DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-10-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.10.2019 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit wiederholtem Regen. Nächstes Wochenende vorübergehend freundlich
und deutlich wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 13.10.2019


Am kommenden Mittwoch liegt Mitteleuropa unter einer westlichen Strömung am Rand
des steuernden Tiefs bei den Färöern. Die Kaltfront eines Tiefs über dem
Baltikum hat zu diesem Zeitpunkt Deutschland schon überquert, bringt aber im
Süden teilweise noch anhaltenden Regen, der akkumuliert über 18 bis 24 Stunden
durchaus (markantes) Dauerregenpotential besitzt. Im Schwarzwald und an den
Alpen können Warnschwellen überschritten werden. Ansonsten gelangt erwärmte
Meereskaltluft zu uns, die durch einen Trog, der im Tagesverlauf von Westen
heranzieht, labilisiert wird. Die Folge sind zahlreiche Schauer und kurzen
Kaltluftgewitter.
Am Donnerstag nähert sich von Westen her ein flacher, langwelliger Rücken, der
von Warmluftadvektion überlauf sein dürfte. Dabei kann sich vor einem
Kurzwellentrog, der den Rücken überläuft ein kleinräumiges Tief bilden, das über
Norddeutschland nach Osten zieht. Dabei geht der wechselhafte Wettercharakter
weiter und es kommen erneut von Westen her Regenfälle auf, die später auch den
äußersten Süden erfassen können. Die Entwicklung ist aber noch recht unsicher.
Am Freitag macht der Höhenrücken Boden nach Osten gut und kommt mit seiner Achse
nach Deutschland herein, während sich über dem Atlantik ein neuer Langwellentrog
formiert. Die Frontalzone verschiebt sich nach und der Regen klingt zunächst mal
von Westen her ab. Allerdings greift auf den Norden die Warmfront eines Tiefs
bei Schottland über und löst dort erneut Hebung und Regen aus. Über dem
Alpenraum entsteht unterdessen eine Hochdruckzone, die im Süden und zumindest
Teilen der Mitte freundliches Wetter bringt. Ob die Temperaturen schon
signifikant steigen ist noch fraglich. Das kleine Tief, so es denn kommt, dürfte
die Milderung verzögern.

Am Samstag und Sonntag schwenkt der Rücken nach Osten weiter und der
Langwellentrog macht sich über Nordwesteuropa breit. Dazwischen liegen wir in
einer südwestlichen Strömung mit der sehr milde Luftmassen (T850 >10°C) aus
Südwesteuropa zu uns gelangen. Im Süden sind mit Föhn auch noch höhere Werte
über 15 Grad in diesem Niveau möglich, was dann in Maxima deutlich über 20 Grad
münden sollte.
Die Grenze zu kälterer Meeresluft verläuft nicht weit abseits über der Nordsee
und nähert sich am Sonntag dem Nordwesten an. Ob es präfrontal wirklich
"störungsfrei" abläuft, bleibt abzuwarten. Kurzwellige Tröge können schon mal
etwas Hebung generieren, worauf die Modelle mit Feuchtefeldern und auch einigen
Schauern und Gewittern reagieren.

In der erweiterten Mittelfrist geht es dann wieder wechselhafter weiter, da die
Luftmassengrenze von Westen her übergreifen kann und die Zufuhr frischer
Meeresluft einleitet. __________________________________________________________


Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des operationellen Laufs kann als brauchbar bis gut bezeichnet
werden, auch wenn sich schon am kommenden Donnerstag mehr oder weniger deutliche
Unterschiede zu den Vorläufen zeigen. Das aktuell simuliert kleinräumige Tief
über Norddeutschland tauchte in den Vorläufen nicht auf. In der Folge ähneln
sich die Läufe aber wieder mehr und zeigen den Hochdruckeinfluss über weiten
Landesteilen in Kombination mit einer deutlichen Erwärmung. Wie nachhaltig diese
Beruhigung ist, ist zwar noch offen; ein paar Tage "goldener Oktober" sind aber
mindestens drin.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Mittwoch ähneln sich die betrachteten Globalmodelle noch sehr. Am Donnerstag
zeigen ICON und GFS eher eine Warmfront auf den Norden und die Mitte übergreifen
und mit der WLA auch eine raschere Progression des nachfolgenden Rückens in
unsere Richtung. Allerdings ist beim GFS die Warmfront auch schon etwas
deformiert, Richtung Warmfrontwelle, so dass ansatzweise, auch mit etwas gutem
Willen, eine Tiefentwicklung auszumachen ist. Danach setzen auch die anderen
Modelle auf eine Erwärmung und wenigstens über der Mitte und den Süden
vorübergehend ruhiges und warmes Herbstwetter.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen die Aussagen des Hauptlaufes, auch was die Entwicklung des
kleinen Tiefs am Donnerstag angeht, zumindest in groben Zügen. Der Spread wird
zwar schon größer, allerdings lassen die Niederschlagssignale und die
Geopotentialkurven, die Tief- bzw. Trogpassage erkennen. Die Wetterberuhigung am
Wochenende könnte aber nur noch kurzer Dauer sein, da am Montag rasch wieder
vermehrt Niederschlagssignale auftauchen. Während das Geopotential in der Folge
recht hoch bleiben soll, besteht bezüglich der Temperaturentwicklung noch große
Unsicherheit.
Eingangs der Mittelfrist lässt die Clusterung kaum Unterschiede erkennen, er
werden 2 Cluster gebildet. Im Hauptmittelfristzeitraum (bis +168h) sind es dann
4 Cluster, wobei der Hauptlauf in Cluster 2 (15 Member) liegt. Cluster 4 (9
Member) ähnelt diesem am Freitag sehr, während die anderen beiden den Rücken
rascher hereinkommen lassen. In der Folge sind die Unterschiede über
Mitteleuropa wieder nicht sehr groß.
In der erweiterten Mittelfrist könnte sich ein Höhenrücken über dem südlichen
und östlichen Mitteleuropa festsetzten, bzw. sich dort wieder regenerieren,
sodass wir an dessen Rand in einer westlichen bis südwestlichen Strömung zu
liegen kommen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die markanten Wettererscheinungen für die Mittelfrist sind einerseits der Regen,
auf den es in Staulagen des Südens seitens der deterministischen Modelle, aber
auch von den probabilistischen Verfahren immer wieder Hinweise gibt. Vor allem
am Mittwoch sind in Staulagen des Schwarzwaldes und der Alpen markante
Dauerregenmengen nicht ausgeschlossen.
Der Wind frischt an der See und im Bergland zeitweise stürmisch auf. Exponiert
sind auch Sturmböen mit dabei. Auch EFI zeigt entsprechende Hinweise auf den
Regen und Wind. Hier zeigt sich aber auch, dass das Tief am Donnerstag an seiner
Südflanke etwas großflächiger kräftige Böen zur Folge haben kann, jedenfalls
liefert EFI ein entsprechendes Signal für diesen Tag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner