken in 500 hPa, der
sich im Tagesverlauf nach Osten bewegt, so dass der Vorhersagebereich zunehmend
auf die Vorderseite eines Langwellentroges kommt, der sich von nahen Ostatlantik
nähert, wobei auch die Strömung zunehmend aufsteilt. Die Trogachse erreicht
ausgangs der Nacht die Westküste Irlands und die westliche Biskaya, allerdings
bleibt die Höhenströmung auch auf der Trogvorderseite leicht antizyklonal bzw.
glatt konturiert. Aus der Höhe sind die Hebungsimpulse somit limitiert,
allerdings zieht im Bodendruckfeld ein Wellentief, welches mit einer auf der
Vorderseite des Langwellentroges ablaufenden kurzen Welle gekoppelt ist, am Tage
von Ostengland bis vor die Nordwestspitze Dänemarks, im Laufe der Nacht dann
weiter zur nördlichen Ostsee. Im Bereich des Tiefs kommt es am Tage im Norden
und Nordwesten zu einzelnen Schauern oder Gewittern, auch sorgt der etwas
verschärfte Gradient für steife, an der Küste auch für stürmische Böen, in der
Nacht greift dann die dem Tief nachfolgende Kaltfront auf den Nordwesten über,
so dass sich der Norden und Nordwesten auch dann niederschlagsaffin zeigen.
Ansonsten ist es trocken und auch verbreitet sonnig. Die Zugbahn des Tiefs hat
auch zur Folge, dass der überwiegende Teil Deutschlands im weit geöffneten
Warmsektor liegt. Die 850er Temperaturen bewegen sich am Tage in einer Spanne
von etwa 18 Grad im leicht föhnigen Süden und gut 10 Grad im Norden, was im
Süden gebietsweise einen Sommertag mit 25 Grad oder auch etwas mehr bedeutet, an
der Küste steigen die Werte dagegen teils nur auf 17 Grad. In der Nacht sinken
die 850er-Werte insbesondere im Norden und Nordwesten mit Übergreifen der
Kaltfront deutlich ab.

Am Montag verlieft das Ostseetief seinen Einfluss auf Deutschland, seine
Kaltfront wird über dem Norden Deutschlands zusehends schleifend und geht in die
Warmfront eines Tiefdruckkomplexes über, der zu Tagesbeginn große Teile
Westeuropas überdeckt. In der Höhe ist ihm der bekannte Langwellentrog
zuzuordnen, wobei das am Morgen an der Südwestspitze Irlands auszumachende
dominierende Bodentief aufgrund der senkrechten Lage unterhalb des Höhentiefs
kein nennenswertes Entwicklungspotential besitzt. Während das Höhentief am Tage
die Irische See überquert und in der Nacht zum Dienstag die Nordsee erreicht,
zerfällt das Bodentief in zwei Kerne, wobei einer in der Nacht den Ärmelkanal,
der andere ebenfalls die Nordsee erreicht. Entwicklungsgünstig liegt aber
insbesondere ein Randtief, welches vom Großraum Paris bis zum Abend ins Emsland
und dann in der Nacht, unter deutlicher Vertiefung auf unter 1000 hPa, zur
westlichen Nordsee zieht. Letzteres übernimmt zunehmend die steuernde Rolle, was
auch im thermischen Feld zu sehen ist, wo sich von ihm in südöstlicher Richtung
ein Warmsektor aufspannt. Dazu steuert das Randtief auch die Verlagerung der
über dem Norden liegenden Front, wobei sich mit der allmählichen nordwärtigen
Verlagerung am Tage im Norden und Westen die Niederschläge deutlich
intensivieren. Die Ensembles des EZMW deuten 24-stündig dabei sogar geringe
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 mm in 24 Stunden bis Dienstagmorgen an. Die
850er Temperaturen erreichen im Süden nochmals Werte um 15 Grad, im Norden und
im äußersten Westen liegen sie um 8 Grad, und in der Nacht sinken sie dann mit
Kaltfrontpassage deutschlandweit auf Werte unter 10 Grad. Mit der Kaltfront sind
auch in der Mitte und im Süden, von West nach Ost verlagernd, schauerartige
Regenfälle verbunden. In der Südosthälfte erreichen die Höchstwerte damit
nochmals 20 bis nahe 25 Grad, in der Nordwesthälfte liegen die Maxima dagegen
bei 15 bis 20 Grad.

Am Dienstag zieht der Langwellentrog über Dänemark und den Norden Deutschlands
hinweg nach Osten, das Bodentief verlagert sich derweil vor die schwedische
Südostküste. Rückseitig des Troges nähert sich von den Britischen Inseln ein
markanter kurzwelliger Rücken, dessen Achse, bei gleichzeitiger Amplifizierung
des Rückens, auf die Westhälfte Deutschlands übergreift. Er stützt ein
Bodenhoch, welches von Südwesten mehr und mehr auf Deutschland ausgreift. Dabei
kommt die 1015er Isobare, zum Morgen noch über dem Schwarzwald gelegen, bis zum
Abend bis in die Mitte, in der Nacht sogar bis nach Skandinavien voran, über dem
Süden Deutschlands steigt der Druck dann sogar auf über 1020 hPa. Kommt es am
Tage gebietsweise, vor allem an der Kaltfront und im Norden im Einflussbereich
des Tiefs, noch zu etwas Regen, gestaltet sich die Nacht zum Mittwoch unter
Absinken weitgehend trocken. Die 850er Temperaturen liegen von Nord nach Süd nur
noch bei 2 bis 6 Grad, in der Nacht steigen sie um Südwesten noch etwas an.

Am Mittwoch liegen wir im Einflussbereich des Höhenrückens sowie unter
Hochdruckeinfluss, wobei der Schwerpunkt des Hochs von Bayern nach Ost- bzw.
Nordosteuropa verlagert. Zwischen dem Hoch und tiefem Luftdruck über Westeuropa
stellt sich eine südliche Strömung ein, die die 850er Temperaturen über dem
Süden, in der Nacht auch über dem Westen und der Mitte, wieder auf über 10 Grad
ansteigen lässt.

Am Donnerstag wandert der Rücken nach Osten ab, seine zum Morgen noch an der
deutsch-polnischen Grenze liegende Achse erreicht am Freitagmorgen das Baltikum.
Somit greift von Westen ein neuer Langwellentrog auf uns über, wobei die
Regenfälle einer wellenden Front in der zweiten Tageshälfte den Westen, in der
Nacht zum Freitag dann auch die Mitte erreichen.

In der erweiterten Mittelfrist gestaltet Trogeinfluss unser Wetter wechselhaft.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Sonntag zeigen der aktuelle Lauf sowie die gestrigen Läufe eine gute
Übereinstimmung. Deutlichere Unterschiede erkennt man nur in der Zugbahn und der
Intensität des kleinräumigen Randtiefs, welches von England in Richtung
Skagerrak zieht. Während die beiden jüngsten 00-UTC-Läufe das Tief am Sonntag um
18 UTC mit einem Kerndruck von unter 995 hPa simulieren, liegt der Kerndruck
beim gestrigen 12-UTC-Lauf knapp über 1000 hPa, was eine gewisse Sprung- bzw.
Wechselhaftigkeit in den Modellen andeutet. Da zudem nach den beiden letzten
Läufen die Verlagerungsgeschwindigkeit des Tief höher ist als beim gestrigen
00-UTC-Lauf, hat dies in der Summe auch deutliche Auswirkungen auf die 850er
Temperatur über der Nordsee, weniger aber für die Feuchte in 700hPA und damit
auf potentielle Niederschläge.

Da am Montag das Randtief an Einfluss auf unser Wetter verliert, sind auch
Modellunterschiede diesbezüglich zu vernachlässigen. Allerdings erkennt man auch
am Montag Muster, dass der jüngste Lauf besser mit dem gestrigen 00-UTC-Lauf als
mit dem gestrigen 12-UTC-Lauf übereinstimmt. Während die 00-UTC-Läufe das
nächste, von Westen kommende Tief um 12 UTC über der Keltische See
positionieren, soll dieses nach dem gestrigen 12-UTC-Lauf über der Nordspitze
Irland liegen. Recht ähnlich gestalten sich auch die Unterschiede bezüglich des
Höhentiefs, wobei die Trogachse aber bei allen Läufen von Nord nach Süd über
Irland verläuft. Über der Biskaya dagegen werden die Trogform und die
Trogverlagerung dagegen deutlich unterschiedlich eingeschätzt.

Ab Dienstag laufen die Modelle dann deutlich auseinander, bezüglich der
Verlagerung des Troges und des Tiefs sind die Unterschiede eklatant. So soll der
Trog laut gestrigem 00-UTC-Lauf am Dienstag um 12 UTC noch über der Nordsee
liegen, nach dem aktuellen Lauf dagegen über der westlichen Ostsee. Ähnliches
gilt für das korrespondierende Bodentief. In der Folge wird auch die
Kaltfrontpassage am Dienstag im aktuellen Lauf deutlich rascher simuliert als in
den Vorläufen.

Die Modellläufe finden auch in der Folge nicht mehr zusammen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag simulieren die verschiedenen Globalmodellen (z.B.
EZMW, GFS, ICON, LFPW) recht ähnlich. Auch am Sonntag sind die großräumigen
synoptischen Strukturen ähnlich, im Detail zeigen sich aber schon Unterschiede,
beispielsweise in der Position des kleinräumigen Randtiefs, welches lauf LFPW
und GFS um 12 UTC unmittelbar vor der englischen Ostküste liegen soll, während
EZMW es auf der mittleren südlichen Nordsee positioniert. Eine Außenseiterlösung
bietet hier ICON, welches das Randtief überhaupt nicht im Programm hat. Auf die
Temperatur- und Feuchtefelder hat dies zu diesem Zeitpunkt allerdings keinen
großen Einfluss.

Am Montag um 12 UTC, wo (s.o.) EZMW den Tiefkern des nächsten Tiefs über der
Keltischen See vorhersaget, soll der Kern laut GFS etwa 450 km weiter
südwestlich vor der Biskaya, laut ICON knapp 500 km weiter nordwestlich vor der
Nordwestspitze Irlands liegen. Entsprechende Unterschiede zeigen sich auch in
den Geopotentialfeldern, in denen der GFS-Trog gegenüber dem EZMW-Trog sehr weit
zurückhängt und viel weiter nach Süden ausgreift. Auch der ICON-Trog hängt
gegenüber EZMW deutlich zurück, greift aber nicht so weit nach Süden aus wie
GFS, und ähnelt damit der Lösung des UKMO.

Im Weiteren ist ein weiteres Auseinanderdriften der Modelle zu beobachten. Bis
Dienstag um 12 UTC sollen die Tiefkerne an folgende Positionen liegen: Laut ICON
über der nördlichen Nordsee, laut EZMW über der Südwestküste Schwedens, laut GFS
über Norddeutschland, wobei letzteres Modell zu diesem Zeitpunkt ein neues
kräftiges Tief über England errechnet, während EZMW und ICON einen Rücken
erkennen lassen - quasi gegenläufige Lösungen.

Auch hier gilt: Die Modelle laufen nicht mehr zusammen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-Rauchfahnen für die 850er Temperatur zeigen unter rascher und stetigen
Zunahme der Streuung bis zum morgigen Freitag einen Anstieg um etwa 6 Grad auf
etwa 9 Grad, dann bis Samstag einen Rückgang um etwa 5 Grad. Es folgt bis
Sonntag ein ebensolcher Anstieg, dann ein erneuter, deutlicher Abfall auf etwa 4
Grad. Auf etwa diesem Niveau soll die Temperatur laut EZMW-Hauptlauf bis
Dienstag verharren. Allerdings zeigen Ausreißer am Montag auch Temperaturen von
12 Grad, die raschen und deutlichen Schwankungen in der 850er Temperatur deuten
auf schnell wechselnde Strömungsregime hin - die als unsicher anzusehen sind.

Die GFS Rauchfahnen für die 850er Temperatur gehen den merklichen
Temperaturrückgang der EZME-Ensembles am Samstag überhaupt nicht mit.
Stattdessen sieht das GFS-Ensemble erst am Dienstag, also 2 Tage später als das
EZMW-EPS, einen deutlichen Rückgang der 850er Temperaturen um etwa 10 Grad.
Bezüglich der absoluten Temperaturen bietet GFS-EPS mit Werten zwischen 10 und
15 Grad (von Samstag bis Montag) deutlich "mehr goldener Oktober" als EZMW-EPS
mit seinen 2 bis 9 Grad.

Die Clusterberechnungen haben im Zeitfenster +72h bis +96h 4 Cluster, im
Zeitfenster +120h bis +168h 3 Cluster und im Zeitfenster +192h bis +240h ein
Cluster berechnet. Dabei ist durchweg die Kategorie Positive NAO dominant,
lediglich der Cluster 1 im ersten Zeitraum, der auch den Haupt- und Kontrolllauf
enthält, beginnt in der Kategorie Negative NAO, um dann in die Kategorie
Positive NAO zu wechseln. Das deutet zwar insgesamt ein Anhalten der
Westwetterlage hin, bezüglich der Trog-Rücken-Muster und damit der
Wetterentwicklung im Detail zeigen sich in den Feldern aber deutliche
Unterschiede.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt über fast ganz Deutschland von Sonntag bis Dienstag Signale für -
teils deutlich - über der Norm liegende Temperaturen. Dazu zeigt EFI am Sonntag
im Norden lokal Signale für Windböen.

Die 24-stündigen Dauerregensignale, die EZMW bis Dienstag 06 UTC für die
DWD-Schwellwerte bis 30 mm zeigt, bestätigen weder der EFI noch COSMO-LEPS.

COSMO-LEPS hat von Sonntag bis Dienstag im Norden und Westen sowie in Hochlagen
Signale für stürmische Böen, die lokal und zeitweise bis knapp an die 50%
heranreichen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MosMix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas